Galerie unter freiem Himmel
Der Künstlermarkt lockte wieder viele Besucher. Für jeden Geschmack war Kunst dabei.
Hilden. Am Samstagmittag tummeln sich zahlreiche Passanten in der Hildener Innenstadt. Die Gesichter verraten nicht, was die Frauen und Männer in die Mittelstraße getrieben hat. Doch schnell lässt sich ein Unterscheidungsmerkmal finden. Da sind die knallbunten Plastiktüten der Drogerien und Boutiquen in den einen Händen und die beigen ausgewaschenen Jutebeutel auf den anderen Schultern.
Neben dem normalen Shopping-Alltag mit seinen bunten Tüten ist am Wochenende Künstlermarkt in der Stadt. Das erklärt auch, warum aus jedem zweiten Baumwollsack ein Bilderrahmen herausguckt.
Ebenso spannend wie die Werke in den Beuteln sind die schaffenden Menschen dahinter. Jeder der 100 Künstler aus der ganzen Republik und den Nachbarländern hat nicht nur einen individuellen Pinselstrich, sondern auch eine ganz eigene Geschichte zu bieten.
Elke Hoffmann hat als Hildenerin Heimspiel. Doch das ändert nichts an ihrer Aufregung. Die Hobbykünstlerin stellt zum ersten Mal überhaupt aus. „Ich habe immer ein Fundstück, das ich dann zeichne oder male. Zu diesem Werk wurde ich durch eine Truhe mit Klimt-Motiv inspiriert“, sagt Hoffmann und deutet auf ihre Variante des Kusses von Klimt. Für ihre Acrylbilder und Zeichnungen verlangt die Hildenerin zwischen zehn und 30 Euro.
An Thorsten Siebers Stand muss der Käufer schon ein bis zwei Nullen an die Preise dranhängen um eine seiner Steinfrauen zu ergattern. „Ich hab den Stein vor mir liegen und überlege mir, wie ich die Frau da jetzt reinkriege“, sagt der Mann mit der großen durchsichtigen Schutzbrille und dem weiten rot-orangefarbenen Hemd und schmunzelt selbst über sein künstlerisches Vorgehen.
Für die Meerjungfrauen und Feen nimmt der Bildhauer aus dem Emsland so einiges in Kauf: „Ich hab’ schon mal bei Ebay 15 Tonnen Marmor ersteigert. Da war dann der Transport teurer als die Steine an sich.“ Auch der Weg nach Hilden gestaltete sich lange Zeit steinig. „Befreundete Künstler wollten mich schon öfters auf den Kunstmarkt locken, aber ich bin bis zu diesem Jahr Ente gefahren. Da waren solche Strecken zu weit“, sagt Sieber, der seit kurzem Bully fährt.
Der Kuss in Acryl und Goldfolie, Marmor-Meerjungfrauen — Kunst in Hilden ist vielfältig. Eine Frau, die das alles unter einen Hut bringt, ist J’Ophélia Gagé. Mit Hilfe von Kindern erstellt sie auf dem Markt ein Mosaik-Bild. Jeder kleine Künstler darf ein Quadrat ausmalen. Das fertige Werk wird im Rathaus ausgestellt. Doch nicht nur Mosaik oder Markt sind vielfältig, auch das Arbeiten als Künstler hat viele Facetten.
„Der Beruf der Künstlerin beinhaltet eigentlich ganz viele Berufe. Man muss sich vermarkten, seine Bilder verkaufen und irgendwie zwischendurch noch kreativ sein“, sagt Gagé während sie einem Kind neue Farbe mischt und seine Eltern zu Camembert und Rotwein in ihr Atelier einlädt.