Geldautomat in Haan gesprengt
Das Gerät stand im Eingang des Einrichtungshauses Ostermann. Zeugen sprechen von drei Männern, die in einem Audi flüchteten.
Haan. Freitagmorgen um 3.17 Uhr gibt es einen lauten Knall im Foyer des Möbelmarktes Ostermann an der Landstraße 40. Dann geht die Alarmanlage los. Räuber haben den Geldautomaten der Stadtsparkasse Haan gesprengt. Diesmal haben sie Zeugen. Mitarbeiter einer Firma arbeiten dort zu nachtschlafender Zeit und können alles beobachten. Sie sehen, wie drei dunkel gekleidete Männer Taschen in den Kofferraum eines dunklen Audi A4 laden, der unmittelbar vor dem Haupteingang parkt. Dann rast der Wagen los Richtung Autobahn.
Die Anschlussstelle Haan-Ost der A 46 ist nur knapp einen Kilometer entfernt. Die Zeugen können sogar das ME-Kennzeichen ablesen. Die Polizei findet schnell heraus, dass es nur Stunden vor der Tat von einem geparkten Wagen in Langenfeld gestohlen wurde. Nach der Beschreibung der Zeugen ist der Fluchtwagen wahrscheinlich ein dunkelgrauer Audi A 4 mit schwarzen Felgen. Die drei Räuber sind etwa 1,80 Meter groß und komplett dunkel gekleidet. Trotz intensiver Fahndung der Polizei können sie entkommen.
Der Geldautomat wird durch die mutmaßliche Gasexplosion völlig zerstört. Wie viel Geld sich darin befand, kann Gina Paparo, stellvertretende Sprecherin der Stadtsparkasse Haan, nicht sagen. Der Geldautomaten werde von einer Sicherheitsfirma befüllt. Paparo kann sich nicht erinnern, dass schon einmal ein Geldautomat der Stadtsparkasse Haan gesprengt worden ist: „Ich gehe davon aus, dass wir versichert sind.“ Das Einrichtungshaus Ostermann öffnete gestern Morgen wie gewohnt. Nur einige Scheiben sind gesplittert und abgeklebt. Der zerstörte Automat ist hinter Stellwänden verborgen. Man muss schon sehr genau hinschauen, um überhaupt etwas von der Sprengung zu bemerken. „Uns ist nichts weiter passiert“, sagt eine Ostermann-Mitarbeiterin zu einem Kollegen: „Das waren Profis.“ Das glaubt auch Kriminalhauptkommissarin Heidi Conzen, Sprecherin des Landeskriminalamtes NRW: „Das ist bereits der 24. Fall dieser Art in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen.“
Die Täter in Haan haben zwar einen Audi als Fluchtwagen benutzt. Von einer „Audi-Bande“ will Conzen aber nicht sprechen: „Die Fluchtfahrzeuge sind sehr schnelle Autos, häufig Audis.“ Die Geldautomaten-Sprenger seien nicht „eine“ Bande, sondern eine große Gruppierung, die in wechselnden und unterschiedlichen Besetzungen arbeitet: „Das LKA geht von rund 200 Niederländern mit nordafrikanischem Migrationshintergrund aus. Sie sind nur ganz kurz vor Ort und ganz schnell wieder weg. Und Nordrhein-Westfalen hat eine lange gemeinsame Grenze mit den Niederlanden.“ Dies alles erschwere die Ermittlungen, obwohl die Zusammenarbeit mit der niederländischen Polizei gut sei. 2015 wurden in Nordrhein-Westfalen 67 Geldautomaten gesprengt, 2016 waren es bereits doppelt so viele (136). 2017 zählte das Landeskriminalamt 92 Taten. Die Zahlen gelten nur für NRW. Wie es in den anderen Bundesländern aussieht, kann das LKA nicht sagen. „In rund 50 Prozent der Fälle machen die Täter keine Beute“, erläutert Conzen. Zur Höhe des Schadens mache das LKA grundsätzlich keine Angaben. Die Kriminalhauptkommissarin weist darauf hin, dass die Automaten nicht alle gleich, sondern unterschiedlich mit Geld gefüllt seien. Und neuere Automaten seien sicherer.