Konferenz in Leipzig Gleichstellungsbeauftragte: Gretchenfragen für mehr Gerechtigkeit

Haan/Leipzig · (peco) Fast 500 Teilnehmende aus ganz Deutschland, darunter auch die Haaner Gleichstellungsbeauftragte Nicole Krengel, haben bei der Konferenz der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Leipzig zwei Tage lang über „Gretchenfragen – feministische Perspektiven für die Zukunft“ diskutiert.

Auch häusliche Gewalt war Thema bei der BAG in Leipzig.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Gretchenfragen sind als unbequem empfundene Gewissensfragen, die eine Positionierung zu Kernthemen verlangen.

Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) ermutigte in ihrem digitalen Grußwort die kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, auch weiterhin unbequeme Fragen zu stellen und so die Politik voranzutreiben: „So lange Vermögen und Möglichkeiten ungleich verteilt sind, so lange sind Gleichstellung und Gerechtigkeit nicht erreicht.“, sagte Paus. Mit einer Demonstration von fast 300 kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in der Leipziger Innenstadt brachten die Teilnehmenden ihre Gretchenfragen und auch Forderungen lautstark auf die Straße:

Häusliche Gewalt

3,8 Milliarden Euro zahlt die Gesellschaft im Jahr für die Folgen von häuslicher Gewalt. Jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-) Partner ermordet.

Deutschland hat die Istanbul-Konvention und muss sie jetzt auf allen Ebenen auch umsetzen. Forderung: Mehr Geld für Täterarbeit und Präventionsprojekte für Jungen. Bessere Strukturen für besonders verletzliche Gruppen, wie „trans“ und „inter“ Personen. Verlässliche Finanzierung von Frauenschutzhäusern.

Politische Teilhabe

Nur etwa ein Drittel der Bundestagsabgeordneten ist weiblich, der Anteil der Bürgermeisterinnen beträgt nur 11,7 Prozent. Forderung: Paritätische Besetzung im Bundestag und in den Kommunalparlamenten.

Gesundheit

Immer mehr Geburtsabteilungen werden geschlossen, Frauen müssen gerade in ländlichen Regionen lange Wege in Kauf nehmen, werden abgewiesen, wenn Kreißsäle belegt sind. Forderung: Wohnortnahe Versorgung für Schwangere.

Schwangerschaftsabbruch

Noch immer kann Schwangerschaftsabbruch laut §218 mit Gefängnisstrafe geahndet werden und immer weniger Ärzte können einen Abbruch vornehmen. Forderung: Abschaffung des § 218. Das Erlernen von Methoden des Schwangerschaftsabbruchs muss verbindlicher Teil des Medizinstudiums werden.

Alleinerziehende

Alleinerziehende sind fünfmal häufiger von Armut betroffen als Zwei-Eltern-Familien. 88 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. Forderung: Verabschiedung eines Steuergesetzes, das die Situation Alleinerziehender verbessert.

Auf solche und weitere Gretchenfragen müsse die Politik Antworten geben, befanden Nicole Krengel und ihre Kolleginnen. Entsprechende Anträge an die Bundesregierung wurden verabschiedet.

(peco)