Angebot nicht nur für Touristen Gruiten mit dem Audioguide erkunden

Haan · Der Bürger und Verkehrsverein erhält 10.000 Euro, mit denen er Bausteine für eine Akustik-Tour kaufen kann. Start soll noch in diesem Jahr sein.

 BVV-Chef Wolfgang Stötzner in Gruiten-Dorf, hier oberhalb des historischen Ortskerns, der viele Besucher anzieht.

BVV-Chef Wolfgang Stötzner in Gruiten-Dorf, hier oberhalb des historischen Ortskerns, der viele Besucher anzieht.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das „Haus am Quall“, von dem zumindest ein Gebäudetrakt auf das 14. Jahrhundert zurückdatiert werden kann, die evangelisch-reformierte Kirche aus dem Jahr 1721 im Ensemble mit Predigthaus (1682) und Altem Pfarrhaus (1764), aber auch der verbliebene Turm der alten Wehrkirche auf dem katholischen Friedhof (Ende 12. Jahrhundert) – Gruiten hat eine enorme Fülle historisch wertvoller Gebäude zu bieten. Das ganze Dorf ist im Prinzip ein einziges Denkmal. Entsprechend beliebt ist es bei Ausflüglern und Spaziergängern, die nicht selten von weiter her kommen.

Das macht jedoch nicht nur Freude, wie Wolfgang Stötzner weiß. Der Vorsitzende des Bürger- und Verkehrsvereins (BVV) hat festgestellt, dass gerade in den vergangenen beiden Corona-Jahren, als Führungen ausfallen mussten, Besucher dazu übergegangen sind, sich auf eigene Faust und unkonventionelle Weise Informationen zu beschaffen: „Viele haben einfach bei den historischen Gebäuden geklingelt und den Anwohnern Fragen gestellt“, berichtete Stötzner jetzt im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Liegenschaften, Kultur, Städtepartnerschaften und Tourismus. Das sei auf Dauer natürlich nicht tragbar. Das vogelwilde Geklingel ist aber bei weitem nicht der einzige Grund, warum der BVV plant, einen Audio-Wanderführer für Gruiten Dorf einzurichten. „Wir möchten eine Möglichkeit schaffen, mit der jeder Besucher die Möglichkeit erhält, flexibel einen Überblick mit den wichtigsten Informationen und Geschichten zum Dorf zu erhalten.“ Das Smartphone ermögliche mit all seinen Funktionen, wie etwa QR Scan, hoher Speicherkapazität, Lautsprecher, Navigationsmöglichkeiten wie Kartenfunktion und GPS neue und attraktive Formen einer Dorfführung. Diese Möglichkeit wolle der BVV nutzen.

Sogar ein komplettes Angebot hatte der Vorsitzende im Gepäck. Es stammt vom Unternehmen Hearonymus – „dem Marktführer“, wie Stötzner berichtete. Davor habe der Verein viele Gespräche mit „dem Rolls Royce unter den Anbietern geführt, der Firma Lauschtour“.

Vor der Entscheidung wurden zehn Anbieter geprüft

Die seien am Ende jedoch nicht von Erfolg gekrönt gewesen. „Da hätten wir dichterisch tätig werden müssen – das ging uns denn doch ein wenig zu weit“, berichtete Stötzner. In den letzten Monaten hätten Ehrenamtler des BVV insgesamt zehn Anbieter von Audiotouren auf den spezifischen Einsatz für Gruiten hin überprüft. Jetzt sei man sich sicher. Zumindest am Geld wird die Einführung der Tour auch nicht mehr scheitern: Der Ausschuss votierte einstimmig dafür, dem Bürger- und Verkehrsverein 10 000 Euro zur Verfügung zu stellen, damit dieser das Hearonymus-System erwerben kann. Eigentlich liegt der Kaufpreis bei 10 700 Euro – die Differenz hat der BVV jedoch durch eine Spende bereits abgedeckt.

Rainer Wetterau (CDU) lobte die Aktion als einen Schritt in die richtige Richtung, „auch für ganz Haan“. Annegret Wahlers (WLH) sprach ebenfalls von einer „Steilvorlage für alle anderen“. Jens Niklaus (SPD) wollte angesichts der nicht immer guten Netzabdeckung in Gruiten wissen, wie künftige Nutzer an die Daten kämen: „Die Führung kann schon bei der Tourenplanung im Vorfeld heruntergeladen werden“, antwortete Wolfgang Stötzner. Im Dorf selber könne dann per QR-Code oder GPS auf die Texte zugegriffen werden. „Das Handynetz spielt keine Rolle.“

Nach der Freigabe des Geldes wird sich der BVV Stötzner zufolge nun intensiv um eine schnelle Einführung bemühen: „Wir streben an, noch in diesem Jahr die erste Tour zur Verfügung stellen zu können“, kündigte er an. Zumindest im Laufe des Frühjahrs 2023 sollten Besucher in der Lage sein, jede Menge Wissenswertes über Gruiten abrufen zu können – und zwar ganz ohne zu klingeln.