Haan Politik gegen neue Schottergärten

Haan. · Es gibt keine Möglichkeiten, bestehende Anlagen abzuändern. Wer in Haan baut, soll aber künftig darauf verzichten.

Die Schotterflächen an den Gebäudemauern am Haaner Hallenbad sind nachträglich bepflanzt worden.

Foto: Ursula Piepenstock

Wer künftig in Haan ein Haus bauen will, soll mit dem Grundsteuerbescheid auch ein Informations-Blatt darüber erhalten, was bei der Anlage seines Gartens beziehungsweise Vorgartens erlaubt ist. Gleichzeitig soll die Stadt im Baugenehmigungsverfahren ebenfalls auf die Gartengestaltung einwirken.

Auf diese Vorgehensweise hat sich die Politik jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr geeinigt. Damit sollen vor allem Steinwüsten verhindert werden. Dass Schottergärten für eine Gartenstadt eigentlich nicht zumutbar sind – darüber bestand quer durch die Parteien Einigkeit. Wie das umgesetzt werden soll, darüber gab es indes einige Diskussionen.

Der Technische Beigeordnete Engin Alparslan machte darauf aufmerksam, „dass wir als Stadt keine rechtliche Möglichkeit haben, auf bereits bestehende Gärten Einfluss zu nehmen“. Jede Lösung, die beschlossen werde, müsse daher in die Zukunft gerichtet sein. Meike Lukat von der Wählerinitiative Lebenswertes Haan verwies darauf, dass es bereits aus vergangenen Jahren eindeutige Beschlüsse zum Umgang mit der Ausgestaltung von Gärten gebe: „Wir haben kein Problem mit der Rechts- oder Beschlusslage – wir haben ausschließlich ein Umsetzungsproblem in Haan“, fügte Lukat hinzu.

Carlo Sattler (SPD), der Vorsitzende des Seniorenbeirats, sagte, gerade viele Einfamilienhäuser seien inzwischen von verwitweten älteren Damen bewohnt. „ Die können sich umfangreiche Gartenpflege einfach nicht leisten – weder finanziell noch körperlich.“

Für GAL-Fraktionschef Andreas Rehm ist die Frage „Wo mischen wir uns ein, was müssen wir tatsächlich regeln?“ ein ganz wichtiger Punkt. „Ich persönlich finde beispielsweise auch diese billige, sogenannte Blumenerde aus dem Baumarkt unzumutbar“, fügte er hinzu. Die FDP kann damit leben, wie künftig auf neue Gartenbesitzer Einfluss genommen werden soll. Sie hatte am 19. April als erste eine Anfrage zu Schottergärten gestellt. Die SPD hatte daraufhin sechs Tage später ihren Antrag formuliert.

Gärten mit Vlies, Steinen und Split fördern das Insektensterben

„Gärten haben eine erhebliche Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima besonders in städtischen Bereichen“, begründete der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Jörg Dürr, die Initiative. Vorgärten, Beete oder gar ganze Gartenbereiche, die mit wasserdurchlässigem Vlies sowie mit Kies, Steinen, Split und Schotter abgedeckt werden, führten zu einer Verarmung des Lebens im Boden und seien mitverantwortlich für das Insektensterben. Sie heizten sich auf, speicherten Wärme und strahlten sie ab. Dazu kämen negative Auswirkungen auf das Grundwasser, da mit Vlies und Folien unterlegte Schottergärten das Versickern von Wasser verhinderten. „Auch in Haan ist eine deutliche Zunahme von Schottergärten festzustellen“, betont Jörg Dürr. „Sie sind ökologisch wertlos und wenig nachhaltig. Sie werden einer Gartenstadt nicht gerecht. “

Auch in anderen Städten im Kreisgebiet, wie etwa Velbert oder Ratingen wird das Thema Schottergärten zurzeit intensiv diskutiert. Auf einer Fläche, die in Haan zuletzt massiv in der Kritik gestanden hatte, hat sich offenbar etwas zum Positiven bewegt: Ausgerechnet die Stadtwerke hatten auf ihrem Gelände am Alten Kirchplatz eine Steinwüste der besonderen Art geschaffen. Schotter, soweit das Auge reicht. Mittlerweile ist für jeden sichtbar, dass die Stadtwerke versuchen, die Fläche mit Pflanzungen aufzuwerten.