Hilden/Haan Zwei Pfarreien fehlen weiterhin die Pfarrer

Hilden/Haan. · Pfarrverweser Kaplan Stefan Mergler geht bald nach Remscheid. Es bleiben Fragen offen.

Die St. Jacobus-Kirche in Hilden: Traditionell wohnt der Pfarrer in der größten Gemeinde und das ist Hilden.

Foto: Zelger, Thomas

Reiner Nieswandt ließ sich Anfang Februar überraschend von der Leitung der beiden katholischen Gemeinden in Hilden und Haan entbinden. Mitte März übernahm er die Leitung der katholischen Krankenhausseelorge in Wuppertal. Am Pfingstwochenende startet er seinen eigenen Youtube-Kanal und eine eigene Website im Internet, um immer mal wieder theologischen Überlegungen zu präsentieren, wie die Kirche im 21. Jahrhundert sich neu erfinden kann oder muss.

Erzbischof Kardinal Woelki machte Kaplan Stefan Mergler zum Pfarrverweser. Er leitet die beiden Gemeinden übergangsweise und kommissarisch. Zum 1. September geht Kaplan Mergler nach Remscheid. Das sei eine „übliche Versetzung“, erläutert das Erzbistum Köln. Mergler setze seine Ausbildung als Kaplan an der Pfarrei St. Suitbertus in Remscheid bei Pfarrer Monsignore Thomas Kaster fort, hieß es in den Pfarrnachrichten.

Im September wird Tom Sebastian Koottumkal MCBS Seeldorger

Erzbischof Kardinal Woelki hat zum 1. September Kaplan Pater Tom Sebastian Koottumkal MCBS als Pfarrvikar für den Seelsorgebereich Haan/Hilden ernannt. Pater Tom Koottumkal stammt aus Indien und arbeitet bereits seit neun Jahren in Wuppertal. Derzeit ist er Kaplan an den Pfarreien im Sendungsraum Elberfeld, Stadtdekanat Wuppertal.

Wer wird dann Pfarrverweser? Dafür muss jemand zwingend benannt werden. Kottumkal sei dafür nicht vorgesehen, stellt das Generalvikariat klar. Man sei „bezüglich einer Nachbesetzung in Planung“. Das gilt auch für die Pfarrer-Stelle: Sie sei ausgeschrieben: „Wir sind sehr um eine Nachbesetzung bemühlt.“ Es gebe keine Überlegungen die Pfarreien Hilden und Haan mit weiteren Pfarreien zu einer Leitung zusammen zu fassen.

Das war in den vergangenen Jahren jedoch die Strategie im Erzbistum Köln. Gemeinden wurden so lange mehr oder weniger freiwillig zusammengelegt, bis ihre Zahl der Zahl der verfügbaren Leitenden Pfarrer (rund 200) entsprach. Ein schmerzhafter Prozess, haben auch die ehemals drei selbstständigen Gemeinden in Hilden erfahren. Die Gemeinden Hilden und Haan sollen offenbar nicht fusioniert werden. Sie bleiben selbstständig, werden sich aber wohl weiterhin einen Pfarrer teilen müssen.

Nieswandt war auch zurückgetreten, weil es Differenzen mit Mitgliedern von Leitungsgremien gab. Einige Mitarbeiter aus dem Team verließen die Gemeinde - nicht ganz freiwillig. Die Kirchenvorstandswahl in St. Jacobus konnte im November 2018 nicht stattfinden, weil Kandidaten ihre Kandidatur zurückzogen. Das wurde im Mai nachgeholt. Auch der Pfarrgemeinderat hat sich neu aufgestellt. So lange die Pfarrer-Stelle nicht besetzt ist, dürfen die Gemeinden keine entscheidenden Veränderungen vornehmen.

Laien übernehmen mehr Verantwortung. Zwei Frauen dürfen seit einiger Zeit auch Bestattungen vornehmen. Das war im Bistum Köln bislang nur Priestern und Diakonen vorbehalten. „Weiheämter sind in der katholischen Kirche bis auf weiteres Männern vorbehalten“, betont das Generalvikariat. Im Gottesdienst gebe es keine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Männern und Frauen. Beide dürfen Kommunion austeilen, den Lektorendienst versehen, ministrieren und die Krankenkommunion überbringen.

In einem offenen Brief hatten kürzlich sechs Pastoralreferenten (darunter Robert Eiteneuer aus Hilden/Haan) geklagt, dass im Erzbistum Köln trotz Priestermangel Gemeinde- und Pastoralreferenten keine Aufgaben von Priestern übernehmen dürfen, weil Kardinal Woelki das verbietet. „Wir teilen diese Sorge und wundern uns über das Schweigen des Kardinals“, sagte dazu Reinald Rene Müller, Vorstand des Pfarrgemeinderats Haans und des Katholikenrats Mettmann im April. Woelki soll verärgert gewesen sein, dass der Brief zunächst der Presse und erst dann dem Erzbistum zugestellt wurde. Generalvikar Dr. Markus Hofmann empfing die sechs Autoren zu einem Gespräch – und kanzelte sie anschließend öffentlich ab. Die Vorgehensweise haben den im Brief geforderten Dialog „konterkariert“. Interviewäußerungen seien „beschädigend und sachlich unangemessen“. Zum Inhalt kein Wort. Die amtskirchliche Reaktion des Erzbistums spricht für sich.