Überfall 2018 in Haan Prozess gegen zweiten Verdächtigen nach Säure-Angriff auf Innogy-Manager
Haan · Vor dem Landgericht Wuppertal muss sich ein Mann verantworten, der im Verdacht steht, gemeinsam mit einem bereits Verurteilten den Energiemanager Bernhard Günther in Haan überfallen und mit Säure übergossen zu haben.
Das Landgericht Wuppertal hat die Anklage gegen einen zweiten Tatverdächtigen im Fall des Säure-Anschlags auf den ehemaligen Innogy-Spitzenmanager Bernhard Günther 2018 in Haan zugelassen. Das teilte ein Sprecher mit. Der Prozess gegen den zum Tatzeitpunkt 31 Jahre alten Mann soll am Mittwoch, 13. Dezember, starten.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, am 4. März 2018 in Haan mit einem bereits verurteilten Mann dem damals 51 Jahre alten Energiemanager aufgelauert zu haben. Gemeinsam sollen sie Bernhard Günther in der Nähe seines Wohnhauses beim Joggen hinterrücks angegriffen, zu Boden gebracht und dort festgehalten haben. „Einer der beiden soll dann hoch-konzentrierte Schwefelsäure in das Gesicht des 51-Jährigen geschüttet haben“, so der Gerichtssprecher weiter. Dadurch soll der Mann „Verletzungen in Gestalt ausgedehnter tiefgreifender Verätzungen am Kopf (insbesondere im Gesicht und den Ober- und Unterlidern der Augen), am Hals, an der linken oberen Rumpfpartie, den Beuge- und teilweise den Streckseiten der oberen sowie den Streckseiten der unteren Extremitäten erlitten haben“. Das Opfer soll sich weiteren Operationen unterziehen müssen.
Ein 43-jähriger Belgier war bereits im Sommer 2022 wegen seiner Beteiligung an dem Überfall in Haan zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Der BGH bestätigte im Sommer 2023 dieses Strafmaß. Spitzenmanager Günther vermutete als Auftraggeber des Säure-Attentats eine Person in seinem damaligen beruflichen Umfeld, die ihn als Konkurrenten habe ausschalten wollen. Er war damals Finanzvorstand des Unternehmens Innogy, das wenige Tage später vom Eon-Konzern übernommen wurde. Den nun angeklagten Verdächtigen hatte die Polizei Ende Juni in Dortmund festgenommen. Er war zuvor schon einmal ins Visier der Ermittler geraten und 2019 in Köln in Gewahrsam genommen worden. „Allerdings konnte der dringende Tatverdacht damals nicht erhärtet werden“, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft im Sommer. Die „Mordkommission Säure“ habe umfangreiche Ermittlungen im Nachgang zur Hauptverhandlung des bereits verurteilten Täters durchgeführt, hieß es weiter. Diese haben offenbar den dringenden Tatverdacht im Juni bestätigt.
Für den Prozess hat das Landgericht acht Verhandlungstage bis zum 30. Januar 2024 angesetzt. „Bis zu einem rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt der Angeklagte als unschuldig“, erklärte ein Gerichtssprecher weiter.