Haan Begegnungen am Sandstrand
Haan. · Das internationale Begegnungsfest der Caritas lockt viele Besucher zum Haaner Strand.
Liebe, so sagt man, gehe des öfteren durch den Magen. Vielleicht auch Toleranz. Es gibt wohl kaum einen besseren Weg fremde Menschen kennen zu lernen, als mit ihnen in zugewandter Atmosphäre gemeinsam zu essen und dabei Gaumenfreuden fremder Herkunft zu erleben.
Wie dies gelingen kann, zeigte einmal mehr das Begegnungsfest „Strand International“ auf dem Neuen Markt, zu dem der Caritas Kreisverband Mettmann, der übrigens auch sein 50-jähriges Jubiläum feierte, und der Fachdienst für Integration und Migration sowie das Ehrenamtler-Team der Haaner Flüchtlingshilfe eingeladen hatten. Das Fest war Teil des Haaner Sommers.
Gleich zu Beginn bildet sich eine lange Schlange am Buffet mit kulinarischen Köstlichkeiten aus Ghana, Eritrea, Syrien, Tadschikistan und Afghanistan. Gefüllte Weinblätter sowie mit Fleisch oder Käse gefüllte Hörnchen hat Jihan Atte gemeinsam mit ihrer Tochter Yara zubereitet. Vor zwei Jahren ist die Syrerin aus umkämpften kurdischen Gebieten mit ihrer Familie nach Deutschland geflüchtet. „Ich arbeite in der Kleiderkammer der Caritas mit, und mein Sohn Jwan geht ab Herbst auf das Haaner Gymnasium“, sagt Jihan Atte nicht ohne Stolz. „Nein, das ist kein Couscous, sondern Reis mit Gemüse, nein, diese Soße nicht nicht scharf“: Geduldig erklärt Mabel Holm, die vor vier Jahren mit ihrer Familie aus Ghana nach Haan gekommen ist, die Spezialitäten ihrer Heimat. „Ich habe bislang in der Waldorf-Schule gearbeitet und hoffe auf einen neuen Vertrag für das neue Schuljahr“, so Holm. Zu einer richtigen Feier gehört natürlich auch Musik und Tanz.
Die Tänzerinnen der Gruppen „Nour el Amal“ sowie „Wild Tribe“ tanzen zur Begeisterung des Publikums einen Folklore-Mix, der nicht auf tänzerische Authentizität setzt, sondern vielmehr auf Fantasie und Begeisterung für das Tanzen. Die tänzerische „Fantastische Reise um die Welt“ nimmt Inspirationen aus Indien, Irland, Amerika und den Orient auf, wofür es reichlich Applaus gibt.
Auch Basem Jasem, der vor zwei Jahren mit Kind, seiner damals schwangeren Frau Reem und seiner Mutter von einem kleinen Ort im Norden Syriens geflohen ist, fühlt sich auf dem Fest und in Haan wohl. „Es war eine sehr gefährliche Reise, mit einem kleinen Boot nach Griechenland, später immer wieder weiter mit Bussen“, sagt der Ex-Anwalt, der neben einem erstaunlich guten Deutsch auch noch Türkisch, Englisch und sogar Niederländisch spricht. Anwalt würde er in Deutschland wohl nicht mehr werden, aber nach entsprechenden Sprachzertifikaten wolle er versuchen, eine Ausbildung als Anwaltsgehilfe oder Rechtspfleger zu bekommen.