Herzsportler müssen Umwege bewältigen
Herzinfarkt-Patienten wünschen sich für Haan wieder eine eigene Reha-Sportgruppe — so wie früher.
Haan. Vor vier Jahren hatte Maria-Luise Beu einen Herzinfarkt. Seither achtet die Haanerin auf eine gesunde Lebensweise. Auch Bewegung gehört dazu. Gerne würde sie in ihrer Heimatstadt eine so genannte Koronarsportgruppe besuchen. Doch so etwas gibt es in Haan seit rund zwei Jahren nicht mehr. „Die Betroffenen aus Haan müssen nach Erkrath oder Langenfeld fahren, um dort Gruppen für den Reha-Sport zu besuchen“, sagt Maria-Luise Beu. „Doch das sind überwiegend ältere Leute. Die sind nicht mehr mobil.“
Auch Maria-Luise Beu ist schon 78 Jahre alt. Und wenn sie niemanden hat, der sie mit dem Auto mitnimmt, dann bleibt ihr zu Hause nur das Trimmdich-Rad. 18 Jahre lang gab es in Haan Herzsportgruppen, bis sie nach Schließung der Turnhalle Bachstraße aus Platzmangel Ende 2012 eingestellt werden mussten.
Auch die Trainingszeit ist entscheidend: „Ein Herzsportler wird nicht noch um 20 Uhr in eine Halle gehen“, sagt Hans Peter Kewitz. Er ist Trainingsleiter und hat sich nach eigenen Angaben im vorvergangenen Jahr noch selbst darum bemüht, in Haan eine Koronarsportgruppe fortzuführen. „Aber es war nicht möglich, eine neue Halle zu bekommen. Eine Gruppe konnte ich nach Unterbach retten.“
Der Rest wurde heimatlos. Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Der Haaner Turnverein (HTV) hat einen neuen Sportraum, den er am 30. August einweihte. „Wir hätten räumliche Kapazitäten, die wir einer Herzsportgruppe anbieten könnten“, sagt Claudia Bader, Diplom-Sportlehrerin und sportliche Leiterin beim HTV.
Doch sie schränkt zugleich ein: „Den Raum können wir stellen. Doch die gesamte aufwendige Logistik bereit zu halten, ist sehr schwierig für uns.“ Dafür müsse die Herzsportgruppe selbst sorgen. Denn tatsächlich müssen solche Gruppen nicht nur von speziell für Herzpatienten geschulten Übungsleitern trainiert, sondern auch von einem Arzt begleitet werden. Auch eine technische Ausrüstung für den Notfall muss bereit stehen. „Wir haben keine Möglichkeit, diese Logistik zu leisten“, betont Bader.
Das allerdings heißt, dass nicht ein Verein, sondern die Patienten selbst den Trainingsleiter, den begleitenden Arzt und die Ausleihe des Notfallgeräts bezahlen müssten. Zuviel für eine Handvoll älterer Menschen. So ist der Ruf nach dem Kreissportbund Mettmann laut, der andernorts noch Koronarsportgruppen betreibt.
Doch der winkt ab. „Die betroffenen Teilnehmer, insbesondere die keine ärztliche Verordnung bekommen, haben sich unseres Wissens auf andere Sportgruppen verteilt“, sagen Vorsitzender Hans Willi Berkenbusch und der Beisitzer Karl-Heinz Bruser.