In der historischen Kronbrennerei in Hilden Appetitliche Geschichtshappen beim Tag der Archive

Hilden · Stadtarchiv präsentierte unter dem Motto „Essen und Trinken“ eine spannende Ausstellung in der Historischen Kornbrennerei

Archivleiterin Antonia Bertolies (2. v. li.) führt die Besucher durch die Ausstellung.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Mit dem Thema „Essen und Trinken“, dem Motto des bundesweiten Tags der Archive, fiel es dem Archiv Hilden am Samstag und Sonntag leicht, seine Arbeit zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern schmackhaft zu machen. Neben den Exponaten, zahlreiche Fotos und Artikel über traditionsreiche Lokalitäten sowie die Nahrungsmittelindustrie und Herstellung von Bestecken, gab es als besondere Verlockung auch eine Verkostung. Die Spezialitäten-Konditorei Nagitorei hatte Hildener Bollebäuschen, die süßeste Versuchung der Stadt, extra für die zwei Archivtage mit ihren Führungen gebacken.

Antonia Bertolies, seit 2021 Leiterin des Hildener Stadtarchivs, und ihre Kollegin Christina Dütjer mussten reichlich Material sichten. „Letztlich mussten wir auswählen, und leider konnten wir nicht alle Orte der Gastro-Szene berücksichtigen“, sagte Antonia Bertolies. Mit der historischen Kornbrennerei Vogelsang, 1864 gegründet und bis 1979 als Produktionsstätte für Hochprozentiges in Betrieb, stehe aber ein idealer Präsentationsort für das Archivtag-Thema zur Verfügung.

Gern erinnert sich Christine Hersig an ein Eck-Lokal an der heutigen Berliner Straße, in dem jetzt ein Thai-Restaurant ist, das damals über zwei Etagen verfügte. „Das war toll, da war ich gern und häufig tanzen“, erklärt Hersig. Sie kann sich aber nicht mehr an den Namen des Lokals erinnern. „Das Lokal hieß Coupé, leider konnten wir es in der Ausstellung nicht berücksichtigen“, erklärte kenntnisreich Christina Dütjer. „Es ist schön, mal wieder hier zu sein und dazu auf diese Art und Weise auch in Erinnerungen schwelgen zu können“, sagte Sabrina Bexkens, die in Hilden aufgewachsen ist, aber heute in Erlangen lebt.

Zu den ältesten Lokalitäten der Stadt zählt sicherlich Haus Witt, das 1725 als Gasthaus an der Meide von Jakob Trappertz eröffnet wurde. Vollkommen unbescheiden als „Altrenommiertes, ältestes Haus ersten Ranges am Platze“, warb einst das Hotel-Restaurant „Zur Krone“ für seine gastronomische Ausnahmestellung in der Stadt. Da war vielleicht etwas dran, denn nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die britischen Besatzer die „The Crown“ und nutzten es als Offiziersklub. 1959 musste dann das Hotel einem Karstadt-Kaufhaus weichen. Auch die Gaststätte Wilder Mann von Wirt-Original Emil Büren betrieben und als „Zur Altstadt“ 1940 bis 1968 von Hans und Hilde Rebus fortgeführt, zählte sicherlich zu den beliebtesten Kneipen der Stadt.

Mit einem heute vielleicht nicht mehr ganz so witzig empfundenen Flyer, auf dem eine Gans als „Playgirl des Monats“ für ein Martinsgans-Menü posiert, warb einst das Haus Margarethenhof. Einen massiven Unmut von heutigen Tierschützern hätte auch die Speisekarte der ehemaligen Waldschenke aus den Sechzigern erregt. Als besonders exotische Speisen führte sie „Malaiische Schildkrötensuppe“ sowie „Echte Haifischflossensuppe“ auf. Idyllisch, an einer „staubfreien Straße“ gelegen, mit einem Teich, auf dem man mit Ruderbooten fahren konnte, gehörte die Waldschenke – heute „Zwölf Apostel“ – zu den beliebtesten klassischen Ausflugslokalen.

Doch nicht nur die Gastronomie und Hotellerie findet in der Ausstellung, die sich über zwei Etagen des alten Kornlagers erstreckt, ihre Berücksichtigung. Auch die Firma Hessler und Co. an der Düsseldorfer Straße, die als älteste Spezialfirma der Branche mit ihren Hesco-Suppen ab 1930 den Convenience-Food-Bereich revolutionierte, ist noch heute auf den Weltmärkten präsent.