Beliebter Händler in Hilden Obsthändler in der City muss einpacken
Hilden. · Roberto Mattern betreibt seit 35 Jahren einen Obst- und Gemüsestand in Hilden – bis jetzt.
Zwangsurlaub – so nennt Roberto Mattern die Zeit seit Anfang Juli. Der Kölner hat in Hilden 35 Jahre lang Obst und Gemüse verkauft. Er stand zunächst auf dem Wochenmarkt, zog vor zehn Jahren aber an die Mittelstraße – und hat dabei geschickt eine Lücke in einer städtischen Verordnung genutzt. „Wir hatten viele zufriedene Stammkunden“, erklärt Mattern.
Seit ein paar Tagen steht er nicht mehr in der Fußgängerzone – was in den sozialen Medien für einen Aufschrei gesorgt hat. „Die Sparkasse hat mir gekündigt“, sagt er. „Aus politischen Gründen.“ Mattern hatte seinen Stand zunächst vor dem Rathaus-Center aufgebaut, später zog er vor die Sparkasse: „Das ist ein Privatgrundstück. Vorher stand ich auf öffentlichem Grund. Aber da hat die Stadt extra eine Verordnung für mich auf den Weg gebracht, damit ich dort nicht mehr stehen darf.“
Ambiente als Einkaufsstadt
soll erhalten bleiben
Damit meint er den zweiten Nachtrag der Sondernutzungssatzung, die der Stadtrat im März 2018 auf den Weg gebracht hat. Zum 1. Januar ist die Ergänzung in Kraft getreten. „Die Änderung der Sondernutzungssatzung hat unter anderem das Ziel, mit neuen Regeln den Charme und das spezielle Ambiente der Stadt als Einkaufsstadt zu erhalten und zu stärken“, erklärt Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Verkaufseinrichtungen wie Verkaufswagen, -stände, Bauchläden sowie Verkaufsabschlüsse in der Fußgängerzone sind seitdem nicht mehr gestattet – das soll für einen fairen Wettbewerb sorgen. Ausgenommen von dieser Regelung sind Veranstaltungen wie Feste, Messen und Märkte. „Auf diesem Weg möchte die Stadt die Nutzung der vorhandenen Geschäftslokale unterstützen. Für die muss – im Gegensatz zum nicht-stationären Handel – unter anderem Miete gezahlt werden. Darüber hinaus sind Sanitäreinrichtungen für die Mitarbeitenden Pflicht“, so Alkenings weiter. Mehrere Einzelhändler hätten sich zuvor bei der Stadt über Wettbewerbsverzerrung durch „fliegende Händler“ beschwert. Zudem solle die Sondernutzungssatzung helfen, Leerstände in der Innenstadt zu verhindern.
Allerdings sei die nördliche Seite der Mittelstraße am Sparkassengebäude davon ausgenommen. „Die Sparkasse hat grundsätzlich die Möglichkeit, einen Obststand vor ihrem Gebäude zuzulassen. Die Entscheidung trifft die Sparkasse unabhängig von der Stadt“, so Alkenings. Thomas Besting, Sprecher der Sparkasse HRV bestätigt, dass sein Arbeitgeber den Vertrag nicht aus politischen Gründen gekündigt hat: „Wir haben die Vermarktung der kleinen Fläche aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt“, sagt er.
Es habe sich einfach nicht gelohnt. Er legt Wert darauf, dass die Sparkasse Roberto Mattern nicht außerordentlich gekündigt hat. „Eine innerstädtische Alternative zum Standort in der Mittelstraße könnte für den Obststand der Hauptmarkt auf dem Nove-Mesto-Platz sein“, erklärt Bürgermeisterin Birgit Alkenings weiter. Der finde allerdings nur mittwochs und samstags statt. Die Bewerbung um einen Standplatz sei beim Ordnungsamt möglich. „Außerdem könnte der Händler – wie auch andere Obsthändler – ein Ladenlokal in der Fußgängerzone anmieten, um täglich Obst und Gemüse zu verkaufen“, erklärt die Bürgermeisterin weiter.