Hilden Was nicht mehr geht, ist doch nicht verloren
Hilden. · Beim Reparatur-Treff wird kaputten Elektrogeräten neues Leben eingehaucht. Und das ehrenamtlich. Dirk Zschammer ist seit mehr als 100 Treffs dabei.
Er gilt als „Mann für die Kaffeemaschinen“, doch Dirk Zschammer kann viel mehr. Seinen Spitznamen verdankt der Hobby-Reparateur seinem ersten Tag beim Reparatur-Treff-Hilden. Damals brachte er einen defekten Kaffeevollautomaten wieder ans Laufen. Heute, mehr als 100 Treffs später, blickt Zschammer auf Unmengen reparierter Kleinelektronik und eine Vielzahl begeisterter Klienten zurück.
„Ich hab schon als Schüler immer Sachen nach Hause geschleppt, auseinander- und dann wieder zusammengebaut“, erzählt der 53-Jährige. „Schnell hatte ich einen guten Ruf in der Nachbarschaft. Mit 16 Jahren habe ich angefangen, Fernseher zu reparieren. Zu meinen Abiturzeiten war ich in aller Munde bei den alten Damen, denen ich gerne ihre defekten Geräte instand setzte.“
Dass das Hobby zum Beruf wurde, sei vorprogrammiert gewesen, erläutert der Elektroingenieur. Heute entwickelt er beruflich Elektronik für den Industriebereich.In seiner Freizeit hat das Handwerken hohe Priorität. So baue er zum Beispiel Teile seiner Möblierung selber. Nach wie vor sei er „der“ Ansprechpartner, was Reparatur von Elektrogeräten im Freundes- und Bekanntenkreis angehe. Zusätzlich repariert Zschammer seit Januar 2016 ehrenamtlich Habseligkeiten beim Reparatur-Treff in Hilden. Kürzlich nahm er zum 100. Mal an dem Treffen teil.
Der Diplom-Ingenieur ist das jüngste Mitglied des Teams und wirkt stark bei der Organisation mit. Er erinnert sich an viele Geschichten bei denen die Reparateure die Sammler- und Lieblingsstücke ihrer „Kunden“ (die Reparatur ist unentgeltlich) instand setzten. So reparierten die Schrauber einer zu Tränen gerührten Dame ihr 30 Jahre altes Kofferradio, das sie nicht über das Herz brachte, wegzuwerfen. Und als es kein Ersatzteil gab, bauten die Tüftler den winzigen Lautsprecher eines Kinderspielzeuges auseinander, löteten einen Draht an und bauten alles wieder funktionstüchtig zusammen. „In den letzten zwei Jahren haben wir hier zwei Drittel der Geräte wieder ans Laufen“, berichtet Zschammer. Oft sei es Kleinelektronik wie Radios, Lampen und Bügeleisen. Die häufigsten Anfragen betreffen Staubsauger und Kaffeemaschinen. Die neun Tüftler des Reparatur-Treffs nehmen sich bei ihren Veranstaltungen durchschnittlich acht bis zwölf Geräten an. „Das Wertvolle hier ist, dass wir im Team arbeiten“, findet Zschammer. „Vier Augen sehen einfach mehr. Und oft hat jemand eine Idee, die man selbst nicht hätte. Dann kann man voneinander lernen und das macht mir besonders viel Spaß.“
Das Wissen über die Reparaturen an der Vielzahl von Geräten haben die Helfer über Jahre angesammelt. Im Internet finde sich gute Unterstützung, wenn ein Kunde mit einem außergewöhnlichen Gerät ankomme, erklärt Zschammer. Zuletzt habe so ein „uraltes“ Tonbandgerät erfolgreich repariert werden können – mit Hilfe der entsprechenden Baupläne aus dem Internet.
Der Antrieb für die Reparateure ist ähnlich und jeder hat seine Expertise. Die meisten haben in einem elektronisch-geprägten Berufsfeld gearbeitet, viele sind mittlerweile im Ruhestand. Mit dem Reparatur-Treff leben sie ihr Hobby in vollen Zügen aus und helfen damit sogar ehrenamtlich. Ihr Lohn ist das glückliche Gesicht des Kunden.
Gleichzeitig setzt das Team ein Statement gegen den Trend zu Wegwerfgesellschaft und zeigt, dass viele kaputte Geräte mit geübten Handgriffen und dem nötigen Know-how wieder schnell instand gesetzt werden können.