Haan Haaner nehmen Abschied vom „Fienchen’s“

Haan · Zweieinhalb Jahre lang bereicherte die Gaststätte an der Kaiserstraße das Kulturgeschehen in der Gartenstadt.

Maike Kaiser alias Fienchen und Klaus Eisner schlossen die Kajüte für immer ab. Am Samstag fiel der letzte Vorhang.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Spätestens am frühen Samstagabend wurde Maike Kaiser alias Fienchen offenbar klar, dass die nächsten Stunden nicht ohne Tränen über die Bühne gehen würde: „Mir graut vor dieser Nacht“, gestand sie angesichts des nahenden Endes von „Fienchen’s Kajüte“. Zweieinhalb Jahre lang hatte sie mit ihrem Lebensgefährten Klaus Eisner ihre ganze Energie in die Musikkneipe an der Kaiserstraße gesteckt. Und dennoch haben sich die beiden nun nach kurzem Intermezzo in der Gartenstadt verabschiedet – voraussichtlich in Richtung Norddeutschland.

Bereits am Freitagabend war es in der Musikkneipe rappelvoll, die Aussicht, dass an diesem Wochenende der letzte Vorhang in der Kajüte fallen sollte, lockte noch einmal besonders viele Gäste an. „Wir rechnen auch heute Abend mit vielen Freunden, Musikern, Stammgästen, die einfach tschüss sagen wollen“, sagte Kaiser.

Gesungenes Lebewohl aus der Feder von Udo Lindenberg

Selbst hatten sie kein Programm organisiert. Dass einige vorbeikommen und Musik machen würden, da waren sie sich sicher. „Das letzte Lied aber singen wir selbst“, kündigte Klaus Eisner an. „Hinterm Horizont geht’s weiter“ hatten sie sich als eingefleischte Udo Lindenberg-Fans vorgenommen, inklusive Ausblick und Hoffnung auf die gemeinsame Zukunft im Norden.

Eine neue Kneipe wird es dort eher nicht mehr werden, eher ein Kulturcafé. Der Ort steht noch nicht fest, aber davon hängt der Erfolg wohl auch nicht ab. Denn auch in Haan hat das Duo in zweieinhalb Jahren mehr als 180 Veranstaltungen auf die Beine gestellt, sich – vor allem – über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Musiker aus aller Herren Länder – Kanada, Island, Italien, Australien, Kamerun – waren in der kleinen Eckkneipe zu Gast, darunter aus bekannten Gruppen wie der Klaus Lage Band, Iron Butterfly, Udo Lindenberg, Simple Minds oder Glasperlenspiel. „Musiker von Pur haben bei uns an einem Montagabend vor 80 Leuten gespielt, nachdem sie am Wochenende noch vor 80 000 Menschen auf Schalke aufgetreten waren“, erinnerte sich Eisner. Zu einem der ersten Konzerte trafen sich im Mai 2017 Simple-Minds-Schlagzeuger Mel Gaynor, Cherry Gehring, Sänger und Keyboarder bei Pur und Bassist Martin Engelien von der Klaus Lage Band in der Kajüte.

Alle spielten immer „auf Hut“, also ohne Gage, nur von den Spenden der Besucher. Trotzdem seien sie gerne gekommen – die Nähe zum Publikum, Fienchens Hausmannskost und die persönliche Betreuung hätten es ihnen immer wieder angetan. „Die Musikerabende werden wir am meisten vermissen“, sagte Maike Kaiser. Das Ende der Musikkneipe fühle sich falsch an. „Nach dem, was wir hier aufbauen konnten, endet es jetzt einfach. Das ist traurig“, bestätigte Klaus Eisner. Wenn der Vermieter ihnen den Rücken gestärkt und die Stadt sie mehr unterstützt hätte, hätte die Kajüte länger leben können. Das Konzept sei schließlich langfristig angelegt gewesen, doch von städtischer Seite habe es so gut wie kein Interesse gegeben.

„Da steckte unser ganzes Herzblut drin“, ist sich das Paar einig. Und so gab es einige Tränen beim Abschließen am frühen Sonntagmorgen. „Wir gehen nicht mit Wut im Bauch, eher traurig. Es war schön, wir werden es auf jeden Fall vermissen“, sagten Maike Kaiser und Klaus Eisner beim Abschied von „Fienchen’s Kajüte“.