Brauchtum in Hilden Geld gibt es nur noch für den Karneval
Hilden · Keine Frage: Im Rheinland ist der Karneval das populärste Brauchtum. In Hilden wird er auch 2024 mit öffentlichen Mitteln gefördert, das Schützenwesen hingegen nicht mehr. Damit stellen sich für die Zukunft dieses Brauchtums einige Fragen.
Im Vergleich zum Karneval hat das Schützenwesen einen schweren Stand in Hilden. Wer einen Beleg für diese These sucht, findet diesen in der jüngsten Ratsentscheidung zu den freiwilligen Zuschüssen für Brauchtumsveranstaltungen. Während das Carnevals Comitee Hilden in diesem Jahr eine städtische Unterstützung in Höhe von 12.600 Euro erhält, geht die Schützenbruderschaft leer aus.
Für das Schützenfest könnte das durchaus Folgen haben, vermutet Brudermeister Richard Prell. Ein Jahr zuvor war noch ein Zuschuss bewilligt worden, mit dem man die Kosten für das Volksfest nach unten drücken konnte. „Vor allem die Musikzüge kosten uns unheimlich viel Geld“, sagt Prell. Einen Teil der Ausgaben habe man in der Vergangenheit mit Anzeigen im Programmheft zum Schützenfest kompensieren können, aber es sei immer eine Differenz offengeblieben, die von den Mitgliedern des Vereins St. Sebastianus aus eigener Tasche bezahlt werden musste.
Schützen stehen vor
einer großen Herausforderung
Mit dem vor wenigen Wochen gescheiterten Antrag auf städtische Zuschüsse steht der Verein 2024 also vor einer ungleich größeren Herausforderung als noch im vergangenen Jahr. Prell schließt nicht aus, dass das nächste Schützenfest, das vom 7. bis 10. Juni über die Bühne gehen soll, eine Nummer kleiner ausfallen muss. Die Planungen seien derzeit noch in einem frühen Stadium. Man sei gerade in Gesprächen mit dem Zeltwirt. Prell: „Wir warten auf die Verträge.“
Grundsätzlich wäre es zwar möglich, dass die Schützen ihr Fest auf dem Gelände des Vereinsheims an der Oststraße feiern und damit Ausgaben sparen, doch dann werde der Verein von den Menschen in dieser Stadt nicht wahrgenommen, befürchtet Prell und sieht sich durch eine geringe Resonanz auf den Tag der offenen Tür im vergangenen Jahr eben an der Oststraße bestätigt.
Aus diesem Grund wollen die Schützen auch in Zukunft am alten Markt feiern, also im Herzen der Stadt. Nur so sei es möglich, von den Menschen in Hilden wahrgenommen zu werden, findet Prell. Und nicht zuletzt, weil das Schützenwesen ebenso Brauchtum sei wie der Karneval, sollte es auch gefördert werden, betont der Brudermeister.
Dass das nicht alle so sehen, zeigt sich in der Ratsentscheidung vom Dezember. Auf der Seite der Schützen stehe, so Prell, vor allem die CDU. Deutlich distanzierter verhielten sich viele Mitglieder der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen. Immerhin, die frühere Bürgermeisterin Birgit Alkenings (SPD), die habe sich hin und wieder blicken lassen und auch die Jusos seien einmal zum Schießen gekommen. Ein anderes Mitglied der Sozialdemokraten habe jedoch ziemlich unverhohlen deutlich gemacht, dass man in Hilden auf die Schützen auch ganz verzichten könne.
Dem Schützenwesen auf der linken Rheinseite geht es besser
Diese Entwicklung sei für die rechte Rheinseite auch gar nicht so ungewöhnlich. Prell sieht das Schützenwesen auf der linken Seite des Flusses deutlich besser aufgestellt. Dort habe es eine viel größere Bedeutung für die Bevölkerung. Hier hingegen werde es möglicherweise schwierig, es in der bisherigen Form am Leben zu erhalten. Dafür reiche schon der Blick nach Düsseldorf. Schützenfeste wie zum Beispiel die in Eller oder Benrath hätten sich über die Jahre verkleinert oder seien ganz gestrichen worden. Bewege man sich Richtung Osten, steige die Bedeutung des Brauchtums in der grünen Uniform erst wieder, wenn man sich tief ins Bergische Land und oder noch weiter ins Sauerland bewege.