25. Todestag Vor 25 Jahren starb Stern-Fotograf Volker Krämer
Hilden · 1943 in Hilden geboren, der erste festangestellte Fotograf der Rheinischen Post, später dann für den Stern in Krisengebieten auf der ganzen Welt unterwegs: Volker Krämer wurde mit seinen Arbeiten deutschlandweit bekannt. Im Juli 1999 wurden er und zwei Mitarbeiter von einem russischen Söldner im Kosovo ermordet.
Noch heute erinnert ein Gedenkstein am Dulje-Pass an den Dreifachmord vom 13. Juni 1999. Damals, vor genau 25 Jahren, waren Stern-Reporter Gabriel Grüner, Stern-Fotograf Volker Krämer und ihr Dolmetscher Senol Alit schon auf dem Weg nach Skopje, als ein russischer Söldner in den Carraleva-Bergen alle drei aus nächster Nähe erschoss. Der Kosovokrieg war offiziell bereits seit drei Tagen beendet.
Volker Krämer wird am 23. Januar 1943 in Hilden geboren, besucht später die Städtische Knabenrealschule, die ab 1960 Wilhelm-Fabry-Realschule heißt und die es heute nicht mehr gibt. Er gehörte zum ersten Jahrgang, seine Mitschüler erinnern dieser Tage wieder an ihren ermordeten Klassenkameraden. „Denken wir an ihn, jeder auf seine Weise“, schreibt sein Schulfreund Dietmar Jendreyzik in einer Mail an die Schüler des ersten Jahrgangs.
Volker Krämer zählte zu den bekanntesten Fotografen Deutschlands, seine Bilder gingen um die Welt. Zunächst macht er eine Ausbildung zum Verlagskaufmann. Sein eigentlicher Berufswunsch schon damals: Fotograf. Aber sein Vater habe darauf bestanden, dass er „etwas Anständiges“ lerne. Trotzdem springt er immer wieder aushilfsweise als Fotograf ein, überzeugt die Redaktion von seinem Können und wird fest angestellt.
Bilder vom Prager Frühling begründeten die Karriere
1968 besuchte Volker Krämer mit seiner Mutter Verwandte in der Tschechoslowakei. Truppen des Warschauer Paktes marschierten zu dieser Zeit in das Land ein und beendeten den Prager Frühling gewaltsam. Volker Krämer fotografierte das Grauen, die Bilder konnte er unentdeckt außer Landes bringen. Auf diese Weise fanden sie den Weg in die Zeitung und machten Volker Krämer berühmt. Er wechselte zum Stern. Dort gewann seine Karriere weiter an Fahrt.
Volker Krämer sei beruflich viel unterwegs gewesen, erinnert sich sein Sohn Felix Krämer: Reportagen aus China, aus Haiti, dem Iran, der Mongolei oder der deutschen Provinz, die mitunter nicht weniger exotisch gewesen sei. Helmut Kohl habe er ebenso porträtiert wie einen Swingerclub. Berichte aus Krisenregionen seien aber eher die Ausnahme gewesen. Privat habe Volker Krämer gerne die Einsamkeit gesucht und sei mit Ultraleicht-Zelt und Astronauten-Nahrung im Gepäck durch die Anden, Kanada und Sibirien gewandert.
Zum Abitur schenkte der Vater Volker seinem Sohn Felix eine gemeinsame Wanderung durch den Nationalpark Sarek in Lappland. Die Schönheit dieser alpinen Gebirgslandschaft habe sich ihm damals nicht erschlossen, berichtet Felix Krämer. Dazu habe er noch im Laufen versucht, Thomas Manns „Buddenbrooks“ zu lesen. Kurzum: Nach zwei Tagen brachen beide ihre Tour ab. Sie fuhren aber nicht nach Hause, sondern nach Oslo. „Dort besuchten wir die Museen. Zur Erinnerung an die Reise schenkte mir mein Vater einen Bildband über Edvard Munch, dessen Werke wir dort gemeinsam bewundert hatten. Das Titelmotiv der Monografie konnte ich in einer meiner Ausstellungen als Leihgabe zeigen; noch so eine Wendung des Schicksals, die ihn vermutlich gefreut hätte.“ Als Volker Krämer am Dulje-Pass starb, war sein Sohn Felix 27 Jahre alt. Heute ist er Generaldirektor und künstlerischer Leiter der Stiftung Museum Kunstpalast in Düsseldorf.
Der Söldner ist möglicherweise liquidiert worden
Laut Stern-Recherchen hat der russische Söldner Aleksander T. auf der Flucht Volker Krämer und seine beiden Begleiter erschossen. Der Mörder soll zunächst mit einem anderen Auto im Straßengraben gelandet sein und hätte dann mit einem Schnellfeuergewehr auf den Mercedes der Reporter geschossen. Danach soll er seine Opfer aus dem Wagen gezerrt haben und mit deren Auto weitergefahren sein. 2019 schreibt der Stern, dass Aleksander T. Mitarbeiter des russischen Geheimdienste gewesen sei: „Von Anfang an wurde er von den russischen Behörden geschützt, später für verschollen erklärt. Deutsche Ermittler, die mit dem Fall befasst sind, halten es für gut möglich, dass der mutmaßliche Mörder von Geheimdienstkollegen liquidiert worden ist, um Russland so einen Prozess zu ersparen. Der Haftbefehl ist noch aktiv. Die Hoffnung, dass er vollstreckt wird, gering.“