Hilfe der Knösterstube kommt an
Während einer Sonderaktion widmeten sich die Werkstatt-Tüftler defekten Fahrrädern. Die Kunden nahmen die Hilfe dankbar an.
Haan. Irena Diekamp hat Probleme mit ihrem neuen Fahrradsattel. Der sitzt nicht richtig. Außerdem möchte sie, dass „ein Blick auf meine Bremsen“ geworfen wird. Kurzentschlossen fährt sie am Samstagmorgen zum Haaner Neuen Markt. Sie hat in der Zeitung gelesen, dass sich die Männer der „Knösterstube“ heute von 10 bis 13 Uhr vor der Stadtbücherei aufbauen, um Fahrräder zu reparieren. Dort stehen sie nun, Frank Intveen, Bernhard Hadaschik, HaJo Mett und Sieghard Jurk, die Fahrradexperten der Knösterstube, begutachten Fahrräder, geben Tipps, schrauben hier oder dort. „Wir wollen auf keinen Fall dem örtlichen Handel die Arbeit wegnehmen“, sagt Frank Intveen. „Wir wollen nur beraten.“
Fachgespräche rund um das Fahrrad kommen darum schnell in Gang — zumal auch der ADFC mit einem Info-Stand zugegen ist. Die informativen Broschüren über heimische und deutsche Fahrradwege finden viele Interessenten.
Auch Gockel Konstantin schaut mit seiner Gitarre vorbei, um mit den Kindern zu singen. Die Freiluft-Aktion der Knösterstube fand an diesem Samstag zum ersten Mal statt. Die Idee hatte Sonja Kunders vom Haaner Stadtmarketing. „Wir haben die Idee gerne aufgenommen“, sagt Frank Intveen. Eine Frau bringt eine nostalgische Mini-Uhr vorbei. Die funktioniert nicht mehr. Allerdings stellen die Männer fest, dass die Uhr heute nicht ins Fahrrad-Reparaturprogramm passt. Die Frau wird gebeten, zur nächsten Knösterstube im Forum der katholischen Kirchengemeinde wieder vorbei zu kommen. Die findet jeden ersten Mittwoch im Monat nachmittags statt — die nächste ist am 5. Juli.
Frank Intveen, Techniker der Knösterstube
Zwölf Techniker hat die Knösterstube, plus vier Caterer für Kaffee und Kuchen und ein Team von vier so genannten Administratoren. Die füllen Laufzettel aus, notieren die Erfolgsquote.
Darum wissen die Knösterer, dass ihre Arbeit zu 60 bis 70 Prozent erfolgreich ist. Aber auch die Besucher, denen bescheinigt wird, dass ihr „Schätzchen“ nur noch auf den Schrott gehört, akzeptieren die Beurteilung und spenden oft trotzdem. Im vorigen Jahr konnte die Knösterstube 400 Euro für wohltätige Zwecke weitergegeben. „In diesem Jahr wird es noch mehr“, glaubt Intveen.
Die Knösterstube lebt von der Begeisterung ihrer ehrenamtlichen Helfer. Bernhard Hadaschick wird oft vom Ehrgeiz befallen, wenn er ein Gerät vor Ort nicht reparieren kann. Er nimmt es dann mit nach Hause. Der studierte Elektro- und Feinwerktechniker berichtet, dass er einen defekten Passierstab mit Hilfe eines russischen Internet-Films reparieren konnte, „Stolz ist man dann, und zufrieden“, sagt Hadaschik. Und andere offenbar auch: Am Samstagmorgen hat ein anonymer Spender ein solides, brauchbares Fahrrad vor der Stadtbücherei aufgestellt. „Für die Knösterstube“ stand darauf. Das Geschenk wurde dankbar angenommen.