Hund verletzt zwei Lämmchen
Erst vor wenigen Wochen verlor Hans-Gerd Woyk ein hochträchtiges Muttertier. Nun ist es wieder passiert.
Haan. Hans-Gerd Woyk wohnt im idyllischen Düsseltal. Er hält einige Schafe als Landschaftspfleger. Es sind besondere und seltene Tiere: „Ostpreußische Skudden“. Die Rasse ist schon 4000 Jahre alt. Skudden-Wolle ist die feinste der Welt, dreimal feiner als die der Merinoschafe. Kurz vor Weihnachten hat Woyk ein hochträchtiges Mutterschaf verloren. „Es ist von frei laufenden Hunden gejagt worden, in Panik eine Mauer heruntergesprungen und hat sich dabei beide Vorderbeine gebrochen“, erzählt der Gruitener: „Wir mussten es einschläfern lassen.“
Hans-Gerd Woyk, Schafhalter
Am Freitag ist es wieder passiert. „Die zwei Muttertiere und ihre fünf Lämmer waren auf der Weide neben dem Haus an der frischen Luft. Ein Jack-Russell-Terrier ist durch den Zaun geschlüpft und hat sich in ein zwei Tage altes Lamm verbissen“, beobachtet Woyk vom Wohnzimmer aus. So schnell es seine 73 Jahre zulassen, rennt der Halter aus dem Haus und geht dazwischen: „Der Jack Russell war natürlich viel schneller als ich und hat sich noch ein zweites Lamm gepackt. Der Jagdtrieb ist mit dem durchgegangen.“
Diesmal ging die Hatz für seine ostpreußischen Skudden noch einmal glimpflich aus. Ein Lamm musste mit Bisswunden vom Tierarzt behandelt werden. „In beiden Fällen waren die Hundehalter sehr betroffen und haben sich entschuldigt“, berichtet Woyk: „Unsere Welt ist groß genug. Sie hat Platz für alle — wenn man sich nur an die Regeln hält.“
Die Anleinpflicht besagt, dass Hunde im Naturschutzgebiet Düsseltal anzuleinen sind. „In acht von zehn Fällen laufen die Hunde aber ohne Leine“, stellt der Schafhalter fest: „Auch die Rehe bekommen jetzt Junge. Hunde hier im Naturschutzgebiet frei laufen zu lassen, ist einfach unverantwortlich. Das geht gar nicht.“ Hans-Joachim Friebe, ehrenamtlicher Landschaftswächter aus dem Haaner Ortsteil Gruiten, kann die Beobachtungen von Hans-Gerd Woyk leider nur bestätigten: „Das Düsseltal ist ein FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat), ein internationales Schutzgebiet. Hunde gehören dort an die Leine. Und das ist überall gut ausgeschildert.“
Die Anleinpflicht werde aber von vielen Hundehaltern ignoriert. „Wenn man die Leute darauf anspricht, werden einige ausfallend oder sogar handgreiflich“, hat der Landschaftswächter schon üble Erfahrungen gemacht: „Ich bin schon zweimal bespuckt und getreten worden.“
Friebe kannte den rabiaten Hundehalter aus Haan und erstattete Anzeige. Das Amtsgericht verurteilte den Unbelehrbaren zu einer Geldbuße in Höhe von 600 Euro. „Der hat aber nicht die Strafe akzeptiert und sein Fehlverhalten eingesehen, sondern ist vor das Landgericht gezogen, weil ihm die Geldbuße zu hoch war“, erzählt Friebe. Dort habe die Richterin das Urteil bestätigt, die Geldbuße auf 800 Euro erhöht und der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan zugesprochen.“
Die Anleinpflicht ist ein „heißes Dauerthema“. Weil im Hildener Stadtwald nicht erkennbar war, ob sich Herr und Hund gerade in einem Naturschutz- oder FFH-Gebiet befinden, erließ der Hildener Stadtrat im Jahr 2010 eine Anleinpflicht für den gesamten Stadtwald. Die Haanerin Dr. Edda Hammerstein klagte dagegen. Das Oberverwaltungsgericht Münster gab ihr Recht. Die Begründung lautete: Für die Wege im Wald sei nicht die Kommune, sondern der Landesbetrieb Forst und Wald zuständig. Im FFH-Gebiet Düsseltal ist die Rechtslage eindeutig. Hier gilt eine Anleinpflicht — ohne Wenn und Aber.