Integrationspreis in Hilden verliehen Kfz-Meister Hamid Sulhdost erhält Integrationspreis
Hilden · Er hat als 13-Jähriger Afghanistan verlassen, lebt und arbeitet mittlerweile in Hilden. Warum er dafür jetzt einen Preis erhält.
Welche Erfolge die Integrationsgeschichte von geflüchteten Menschen schreiben kann, beweist die berufliche Karriere von Hamid Sulhdost. Er ist Anfang der 1990er-Jahre als 13-Jähriger mit Mutter, Schwester und Bruder aus Kabul geflohen. Heute unterstützt er als KfZ-Meister und Werkstattleiter im Hildener Autohaus Gierten die Ausbildung junger Menschen, darunter viele mit Migrationshintergrund. Anlässlich des bundesweiten zehnten Diversity-Tages haben die NRW-Handwerkskammer und der Westdeutsche Handwerkskammertag Hamid Sulhdost und seinen Arbeitgeber, das Hildener Autohaus Gierten, jetzt mit dem Integrationspreis ausgezeichnet.
40 Prozent der Belegschaft haben einen Migrationshintergrund
So wird auch das Engagement des Arbeitgebers gewürdigt: An den Standorten Hilden und Langenfeld beschäftigt das Autohaus Gierten derzeit rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Rund 40 Prozent der Belegschaft haben dabei einen Migrationshintergrund. Die Urkunden, verbunden mit einem Preisgeld, überreichten im Rahmen einer Feierstunde Joachim Stamp, stellvertretender Ministerpräsident NRW und Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration sowie Christian Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer. Sulhdosts Familie und Kollegen waren dabei und freuten sich mit ihm.
Was der 43-jährige gebürtige Afghane in den vergangenen 30 Jahren erlebt hat, liest sich wie eine beispielhafte Geschichte aus Fluchtabenteuer, teils unter lebensbedrohlichen Bedingungen, und beruflicher Bilderbuch-Karriere, in der Dankbarkeit und Ehrgeiz eine ideale Mischung eingegangen sind.
Angefangen hat alles mit einem blauen Modellauto. „Als Kind hatte ich einen Opel Ascona. Der war der schnellste und sah gut aus“, beschreibt Sulhdost seine Affinität zu dem Autohersteller, die sich erst Jahre später beim Düsseldorfer Autohaus Dresen beruflich konkretisierte. Aufgrund der Diktatur der Mudschahedin, die Kabul seinerzeit terrorisierten, beschloss ein Teil der großen Familie, nach Deutschland zu flüchten. Dort lebte bereits der Vater. Mit Hilfe von Schleppern schafften es Mutter, Schwester und Bruder auf abenteuerlichen Routen zunächst nach Russland. Über Moskau ging es nach St. Petersburg, wo er auch zur Schule ging und Russisch lernte. Wieder waren es geldgierige Schlepperbanden, die die anschließende Flucht über Belarus und Polen organisierten. „Ich erinnere mich noch, wie wir nachts durch endlose Maisfelder gelaufen sind, ständig der Gefahr ausgesetzt, von grellen Grenzscheinwerfern erfasst zu werden“, erzählt Sulhdost. Ohne deutsche Sprachkenntnisse ging er dann in Deutschland zur Schule. Er war ehrgeizig und zielstrebig, schaffte den Abschluss und erhielt schließlich einen Ausbildungsplatz in Düsseldorf. Die nächsten Sprossen der Karriereleiter waren Gesellen- und schließlich Meisterprüfung.
Seit 2011 ist der KfZ-Spezialist bei Gierten, wo er als Ausbildungsleiter jungen talentierten Menschen nicht nur technisches Wissen vermittelt, sondern vor dem Hintergrund seiner eigenen Geschichte auch immer wieder motiviert. Zudem ist er heute als Kassenprüfer sowie im Gesellenprüfungsausschuss der KfZ-Innung in der Kreishandwerkerschaft Mettmann engagiert.
Als tolle persönliche Leistung, die jedoch ohne die berufsbildenden Möglichkeiten des Handwerks nicht möglich gewesen wäre, würdigte Christian Henke den beruflichen Werdegang Sulhdosts. „Das Handwerk ist ein entscheidender Fakt für Integration“, unterstreicht Minister Joachim Stamp die Rolle von Handwerksbetrieben in Hinblick auf eine erfolgreiche Integration von Menschen mit ausländischen Wurzeln, die Deutschland nötig braucht.