Kleiderlager statt Gottesdienste
Die katholische Pfarrgemeinde hat die Kirche St. Johannes im Westen von Hilden aufgegeben. Ihre Zukunft ist noch offen.
Hilden Der Turm von St. Johannes Evangelist ist im Hildener Westen nicht zu übersehen. Die Kirche ist jedoch seit Ende 2015 kein Gotteshaus mehr. Sie wurde auf Antrag der katholischen Gemeinde „profaniert“. Die Weihe einer Kirche als Gotteshaus ist ein feierlicher Ritus. Es gibt aber auch das Gegenstück: die Entwidmung. Damit wird die kirchliche Nutzung offiziell beendet. Das ist auch St. Johannes Evangelist geschehen — nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit.
Der Abschied hatte sich im September vergangenen Jahres angekündigt. Seitdem hatten nur noch Schulgottesdienste in St. Johannes Evangelist stattgefunden. Der Pfarrgemeinderat hatte beschlossen, die Zahl der Gottesdienste zu verringern. Die Pfarrei hatte nur noch zwei Priester im aktiven Dienst, die vier Kirchen versorgen mussten.
Für die Schließung gab es aber auch finanzielle Gründe, hatte der damalige Pfarrer Monsignore Ulrich Hennes erläutert. Dach, Ostwand, Fußboden, Kirchturm, Sakristei, Toiletten, Heizung, Beleuchtung und Elektrik müssen saniert werden. Das würde nach ersten Schätzung 1 bis 1,5 Millionen Euro kosten. Geld, dass die Gemeinde nicht hat. Der Betrieb der Kirche kostet jährlich rund 26 000 Euro. Dem standen Einnahmen (Kollekte) von knapp 11 000 Euro gegenüber — über fünf Jahre. Deshalb wurde das Gotteshaus nach 50 Jahren aufgegeben.
Pfarrhaus und Pfarrheim hat die Gemeinde vermietet. Aktuell nutzt der katholische Sozialdienst die Kirche als Kleiderlager. Helferinnen wie Sigrid Schnabel, Kuni Prange, Monika Godo und Barbara Clemens sortieren hier die Spenden für die Kleiderkammer vor. Die insgesamt 35 Freiwilligen sind froh, dass sie die Kirche nutzen können. „Auch wenn sie entweiht ist, es ist und bleibt ein besonderer Ort“, sagt Schnabel. Und ein besonders kalter dazu, besonders im Winter. In der Sakristei steht ein elektrisches Heizöfchen, an dem sich die Frauen aufwärmen können.
Die Gemeinde will das gesamte Inventar verschenken. Entweder in die Ukraine oder nach Polen. „Dort werden noch Kirchen gebaut“, berichtet Pfarrer Reiner Nieswand aus Haan, der die Pfarre Hilden kommissarisch mitbetreut. Wann die Kirche ausgeräumt wird, stehe noch nicht fest. Auch wie das Gebäude künftig genutzt wird, sei noch völlig offen. „Wir sind im Gespräch mit Investoren. Es zeichnet sich noch keine Tendenz ab.“ Entlang der Düsseldorfer Straße ist eine Bebauung mit Wohnungen nach geltendem Recht möglich. Sonst müsste ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Dabei würde die Stadt Hilden sicher nicht Nein sagen. Bezahlbare Wohnungen sind in Hilden knapp und deshalb gefragt.