LVR stellt alte Lokalzeitungen ins Internet
Die Stadtarchive Hilden, Haan und Velbert unterstützen als erste in der Region das Projekt des Landschaftsverbands Rheinland.
Hilden/Haan. Historische Zeitungen sind eine Fundgrube für die Erforschung der Orts- und Regionalgeschichte. „Allerdings sind sie oft schwer zugänglich und aufgrund des minderwertigen Trägermaterials stark vom Papierzerfall bedroht“, erläutert Heike Bartel-Heuwinkel, wissenschaftliche Referentin beim Archivberatungszentrum des Landschaftsverbands Rheinland. Deshalb stellt das Land jetzt rund 200 000 Euro bereit, um in einem ersten Schritt rund 100 verfilmte historische Zeitungen aus den Jahren 1862 bis 1944 zu digitalisieren. Ab Mitte 2018 soll Jedermann die Zeitungen im Internet kostenfrei zur Recherche nutzen können.
Birgit Markley, Stadtarchivarin aus Haan
Gestern startete das Projekt im Rheinland: In Hilden nahm Bartel-Heuwinkel die älteren, mikroverfilmten Bestände von zehn regionalen Zeitungen aus Hilden, Haan und Velbert entgegen: „Im Rheinland sind die historischen Zeitungen dort gesammelt worden, wo sie erschienen sind — in den Stadtarchiven.“
Das seit 1869 erschienene Rheinische Volksblatt ist in Hilden beinahe lückenlos erhalten. „Es sind die Zeitungen, die im Hildener Stadtarchiv am häufigsten genutzt werden“, erläutert Stadtarchivar Wolfgang Antweiler: „Wir wollen kundenfreundlich sein. Deshalb beteiligen wir uns an dem Projekt.“ Wer in historischen Zeitungen stöbern will, kann sie nicht mehr in die Hand nehmen. „Das Zeitungspapier war gruselig schlecht“, berichtet Antweiler. Deshalb wurden die Bestände verfilmt.
In Hilden kann sich der Archivbesucher einen Artikel ausdrucken lassen. In Haan und Velbert wurden die nötigen Geräte aus Kostengründen gar nicht erst angeschafft. In Langenberg erschien ab 1849 die erste und damit älteste Lokalzeitung im Kreis Mettmann, berichtet Velberts Stadtarchivar Christoph Schotten: „Durch Zufall ist ein großer Bestand erhalten geblieben.“
In Haan hat Birgit Markley die ab 1891 erschienene Haaner Volkszeitung archiviert: „Bis auf die ersten fünf Jahrgänge ist der Bestand vollständig. 1941 übernahm das NSDAP-Organ „Rheinische Landeszeitung“ die Lokalzeitung.“ Besonders interessant seien die (Geschäfts-)Anzeigen und amtlichen Verlautbarungen: „Im Jahrgang 1917 kann man sehr anschaulich sehen, wie der Erste Weltkrieg das tägliche Leben in der Heimat bestimmt hat. Historische Lokalzeitungen sind eine sehr spannende und lebendige Quelle.“ Amtliche Akten und Dokumente zeigten häufig nur eine Sicht der Dinge, meint Christoph Schotten: „Polizeiberichte etwa oder Vereinsnachrichten findet man nicht in amtlichen Akten. Wenn man aber die Akten und die historische Lokalzeitung zusammen nimmt, bekommt man einen viel besseren Eindruck von den tatsächlichen Ereignissen.“
Bis Mitte 2019 sollen bereits mehr als 100 historische Lokalzeitungen aus Nordrhein-Westfalen im Internet verfügbar sein. Mit Suchfunktion, hofft Heike Bartel-Heuwinkel inständig: „Das wäre toll, da wollen wir hin.“ Das sei wegen der Frakturschrift aber noch nicht einfach. Das neue Zeitungsportal werde nicht nur den historisch interessierten Laien, sondern auch Forschern ganz neue Möglichkeiten eröffnen, begeistert sich Hildens Stadtarchivar Wolfgang Antweiler: „Wie ist ein Ereignis an verschiedenen Orten aufgenommen worden? Solche Fragen lassen sich heute nur mit einer sehr aufwendigen Recherche an verschiedenen Orten beantworten.“
Weitere Informationen sind im Internet zu finden:
afz.lvr.de