Markt für Modellspielzeug in der Hildener Stadthalle
Beim Markt für Modellspielzeug fanden sich Käufer für Raritäten und Kurioses.
Hilden. „Heute 20 Prozent auf alles“ heißt es auf großen gelben Pappschildern. An anderer Stelle wird klargestellt: „außer auf Postautos!“ Was sich liest wie die Reklame einer Baumarktkette, sind in Wahrheit die Sonderangebote auf dem Modellspielzeug-Markt in der Hildener Stadthalle.
Mehr als 60 Händler sind gekommen. Ihre Angebotspalette reicht vom historischen, nie ausgepackten Metallbaukasten über alte und neue Modellautos bis hin zu Eisenbahnen aus allen Zeitaltern und in allen Größen. Auch ein Teddybär mit der typischen roten Dienstmütze des Stationsvorstehers — unter Insidern liebevoll „Rotkäppchen“ genannt — wartet auf einen neuen Besitzer.
An zahlreichen Ständen sind auch „Immobilien“ im Angebot, so nennt Veranstalter Jürgen Hörner augenzwinkernd die Bausätze für Fabrikhallen, Bahnhofsgebäude und Wohnhäuser aller Art, „unser Beitrag zu ‚Schöner Wohnen’“.
Seine Märkte, so sagt Hörner, sind für zahlreiche Menschen das Highlight der Woche: „Viele Besucher kommen ohne Kaufabsichten. Sie wollen einfach nur gucken, diskutieren, ihr Fachwissen erweitern.“ Welcher Laie weiß schon, dass Modellautos bis Ende der 1950er-Jahre keine Fenster hatten? Oder dass schon aus Bakelit, dem ersten Kunststoff der Welt, detailreiche Spielzeuglokomotiven hergestellt wurden?
Und die Käufer? Sie suchen oft gar nicht das Spielzeug für Kinder und Enkelkinder, sondern das fehlende Stück für die Sammlung in der heimischen Vitrine.
Die Preisgestaltung folgt dabei Kriterien, die dem Außenstehenden abenteuerlich erscheinen mögen: Neben dem äußerlichen Erhaltungszustand ist die Funktionalität ein wichtiges Kriterium, auch wenn die Lokomotive niemals fahren soll.
Noch wichtiger aber ist die Verpackung. Ist der Original-Karton noch vorhanden, kann das den Wert eines Modell-Autos um bis zu einem Drittel steigern, manchmal sogar verdoppeln — Differenzen von mehreren 100 bis hin zu 1000 Euro sind möglich.
Modellspielzeug als Wertanlage? Das kann Hörner nicht empfehlen, schon gar nicht angesichts heutiger Massenproduktion: „Es handelt sich eindeutig um Liebhaberei!“ Da zieht sich jeder auf sein Spezialgebiet zurück, seien es amerikanische Straßenkreuzer der 1950er oder voll digitalisierte ICEs von heute.
„So hat jeder sein Reich, in dem er der alleinige König ist“, beschreibt Höner die Mentalität seiner Besucher. Norbert Rath aus Solingen etwa hat eine ganz besondere Leidenschaft: klein muss es sein. Er sucht nach Fahrzeugen für seine Modellbahn in Größe Z — die wohl kleinste Eisenbahn der Welt. „Da können Sie eine Lokomotive auf dem Daumen balancieren“, sagt er und demonstriert es auch gleich, „das ist doch sehr übersichtlich!“
Und der Sammelleidenschaft zum Trotz darf auch gespielt werden. Denn wertlos ist ein Modell auch nach jahrelangem intensiven Spiel nicht: Wenn es gar nicht mehr geht, wird es zerlegt und somit zum Ersatzteillager — sowohl zu Hause als auch am Verkaufsstand. Manch ein Sammler hat auf Hörners Märkten schon genau den Türgriff oder die Kühlerfigur gefunden, die am heimischen Modell fehlten.