Martin-Luther-Straße: Die Angst vor der Rennstrecke
An der Martin-Luther-Straße formiert sich Widerstand gegen die Pläne der Stadt.
Haan. Die Anwohner der Martin-Luther-Straße und der Nebenstraßen befürchten das Schlimmste. Wenn der Beschluss des Bau- und Verkehrsausschusses umgesetzt und die Straße im Tausch gegen die Turnstraße zur Kreisstraße wird, dann werde ihre Straße zur „Transitstrecke für den Solinger Zubringerverkehr“.
Wie berichtet, schlägt der Kreis Mettmann diesen Tausch vor. Die Stadt Haan würde dann vom Kreis 250 000 Euro für die Sanierung der Turnstraße erhalten, weil er diese Arbeiten in den vergangenen Jahren nicht erledigt hat, die Verkehrssicherheit der Straße nicht mehr gegeben ist.
Mit einem Teil dieses Geldes will die Stadt die Martin-Luther-Straße von der Kirchstraße bis zur Mittelinsel oberhalb der Einmündung Beethovenstraße sanieren, um vor allem die Anwohner zu entlasten.
Die Politik bestand darauf, das dort weiterhin Tempo 30 gelten und die heute vorhandenen Parkplätze wegfallen sollen. Achim Metzger wohnt mit seiner Familie seit elf Jahren in seinem Elternhaus an der Martin-Luther-Straße, das seine Vorfahren Ende des 19. Jahrhunderts kauften.
„Meine Großmutter saß noch in unserem Vorgarten und blickte in die Rheinebene“, sagt der Vater von zwei Kindern. Bereits seine Mutter kämpfte bei der Stadt für Lärmschutz und mehr Rücksichtnahme auf die Anwohner — ohne Erfolg.
„Seit mehr als 30 Jahren dreht sich hier alles um ein Thema“, sagt Metzger. Jetzt laufe das Fass über. Seiner Meinung nach geht es der Stadt nur um das Geld. Gleichzeitig befürchtet er, dass sich die Stadt mit ihrer Forderung nach Tempo 30 nicht durchsetzen wird. „Dabei fährt hier sowieso schon kein Fahrzeug so langsam“, sagt er.
„Und wenn hier Tempo 50 gilt und die Parkplätze wegfallen, wird die Martin-Luther-Straße zur Rennstrecke“, sagt sein Nachbar Michael Kalthoff. Mit ihren Sorgen sind die beiden Familien sind nicht alleine. Rafael Zur hat sich vor einem Jahr eine Eigentumswohnung an der vielbefahrenen Straße gekauft.
„Hätte ich gewusst, was hier geplant ist, hätte ich mit Sicherheit eine andere Entscheidung getroffen“, sagt der junge Mann. Im Sommer werde er morgens um 6 Uhr von den vorbeifahrenden Lastwagen geweckt. „Die Parkplätze sind doppelt wichtig“, sagt er. Sie würden von den Anwohnern gebraucht und bremsten den Verkehr. „Wo sollen die Leute denn parken?“
Armin Napierski, der seit 40 Jahren an der Martin-Luther-Straße wohnt, sagt: „Und über die Gefährdung der Kinder durch die Dieselabgase der Lastwagen verliert niemand ein Wort.“ Noch bis Freitag sammeln die Anwohner Unterschriften, die sie dem Bürgermeister überreichen wollen.
„Wir wollen, dass in dieser Sache kein Beschluss mehr ohne eine Bürgerbeteiligung getroffen wird“, sagt Metzger. Und Kalthoff fügt hinzu: „Wir wünschen uns eine verkehrsberuhigte Straße ohne Lastwagenverkehr. Zur Kirmeszeit geht das ja auch.“