Michael Henchoz (Die Linke): „Wir sollten den Ausbau der Polnischen Mütze fallen lassen“
Michael Henchoz, Die Linke, setzt sich für den Verzicht auf Prestigeobjekte und für Investitionen in die Bildung ein.
Herr Henchoz, die Linke ist jetzt eine Legislaturperiode im Haaner Stadtrat vertreten. Wird sie für eine weitere zur Kommunalwahl im kommenden Jahr antreten?
Michael Henchoz: Ja. Ich gehe davon aus, dass die Linke wieder ins Rennen gehen wird.
Dann auch wieder mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten?
Henchoz: Das werden wir garantiert nicht tun. Das war ja damals unser Schachzug, damit wir nicht ganz ungehört bleiben. Uns war schon klar, dass ein eigener Bürgermeisterkandidat keine Chancen haben würde.
Es sind nur noch sechs Monate bis zur Kommunalwahl. Was muss aus Ihrer Sicht bis dahin noch politisch auf den Weg gebracht werden?
Henchoz: Wir sollten Prestigeobjekte wie den Ausbau der Kreuzung Polnische Mütze fallen lassen, um das Geld in wirklich wichtige Projekte zu investieren. Auch muss nicht stundenlang über das Nutzen von Harz in den Haaner Sporthallen diskutiert werden. Da gibt es wirklich wichtigere Themen in der Stadt.
Und die wären?
Henchoz: Die Verkehrspolitik für die Innenstadt zum Beispiel. Und statt des ewigen Kampfs um das Einkaufscenter wollen wir uns für eine Belebung der Innenstadt einsetzen — mit einer vernünftigen Wirtschaftsförderung. Die kommt aus unserer Sicht zu kurz. Was nutzt uns eine tote Innenstadt mit einem Einkaufszentrum, das dann auch keiner besucht?
Sie bleiben also auch dabei, dass Lastwagen aus der Innenstadt verbannt werden sollen?
Henchoz: Ja. Der Solinger Verkehr gehört auf Solinger Straßen. Und es muss auch nicht sein, dass 30- oder 40-Tonner durch die Turnstraße donnern. Von den Straßenschäden ganz abgesehen ist dieser Verkehr ja auch eine Belastung für die Anwohner.
Die Linke fordert einen vernünftigen Umgang mit dem Geld der Stadt. Die Investitionen in ein neues Gymnasium gehören auch dazu, oder?
Henchoz: Der Neubau des Gymnasiums ist zwingend erforderlich, Wir müssen in Bildung investieren, das ist sehr wichtig. Haan ohne ein Gymnasium wäre fatal.
Als kleine Fraktion im Stadtrat findet die Linke selten Mehrheiten für ihre Anträge. Frustriert das?
Henchoz: Jein. Dass unsere Anträge zum größten Teil abgeschmettert werden, ist die eine Sache. Auf der anderen Seite sehen wir die Grabenkämpfe zwischen den großen Parteien. Von denen kommen durchaus sinnvolle Anträge und Inhalte, da würde ich mir persönlich wünschen, dass öfters zum Wohle der Stadt entschieden wird.
Sie meinen, im Stadtrat wird zu oft nach politischen Befindlichkeiten entschieden?
Henchoz: Auch uns wurde schon unter der Hand gesagt, dass wir vernünftige Anträge gestellt haben. Eine Mehrheit fanden wir trotzdem nicht. Mich beleidigt das nicht. Ich finde es unklug, bewusst gegen einen sinnvollen Antrag zu stimmen, nur weil der von der falschen Partei kommt.