Opfer vom Gressard-Platz geht es besser

Die Staatsanwaltschaft will versuchen, gegen den Schläger „zeitnah Anklage zu erheben“.

Foto: Staschik

Hilden. Die Untersuchungshaft gegen einen mutmaßlichen Schläger wurde ausgesetzt, es gibt noch keinen Verhandlungstermin: Das ist der neueste Stand in der Sache Körperverletzung am Fritz-Gressard-Platz in Hilden. Rückblende.

In der Nacht auf den 31. Oktober 2016 wurde ein 24-Jähriger gegen 2.30 Uhr von zwei Männern angegriffen und mit Tritten gegen den Kopf lebensgefährlich verletzt. Das Verbrechen erschütterte wegen seiner Brutalität die ganze Region. Das Opfer wurde mit Schädelbruch und eigentlich tödlichen Kopfverletzungen in die Neurochirurgie des Städtischen Klinikums Solingen gebracht.

Die Ärzte legten ihn in ein künstliches Koma und öffneten seine Schädeldecke. Wochenlang schwebte „Karel“ (den Namen bekam er in der Klinik) zwischen Leben und Tod. Den Ärzten gelang es schließlich, ihm in mehreren Operationen das Leben zu retten. „Diese Brutalität erschüttert mich sehr“, sagte der Leitende Arzt Professor Thomas Standl damals: „Noch vor zehn Jahren hätte es für den jungen Mann keine Rettung gegeben.“ Karels jugendliches Alter sei mit dafür ausschlagend gewesen, dass er den Angriff überleben konnte.

Gut vier Monate nach der Tat gelang der Polizei ein Fahndungserfolg. Sie nahm einen „22-jährigen Hildener mit Migrationsgeschichte“ — so die Formulierung — als Täter fest. Er kam in Untersuchungshaft. Inzwischen ist bekannt, dass er erst 19 Jahre alt ist. Und seit einiger Zeit auch wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf will ihn als Haupttäter anklagen, bestätigt Dr. Sebastian Steinforth von der ermittelnden Behörde: „Wir versuchen, zeitnah Anklage zu erheben. Es gibt noch keinen Verhandlungstermin.“ Der Hauptbeschuldigte war wohl nicht allein am Tatort. Die Polizei hat die Daten der Mobiltelefone von zwei weiteren Männern ausgewertet, konnte ihnen aber keine Tatbeteiligung nachweisen. „Wir haben keine weiteren Beschuldigten ausfindig machen können“, sagt Sebastian Steinforth: „Das ist der bisher letzte Stand.“

Aktuell wird der Fall unter „gefährlicher Körperverletzung“ geführt. Ob auch die Anklage so lauten wird, sei offen, so Steinforth. Der Vorwurf „Mord“ sei geprüft und verneint worden: „Weil sich nicht mit Sicherheit sagen lässt, ob die Verletzungen tatsächlich durch Tritte entstanden sind oder durch den Sturz auf den Boden.“

Und so kam die Polizei dem Täter auf die Spur: Der 19-jährige Schläger ließ seine Baseballmütze, seine Brille und seine Jacke am Tatort zurück. Die Ermittler konnten DNA-Spuren sichern. Das steht für Desoxyribonukleinsäure, dem Träger der menschlichen Erbinformationen, die sich in jeder Körperzelle befinden. Die DNA ist der genetische Fingerabdruck, so einzigartig wie jeder Mensch. Beim Abgleich der DNA-Spuren mit der Polizei-Datei erzielten die Fahnder einen Treffer, die Leitende Kommissarin zeigte sich erleichtert. Der 19-Jährige war bereits polizeibekannt.

„Karel geht es so weit gut“, bestätigt sein Betreuer auf Nachfrage unserer Redaktion. Aber: „Seine linke Körperhälfte funktioniert noch nicht so wie die rechte. Er hat Schwierigkeiten mit der Koordination.“ Das hat mit den schweren Kopfverletzungen zu tun. Mit der Zeit können aber die unverletzten Gehirnregionen „lernen“, die Aufgaben der verletzten Abschnitte zu übernehmen, haben die Ärzte Karel Hoffnung gemacht.

Seine Ausbildung bei einer Hildener Firma musste der junge Mann leider aufgegeben. „Karel kann nicht arbeiten. Das belastet ihn psychisch stark“, berichtet sein Betreuer: „Er ist noch immer gehandicapt. Er will schnell wieder arbeiten und niemandem auf der Tasche liegen.“