Pfahl lässt die Emden sinken
Der Haaner Regisseur Berengar Pfahl wird am Sonntag 65. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht.
Haan. In einem Alter, in dem andere ihren wohl verdienten Ruhestand planen, denkt Berengar Pfahl noch lange nicht daran, den Rentner zu spielen und den Regiestuhl zur Seite zu schieben.
Ob er jetzt, nach 55 anstrengenden Drehtagen, wenigstens Urlaub macht? Der Haaner, der am Sonntag seinen 65. Geburtstag feiert, schüttelt den Kopf — fast so, als sei die Frage so abwegig wie die Annahme, dass in seinem neuen Film nur Männer das Sagen haben. Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt: Der Autor und Regisseur, der „Die Männer der Emden“ in Szene setzt, baut nicht zuletzt auf eine Frau. Felicitas Woll spielt Maria von Plettenberg — eine freiheitsliebende junge Dame, der völlig egal ist, was ihre Eltern von ihrer heimlichen Verlobung mit Karl (Ken Duken) halten. Sie liebt ihn — und das ist die Hauptsache.
Berengar Pfahl setzt aber nicht nur auf die entsprechende Portion Romantik. In seinem gerade abgedrehten Historienfilm geht es vor allem auch um den Duft der Freiheit, um exotische Abenteuer und deutsche Geschichte. Wer sieht, mit welcher Begeisterung er von seiner jüngsten Zeitreise erzählt, spürt schnell, dass Pfahl gerne zwischen den Welten wandert und einen Bogen spannt. „Wir erzählen Fiktion vor einem realen Hintergrund“, erklärt der Haaner, der seine Zuschauer ins Jahr 1914 entführen wird. „Ich habe viel in der Welt gedreht — und Spaß daran, deutsche Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu erzählen.“
Oder anders gesagt: „Deutsche Mentalität in der Wüste zu zeigen“, ist keine Aufgabe für Warmduscher. Denn aufregend war nicht nur der reale Alltag der Soldaten auf der „S.M.S. Emden“. Spannend war auch das, was die Filmcrew fast 100 Jahre später erlebte. Von Sri Lanka nach Malta, über Tunesien und Rügen bis nach Wuppertal: Das 90-köpfige Team folgte der Spur der Matrosen des Kreuzers „Emden“, die für den Kaiser einst 60 Schiffe kaperten. Was nach purem Adrenalinkick klingt, war in der Tat ein einziges Abenteuer: „Wir hatten den Luxus, mit zwei Kameras drehen zu können“, sagt Pfahl. „Wenn 50 Männer gegen die Brandung kämpfen und im Indischen Ozean landen, möchte man das ungern wiederholen.“
Es gibt natürlich auch das Gegenteil: kein Wasser, dafür viel Sand. Im Rückblick nimmt der Grenzgänger den Spagat zwischen Wellen und Wüstenhitze mit Humor: „Nachdem wir bei Sandstürmen gedreht hatten, war ich doch froh, in der Stadthalle Wuppertal wieder in geschlossenen Räumen arbeiten zu können.“ Dabei hatte der Weltenbummler zwischenzeitlich befürchten müssen, gar nicht Kurs auf die Wüste nehmen zu können. „Wir waren in Sri Lanka, als wir von der Revolution in Tunesien hörten.“ Sofort ging sie los — die Suche nach einem alternativen Drehort. Am Ende war ein Plan B aber doch nicht nötig und die Stimmung bestens. „Der Drehdort war angenehm“, sagt Pfahl. „Das Volk war befreit.“
Während er vor der Kamera verschiedene TV-Stars versammelt, setzt er hinter den Kulissen auf Kontinutiät. Vermutlich ist genau das sein Erfolgsrezept: „Mit einem Großteil der Crew arbeite ich seit 20, 25 Jahren zusammen.“ Den nächsten Erfolg möchte das Team im Februar 2012 einfahren — bei der Uraufführung des Films.
Urlaub ist deshalb vorerst nicht drin. „Jetzt geht’s ans Schneiden“, sagt Pfahl. Die Odyssee geht also weiter.