Hilden Millionensanierung von St. Jacobus
Hilden · Der Altarraum wird um zwei Stufen abgesenkt und in den Kirchenraum vorgezogen. Gemeinde und Zelebranten rücken näher zusammen. Ab Mitte August wird zunächst ein Provisorium installiert, um die Wirkung zu testen. Voraussichtlich ab 2023 soll die ganze Kirche innen eingerüstet und für ein bis zwei Millionen Euro grundlegend saniert werden.
Die St.-Jacobus-Kirche am Ende der Fußgängerzone ist das Wahrzeichen der katholischen Kirchengemeinde Hilden. Das denkmalgeschützte Gotteshaus ist innen in die Jahre gekommen, erläutert Peter Groß, der den Pfarrgemeinderat in der Planungsgruppe vertritt: „Die Heizung läuft noch mit Öl, die Elektroinstallation ist aus der Vorkriegszeit, der Zugang nicht barrierefrei.“ Nur bei der Digitaltechnik sei St. Jacobus ganz weit vorn: „Das ist die einzige Kirche in Hilden mit Glasfaser-Anschluss im Keller.“
Die Kirche muss innen saniert werden, das ist schon lange klar. Jetzt hat der komplexe Planungsprozess einen wichtigen Schritt nach vorn getan. Die Kunstkommission des Erzbistums Köln und die Untere Denkmalbehörde der Stadt Hilden haben beide ihren Segen gegeben.
Der Altarraum soll in den Kirchenraum vorgezogen werden
Erster Schritt: Mitte August wird der Altarraum umgestaltet. Er wird um zwei Stufen abgesenkt und in den Kirchenraum vorgezogen.
Dadurch rücken Gemeinde und Zelebranten näher zusammen. Der frei werdende Bereich hinter dem neuen Altarraum schafft Raum für spirituelle Zusammenkünfte kleiner Gruppen, beispielsweise für Taize-Andachten.
Zudem könne dort ein Chor oder eine Schola den Gottesdienst mitgestalten. Heute müssen Musiker und Sänger auf der Orgelempore oder in den Seitenschiffen Platz nehmen.
Zunächst wird ein Provisorium installiert, um die neue Altarsituation erlebbar zu machen und ihre Wirkung zu testen. „Dazu haben sich Fachausschuss, Pastoralteam, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat entschlossen – auf Rat der Kunstkommission“, erläutert Groß. Die Einführung von Sebastian Lambertz als leitender Pfarrer für die Pfarreien Hilden und Haan Anfang September sollte der erste große Test für den neuen Altarraums werden. Sie findet nicht statt, weil Lambertz heiratet.
Eine Rampe am Westportal (zu der Seniorenwohnanlage hin) soll für einen barrierefreien Zugang zur Kirche sorgen. Das stehe schon fest. Heizung, Akustik, Elektrik müssen erneuert werden. Vieles andere wie etwa die „Blut-Decke“ müsse erst noch besprochen und entschieden werden (früher war die Kirchendecke weiß).
Das alles werde seine Zeit brauchen, meint Peter Groß und geht von rund zwei Jahren aus. Auch die Kosten ließen sich aktuell nur grob schätzen. Ein bis zwei Millionen Euro werde die Sanierung wohl kosten – aber dann habe man auch die nächsten 50 Jahre wieder Ruhe. Auf jeden Fall müsse die Kirche innen komplett eingerüstet werden – für mindestens ein Jahr. Die Arbeiten werden von einem Diözesan-Baumeister des Bistums begleitet. Das sei eine große Erleichterung, findet Peter Groß: „Er hat sehr viel Erfahrung.“
Erbaut wurde St. Jacobus
von 1872 bis 1882
Erbaut wurde St. Jacobus von 1872 bis 1882 im neugostischen Stil. Die ursprünglichen Pläne für den Neubau stammten von dem Münsteraner Architekten August Rincklake (1843–1915). Die Bauleitung wurde dem aus Werden (Ruhr) stammenden und ebenfalls als Kirchenbaumeister bekannt gewordenen Franziskanerbruder Paschalis (bürgerlich: Theodor Gratze, 1819–1896) übertragen, der die Pläne Rincklakes abänderte.
Den Auftrag erhielt Carl Jacob Nebel. 1858 heiratete der Maurergeselle aus Dessau die vermögende Hildenerin Auguste Stock. Er gründete eine große Familie und ein erfolgreiches Bauunternehmen in Hilden, wurde Stadtverordneter.
Der Bau von St. Jacobus war sein erster großer Auftrag. Der erste Bauabschnitt erfolgte 1872 bis 1873. Der Rest des Anbaus wurde in den Jahren 1881 und 1882 nach dem Abbruch der alten Steinkirche fertiggestellt.
Die heutige St.-Jacobus-Kirche an der oberen Mittelstraße in Hilden ist der dritte katholische Kirchenbau an gleicher Stelle. Aus den Bruchsteinen der alten katholischen Kirche wurde von 1881 bis 1882 das Pfarrhaus (Pastorat) errichtet. Es befindet sich an der Mühlenstraße 8 in Hilden.