„Platzhirsch“ in der alten Metzgerei

Einer von drei Leerständen der Marktpassage ist bald belegt. Händler vor Ort begrüßen die Idee eines Jugendcafés.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Für Astrid Patock ist die Sache klar. „Alles, was mehr Fluktuation bringt, ist für uns und für Haan gut“, sagt die Storeleiterin von „WK2-Clothes“. Ihr Geschäft liegt in der Marktpassage — dort, wo sich künftig auch das geplante Jugendcafé befinden könnte. Astrid Patock ist überzeugt: „Solch ein Jugendcafé könnte die Marktpassage beleben. Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen.“ Einzige Einschränkung: Wenn die Jugendlichen in Trauben davor stehen und Kunden vom Betreten der Marktpassage abhalten, dann wäre das nicht so schön. „Es sollte wie ein normales, gemütliches Café sein.“

Das sieht auch Kerstin Bösser vom Friseur-Fachgeschäft „Ryf Coiffeur“ so, das dem Jugendcafé genau gegenüber läge. „Das ist doch eine gute Idee“, sagt sie auf Nachfrage. „Ich finde, es gibt hier in Haan doch sonst sehr wenig für die Jugendlichen. Und für eine Außengastronomie ist das Ladenlokal nicht geeignet. Da wird doch alles eigentlich drinnen stattfinden.“ Kein Problem also.

Haaner Jugendliche wünschen sich ein unabhängiges Jugendcafé. In einer Umfrage sprachen sich von 528 befragten Schülern 507 dafür aus. 210 konnten sich der Befragung zufolge auch vorstellen, im Café zu helfen. Diese Idee griff eine Arbeitsgruppe auf, deren engagierte Mitglieder sich zwischenzeitlich in einem Trägerverein formiert haben. Auf diese Weise wollen die Erwachsenen den Jugendlichen bei der Umsetzung ihres Wunsches helfen.

Beim ersten großen Planungstreffen am Montagabend berichteten die Beteiligten, dass sie an einem der leer stehenden Ladenlokale in der Marktpassage interessiert sind. Ein Besichtigungstermin für das Jugendcafé steht noch aus, sagt Lucas Mertens, Projektmanager bei der Kölner Firma Rialto Capital AG. Diese Firma ist neue Eigentümerin der Marktpassage. Doch Mertens ist neugierig auf die Initiative: „Wir setzen uns mit jedem an einem Tisch“, versichert er.

Zugleich ist ein weiteres Ladenlokal in der Marktpassage belegt: Am 3. September eröffnet mit Sekt, Häppchen und Musik in den Räumen der ehemaligen Metzgerei der Concept-Store „Platzhirsch“. Es ist der zweite Standort von Ertugrul Aysal. Er betreibt ein ähnliches Geschäft bereits am Mettmanner Jubiläumsplatz. Die Kunden erwartet ein Mix aus Bekleidung, Schuhen, Schmuck und Wohnaccessoires sowie Artikeln für Kinder — also „alles, was das Frauenherz begehrt“, sagt er lachend. Angesprochen sind sowohl junge als auch reifere Frauen. Die Preise sind erschwinglich, versichert Aysal: So kostet eine Handtasche ab 39 Euro. Warum gerade Haan als zweiter Standort? „Meine Frau und ich fanden die Stadt sehr sympathisch.“ Und: “Die Marktpassage blüht gerade auf.“

Aktuell sind noch zwei Leerstände in dem Wohn- und Einkaufscenter übrig — das ehemalige Ladenlokal der Bäckerei Schüren mit rund 80 Quadratmetern Verkaufsfläche und das ehemalige Obst- und Gemüsegeschäft Heinrich mit 120 Quadratmetern. Wie Projektmanager Lucas Mertens berichtet, gebe es auch darüber „schon sehr weiterführende Gespräche“. Dabei habe man ein großes Interesse daran, dort „Frequenzbringer zu positionieren“.

Dass sich die Haaner erneut eine Metzgerei in die Marktpassage wünschen, sei ihm bekannt. So leicht sei der Wunsch allerdings nicht umzusetzen — „wir haben mit sehr vielen Metzgereien geredet, doch die Branche hat Probleme“. Im günstigen Angebot der Metzgereiabteilungen in den Supermärkten und auch im Wochenmarkt direkt vor der Ladentüre sehen mögliche Betreiber eine ernsthafte Konkurrenz.

Die befürchtet Astrid Patock von „WK2-Clothes“ durch den neuen „Platzhirsch“ übrigens nicht. „Das Konzept hat eher Outlet-Charakter, ich sehe darin keine Konkurrenz“, sagt Patock.