Verwaltung schlägt nachts Tempo 30 auf Hauptstraßen vor
Das könnte lärmgeplagte Anwohner von Durchgangsstraßen entlasten. Umsetzung würde rund 80 000 Euro kosten. Politik berät am 31. August.
Hilden. Bereits seit vier Jahren weiß die Stadt Hilden ganz genau, wer wo am stärksten unter gesundheitsgefährdendem Verkehrslärm leidet. Nur genützt hat es den knapp 1400 nachts Betroffenen (tags sind es knapp 1000) herzlich wenig. Denn alle Vorschläge, die die Stadt zum Schutz ihrer Bürger machte, wurden vom Land, Träger der Bundes- und Landstraßen, aus Geldmangel abgelehnt. Jetzt sind auch die Gemeindestraßen untersucht worden, Stufe 2 des vom Gesetzgeber geforderten „Lärmaktionsplans“. Ergebnis: Vor allem im Bereich Richrather-/Baustraße (L404), Klotzstraße (L404), Benrather Straße (B228), Ellerstraße (L85), Gerresheimer-, Hochdahler-, Kirchhofstraße (L403) und Walder Straße (L85) sind Anwohner lärmgeplagt.
Was tun? Wird die Geschwindigkeit von 50 auf 30 km/h gesenkt, gibt es auch deutlich weniger Lärm: rund 2,4 dB(A). Das kommt fast einer Halbierung der Verkehrmenge nahe. Aber dagegen gibt es viel Einspruch: Die untersuchten Straßen gehören zum Vorfahrtsstraßennetz der Stadt, sagt der Kreis Mettmann. Sie hätten leistungsfähig zu sein. Deshalb sollte dort grundsätzlich Tempo 50 gelten. Die Bezirksregierung Düsseldorf und der Landesbetrieb Straßenbau NRW stellen klar, dass der Lärmaktionsplan keine Rechtsgrundlage für Lärmschutzmaßnahmen biete. Mit anderen Worten: Sie wollen Tempo 30 auf Durchgangsstraßen nur wegen Lärmschutz nicht akzeptieren. Auch die Handwerkskammer Düsseldorf sieht Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Hauptverkehrsstraße kritisch. Durch Tempo 30 verlängert sich die Fahrzeit, schreibt die Rheinbahn. Dadurch könnten die Anschlüsse an die S-Bahnlinien möglicherweise nicht mehr gewährleistet werden. Im Stundentakt müsste ein zusätzlicher Kurs eingesetzt werden.
Deshalb schlägt die Verwaltung der Politik jetzt vor, die Geschwindigkeit auf den genannten „Lärm-Hotspots“ nur nachts von 22 bis 6 Uhr von 50 auf 30 km/h zu reduzieren.
„Das würden der Landesbetrieb Straßen NRW und die Rheinbahn mittragen“, sagt Planungsamtsleiter Peter Stuhlträger. Dafür müssten jedoch eine ganze Reihe von Ampeln untersucht und angepasst werden. Das würde mindestens 80 000 Euro kosten, schätzt Erster Beigeordneter Norbert Danscheidt. Hintergrund: Kämmerer Heinrich Klausgrete hat bereits zum zweiten Mal eine Haushaltssperre verhängt, weil die Gewerbesteuereinnahmen massiv eingebrochen sind und im städtischen Haushalt ein Defizit von 10,4 Millionen Euro klafft. Die Temporeduzierung sei am einfachsten und schnellsten umzusetzen, meint Stuhlträger. „Flüsterasphalt“ sei für Hilden keine Lösung. Der Landesbetrieb Straßenbau NRW setze — anders als viele Großstädte — keinen „Lärmoptimierten Asphalt“ ein. Zudem seien die meisten Fahrbahnen der Durchgangsstraßen in Hilden bereits erneuert worden. Auf der Autobahn 3 im Bereich Hilden will der Landesbetrieb einen neuen lärmarmen Asphalt einbauen, voraussichtlich 2018 — aber nur, wenn der Bund genügend Geld bereitstellt. Auch Schallschutzfenster können helfen.