Zweiter Anlauf Prozess wegen Attacke auf SAT1-Team startet neu

Haan/Wuppertal · Ein Haaner und ein Gelsenkirchener sollen unter anderem einen Kameramann getreten haben.

Die Schwebebahnstation Landgericht: In Wuppertal findet die Neuauflage des Prozesses statt.

Foto: dpa/Oliver Berg

Nachdem der Prozess im Frühjahr kurz vor der Urteilsverkündung „geplatzt“ war, stehen ein Haaner und sein ebenfalls wegen Körperverletzung angeklagter Mittäter aus Gelsenkirchen nun erneut vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern vor, im Oktober 2018 ein SAT1-Team auf dem Gelände eines Autohauses in Wuppertal körperlich attackiert zu haben.

Die Stimmung beim ersten Verhandlungstag war aufgeheizt

Bereits der erste Verhandlungstag begann mit einem Eklat: Der Richter verhängte einen Haftbefehl gegen die Angeklagten, weil sie zum Prozessbeginn nicht pünktlich im Saal waren. Auch die Verteidiger fehlten – und die holten später zum Gegenschlag aus: Ihnen sei gesagt worden, dass der Prozess später beginne, weil sich eine Schöffin verspäten würde.

Am Ende wurde der Haftbefehl aufgehoben, die aufgeheizte Stimmung aber blieb. Ein stetiges verbales Gerangel der Verteidigung in Richtung des Vorsitzenden hatte auch schon die Verhandlungstage im Frühjahr geprägt. Nun scheint es also in diesem Stile weiterzugehen

Laut Anklageschrift soll sich das Recherche-Team in einem Autohaus in Wuppertal vorgestellt und zwei Mitarbeiter darum gebeten haben, mit dem Inhaber sprechen zu dürfen. Noch während des Versuches, den Chef zu erreichen, soll der ebenfalls dort tätige Angeklagte aus Haan dem Kameramann verboten haben, Aufnahmen zu machen.

Der mittlerweile 33-Jährige soll das SAT.1-Team aus den Geschäftsräumen gedrängt haben. Nachdem sich die Redakteurin und ihre beiden Kollegen zurückgezogen hatten, soll der Angeklagte den Kameramann im Hof auf die Motorhaube eines zum Verkauf angebotenen Pkw gedrückt und versucht haben, ihm die Kamera zu entreißen. Er und der mitangeklagte Gelsenkirchener  sollen auf die Kamera eingeschlagen haben. Kurz darauf sollen sie dem Kameramann mehrfach in den Genitalbereich und in den Unterleib getreten haben. Das Opfer soll auch am Arm und am Kopf verletzt worden sein.

Knochenbruch und Prellungen wurden diagnostiziert

Rettungskräfte hatten den 50-Jährigen in eine Klinik gebracht, dort wurden unter anderem eine Fraktur des Mittelhandknochens und Prellungen diagnostiziert. Aufgrund einer Posttraumatischen Belastungsstörung hatte der Mann eine depressive Episode erlitten und ist seitdem nicht mehr arbeitsfähig. Er wurde auch diesmal per Videokonferenz vernommen, die Verteidiger hatten das schon bei dem Prozess im Frühjahr bemängelt.

Überwachungsvideo zeigt die angeblichen Tritte nicht

Dem Gericht hatten sie ein Video der Überwachungskamera des Autohauses zur Verfügung gestellt: Dass auf den bereits am Boden liegenden Kameramann eingetreten worden sein soll, war darauf nicht zu sehen. Das hatte die SAT1-Redakteurin bei der Polizei und auch im ersten Prozess im Frühjahr so ausgesagt. Gegen die Frau läuft mittlerweile ein Verfahren wegen Falschaussage, das wiederum hat sie erst kurz vor ihrer Zeugenvernehmung im Gerichtssaal erfahren und ihre Aussage daraufhin verweigert. Das Opfer selbst kann sich an vermeintliche Schläge und Tritte am Boden nicht mehr erinnern. Der Prozess wird fortgesetzt.

(magu)