Gastronomie in Haan Sofie und Ioannis schließen die Friedrichstuben

Haan · Sie ist eine Institution in Haan, führte 25 Jahre ihr Restaurant und organisierte das Friedrichstraßenfest. Jetzt hören Sofie Papapetrou und ihr Mann Ioannis auf und berichten emotional aus einem Vierteljahrhundert in der Gastronomie.

Ioannis und Sofie Papapetrou schließen am dritten Advent ihr Restaurant. Haan bleiben sie aber treu: „Wir gehören doch hierher“, sagen sie.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Ziel ist Ziel“, sagt Ioannis Papapetrou. „Zum Urlaub machen sind wir nicht nach Deutschland gekommen“, ergänzt seine Frau Sofie. Die beiden haben wunderbare, aber anstrengende Jahre als Pächter und Besitzer der „Friedrichstuben bei Sofie“ hinter sich. „Das Restaurant ist ein Teil von uns, von unserer ganzen Familie“, erzählen die beiden sehr packend und emotional aus 25 Jahren. Nun ist Schluss: Am Sonntag, 17. Dezember, ist der letzte Tag.

Für Sofie und ihren Mann ist rechtzeitig jetzt, „solange wir uns beide noch haben. Er ist meine andere Hälfe und ich seine“, sagt sie. „Ohne den anderen hätten wir das alles nicht geschafft.“ Lange hätten sie die Entscheidung vor sich hergeschoben, „es ist uns sehr, sehr schwer gefallen.“ Aber: 15 Stunden Arbeit täglich für Sofie, die vom Service über das Waschen, Bügeln und Putzen alles selbst macht, meist noch mehr Stunden pro Tag für Ioannis – so langsam macht Sofies Rücken das nicht mehr so gut mit, und Ioannis ist in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden.

15 bis 18 Stunden
pro Tag gearbeitet

Die Weihnachtsfeiern, die schon lange im Voraus in ihrem Restaurant gebucht waren, haben die beiden natürlich noch ausgerichtet. „Wir haben immer gearbeitet, immer. Wir hatten immer Kraft und Energie.“ Auch in Griechenland hatten beide teils zwei Jobs, durch das Kinderrheuma ihrer ältesten Tochter floss das meiste Geld damals allerdings in Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte. Außerdem: „Wir wollten unseren Töchtern ein besseres Leben ermöglichen“, erklärt Sofie. An ihrem 30. Geburtstag an einem eiskalten Januartag mit meterhohem Schnee und bis zu minus 19 Grad landeten die beiden in Köln. „Da habe ich angesichts dieser Wahnsinnskälte natürlich kurz gedacht: ,Was machen wir da eigentlich?`“

„Wir haben uns sehr schnell integriert, innerhalb von sechs Monaten habe ich die Sprache gelernt“, berichtet Sofie Papapetrou, die gelernte Hebamme ist, in Deutschland aber von Beginn an – wie ihr Mann bereits seit seinem 17. Lebensjahr – in der Gastronomie gearbeitet hat. Erst in Norddeutschland, wo ein Teil der Familie von Sofie lebt, dann in Wuppertal, wo ihre beiden älteren Kinder die griechische Schule besuchten, lebten sie. In Haan kam dann ihre jüngste Tochter zur Welt. „Schon drei Jahre, nachdem wir hier angekommen sind, war uns klar, dass wir uns selbstständig machen wollen.“ Das Ehepaar sparte alles, was übrig war und eigentlich sogar mehr. „Damals haben wir in einer kleinen Wohnung gewohnt und nur von meinem Teilzeit-Gehalt gelebt. Bei dem Geld, was Ioannis verdient hat, haben wir so getan, als gäbe es das nicht und es sofort beiseite gelegt.“

In ganz NRW suchten die beiden nach einem Gastronomie-Betrieb zur Pacht, wichtig war ihnen, dass er über eine oder zwei Kegelbahnen verfügte. „Die Gastronomie ist ein schwieriges Geschäft, war sie damals schon“, berichtet Ioannis. „Aber wenn Du eine Kegelbahn hast, hast Du immer 200 Gäste pro Monat sicher.“ Die Stammgäste kommen jetzt schon mit ihren Kindern oder Enkeln. Überhaupt seien alle Gäste, betont Ioannis, Gold Wert. „Ich möchte mich tausendfach bei all unseren tollen Gästen bedanken.“

Mit eisernem Willen und viel Disziplin investierten die beiden nach dem Erwerb ihres Restaurants später weiter, sie kauften weitere Immobilien in der Straße. „Wir hören nicht auf, weil es finanziell nicht mehr geht“, das ist ihnen wichtig. Die Frage, die die beiden angesichts des bevorstehenden Endes des Restaurants am häufigsten gestellt bekommen, ist übrigens nicht die, wie es mit dem Restaurant weitergeht oder was die beiden jetzt machen. „Alle fragen: Was wird aus dem Friedrichstraßen-Fest?“ Das hatte sie zum 10. Jahrestag ihrer Restaurant-Leitung  ins Leben gerufen. Obwohl nicht so geplant, findet es seither regelmäßig statt. „Hier treffen sich die Haaner, wenn der Frühling kommt.“ Sofie verspricht, es noch ein weiteres Mal zu organisieren.

Für die Nachfolge
gibt es bereits Interessenten

Für ihr Restaurant suchen sie einen Pächter. Anfragen gäbe es bereits viele, „aber es muss der oder die Richtige sein. Vielleicht eine junge Familie, die das Restaurant so weiterführt, wie wir es getan haben und vor uns schon die Voreigentümer.“ Diese hatten die Friedrichstuben ähnlich lange geführt wie Sofie und Ioannis.

Nicht ohne Grund trägt das Restaurant den Beinamen „bei Sofie“, denn sie war es, die die Stuben damals unbedingt pachten wollte, Tränen vergoss, weil die Pacht ihrem Mann und ihrem Bruder, der in den ersten 15 Jahren voll bei dem Ehepaar mitarbeitete, eigentlich zu teuer war. „Ich habe mich in die Räume und das Haus verliebt“, berichtet Sofie. Die älteste Tochter und ihr Vater sind in der Küche ein unschlagbares Team, auch die Mittlere, die jetzt mit ihrem Mann in der Hotelbranche in Köln arbeitet, war viele Jahre eine große Hilfe, ebenso ist die Jüngste sofort da, wenn Hilfe benötigt wird, auch wenn ihr Schwerpunkt jetzt der Leistungssport ist.

Zu Weihnachten macht das Ehepaar gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter etwas, was sie in 25 Jahren noch nie gemacht haben: Sie fliegen nach Griechenland. Dort bleiben, wie man es vielleicht vermuten könnte, werden sie allerdings nicht. „Wir gehören doch nach Haan“.