Erfinderin der Bundesliga-Tombola in Haan „Ich habe 300 Briefe mit der Hand geschrieben“
Haan · Die große Bundesliga-Artikel-Tombola von Marianne Dünnhoff hat dieses Jahr zum letzten Mal stattgefunden. Doch die Seniorin ist noch lange nicht damit fertig, sich für andere einzusetzen.
Wenn Marianne Dünnhoff an die kranken Kinder denkt, muss sie sichtlich mit den Tränen kämpfen. „Die kleinen Patienten in der Kinderkrebsklinik so traurig zu sehen, bricht mir das Herz“, sagt sie. „Aber mich nicht mehr für sie einzusetzen, würde mir das Herz noch viel mehr brechen.“ Wer die 83-jährige Haanerin kennenlernt, braucht nicht lange, um zu merken, was für ein empathischer Mensch sie ist. Sonst würde sie ihren jahrzehntelangen Einsatz für andere wohl auch nicht meistern.
„Manchmal wird mir auch alles zu viel“, sagt die frühere Einzelhändlerin. Ihre beliebte alljährliche Tombola mit Trikots von Fußball-Bundesligisten veranstaltete sie diesen Sommer daher zum letzten Mal. Doch Schluss mit dem Engagement ist deshalb noch lange nicht – am 9. und 16. Dezember wird sie wieder im Eiscafé Amarena zu finden sein, wo sie von Firmen gespendete Spielsachen, Geschenk- und Bundesligaartikel gegen wiederum eine Spende an Privatleute abgeben wird. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall. Denn obwohl es, wie Dünnhoff erzählt, immer schwerer geworden sei, an Trikots der großen Vereine zu kommen, habe sie auch diesmal ein paar echte Schätze ergattern können, wie zum Beispiel einen signierten Fußball vom Bundesligisten Bayer 04.
Auf Umwege zum Engagement für die Kinderkrebsklinik
Dünnhoff ist Mitglied der Elterninitiative der Kinderkrebsklinik Düsseldorf und engagiert sich dort schon viele Jahre. Dazu kam sie über Umwege – die Seniorin ist schon lange Fanklubleiterin der Kastelruther Spatzen. „Die Spatzen haben mal an Weihnachten auf Geschenke verzichtet und ihre Fans dazu aufgerufen, stattdessen nach Äthiopien zu spenden“, erinnert sie sich. „Das habe ich dann zwei Jahre lang gemacht. Aber dann brachte mich die Firma Boehringer-Ingelheim auf den Trichter, dass es gut wäre, was in Deutschland zu machen.“ Fünf Tage später rief Dünnhoff in Düsseldorf an und ist der Klinik seither „mit Leib und Seele verpflichtet“, wie sie sagt.
Vor 18 Jahren war sie selbst an Krebs erkrankt und hat diese Phase ihres Lebens als eine sehr schlimme in Erinnerung. „Aber die Heilungschancen für die Patienten der Kinderkrebsklinik sind sehr gut“, sagt sie. „Ich möchte den Kindern jetzt etwas zurückgeben. Ich kann mitfühlen bei dem, was sie durchmachen.“ Dafür legt sie sich mächtig ins Zeug. In einem großen Ordner lagert sie ein handgeschriebenes Verzeichnis mit Firmen, die sie bereits angeschrieben hat oder noch anschreiben will. Es besteht aus mehreren DIN-A-4-Seiten. An die Firmen adressiert sie dann handgeschriebene Briefe und befüllt die Umschläge außerdem mit einem Info-Zettel, einem Flyer und einem Artikel aus der Tageszeitung, in dem erklärt wird, wer Dünnhoff ist und was sie macht. „Zu meinem Computer habe ich ein distanziertes Verhältnis“, sagt die Seniorin. „Das mit dem Internet ist so unpersönlich.“
Im Laufe der Jahre rund 300 Bittbriefe per Hand geschrieben
Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld – jeder Brief kostet umgerechnet etwa einen Euro. Im Laufe der Jahre habe sie etwa 300 davon geschrieben, berichtet die Haanerin. Zum Glück bekommt sie dabei Unterstützung von der Haaner Druck-Firma Wölfer. Mit dieser hat sie einen schlauen Deal ausgehandelt: „Die Firma macht meine Kopien für mich kostenlos, dafür backe ich drei- oder viermal im Jahr einen Kuchen.“ Erst vorige Woche gab es für die Mitarbeiter einen Kirschkuchen. Seither fragen diese öfter mal nach, wann Dünnhoff denn wieder neue Kopien benötigt.
Und damit nicht genug: Im Frühjahr des kommenden Jahres steht wieder eines von den Benefizkonzerten an, die Dünnhoff in der Evangelischen Kirche organisiert. Mit dabei ist auch der Chor, in dem sie und ihr Mann jahrelang mitgesungen haben. Zu hören gibt es dann Musik Querbeet, Volkslieder, aber auch Operetten. Bei der Frage danach, wie ein Mensch so mitfühlend werden kann wie sie, muss Dünnhoff lächeln. „Ich glaube, das liegt an meiner Familie. Meine Mutter war Krankenschwester, mein Vater Kirchenmaler. Sie haben mir und meinen Brüdern viel Liebe mitgegeben.“ Und die wird ja bekanntlich immer größer, je mehr man sie teilt.