Einsatzbereitschaft in Hilden Der Feuerwehr fehlen fast 150 Freiwillige
Hilden · Deutlich zu wenig ehrenamtliche Einsatzkräfte hält die Hildener Feuerwehr vor. Zu dieser Einschätzung kommt der Kreisbrandmeister. Was das für die Einsatzfähigkeit bedeutet.
Die Hildener Feuerwehr braucht Verstärkung, und zwar massiv. Das hat die zuständige Dezernentin Mona Wolke-Ertel bestätigt. Dafür muss auch die Feuerwache umgebaut werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.
Wie viele Mitglieder hat die Hildener Feuerwehr?
„Die Stadt Hilden unterhält eine Freiwillige Feuerwehr mit 72 hauptamtlichen Kräften“, erklärt Mona Wolke-Ertel. Dazu kämen aktuell 109 ehrenamtliche Kräfte und 23 Jugendliche im Bereich der Jugendfeuerwehr.
Wie groß ist das personelle Defizit?
Im seit November 2022 geltenden Brandschutzbedarfsplan werde bereits davon gesprochen, dass „zur Aufrechterhaltung einer leistungsfähigen Feuerwehr Maßnahmen zur personellen Verstärkung erforderlich“ seien. Bei der hauptamtlichen Wache sind laut Stadt aktuell zwei Stellen vakant. „Diese Zahl ist nicht statisch zu betrachten, da bei Organisationen mit einem großen Personalkörper, wie bei der Feuerwehr, regelmäßig eine natürliche Fluktuation zu verzeichnen ist. Um die Ziele des Brandschutzbedarfsplanes zu erreichen, hat der Rat der Stadt Hilden beschlossen, 21 weitere Stellen, verteilt auf die kommenden drei Jahre zu schaffen, die sukzessive durch Nachwuchskräfte besetzt werden sollen“, berichtet Mona Wolke-Ertel. Zurzeit bilde die Stadt sieben Nachwuchskräfte zu Berufsfeuerwehrleuten aus. Im Bereich des Ehrenamtes ist der Kreisbrandmeister kürzlich konkret geworden und hat die „personelle Verstärkung“ mit einer Zahl versehen: „Unter Zugrundelegung des landesweiten Durchschnitts von 4,9 Einsatzkräften pro 1000 Einwohner“ sei eine Aufstockung „auf rund 250 ehrenamtliche Einsatzkräfte erforderlich“, so die Feuerwehrdezernentin. Dies begründe sich unter anderem aus der schwierigen Tagesverfügbarkeit von ehrenamtlichen Einsatzkräften.
Was unternimmt die Stadt, um Freiwillige zu gewinnen?
Die Feuerwehr Hilden rekrutiert ihre ehrenamtlichen Kräfte vor allem bei der Jugendfeuerwehr. „Über die Ausbildung junger Menschen generiert die Feuerwehr Hilden regelmäßig Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, indem die Jugendlichen ab einem Alter von 18 Jahren in die ehrenamtliche Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Hilden überwechseln“, so Mona Wolke-Ertel. Darüber hinaus gewinne die Feuerwehr erwachsene, ehrenamtliche Kräfte über Werbung und Präsenz in der Stadt, zum Beispiel die Ehrenamtsbörse, Stände auf Märkten und dem Tag der offenen Tür. Die Bemühungen sollen nun intensiviert werden. Dafür werde das Ehrenamtskonzept aktualisiert. So soll die Jugendfeuerwehr mittel- bis langfristig wachsen, Werbung für das Ehrenamt beispielsweise im Internet verstärkt werden sowie weitere Maßnahmen ergriffen werden, die Freiwilligen langfristig zu binden.
Wie sollen bereits vorhandene Kräfte stärker an Hilden und ihr Ehrenamt gebunden werden?
„Ehrenamtliche Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Hilden können die Hildener Schwimmbäder eintrittsfrei nutzen. Ihnen steht außerdem der Sportraum auf der Feuerwache jederzeit zur Nutzung zur Verfügung“, erklärt Mona Wolke-Ertel. Darüber hinaus stünden wöchentlich Nutzungszeiten in einer Hildener Turnhalle zur Verfügung, damit die ehrenamtlichen Kräfte in der Gruppe gemeinsam Dienstsport treiben können. „Des Weiteren werden mehrtägige Ausbildungen auf Übungsplätzen und Übungsanlagen außerhalb von Hilden zusammen mit anderen Hildener Hilfsorganisationen – zum Beispiel THW und Sanitätsdiensten – durchgeführt.“ In der Feuerwache stünde den ehrenamtlichen Kräften ein Gruppenraum inklusive Küche zur Verfügung, der für Gemeinschaftsveranstaltungen und Besprechungen genutzt wird. „Die einzelnen Gruppen der ehrenamtlichen Kräfte erhalten zur Durchführung von Teambildungmaßnahmen Zuschüsse.“
Wann wird die Feuerwehr die Zielstärke erreichen?
Es ist eher unwahrscheinlich, dass auf einen Schlag 150 Freiwillige gefunden werden. „Optimistisch betrachtet können vielleicht pro Jahr zwischen 20 und 50 weitere Kräfte für einen ehrenamtlichen Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr gewonnen werden“, sagt Mona Wolke-Ertel.
Wie teuer wird die Aufstockung?
Die Grundausstattung (persönliche Schutzkleidung, Schutzausrüstung und Uniform) kostet pro Einsatzkraft rund 4000 Euro. Neue Fahrzeuge müssten laut Stadt nicht angeschafft werden. „Ziel ist es vielmehr, die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge mit einer auskömmlichen Anzahl an Feuerwehrleuten zu besetzen“, erklärt die Feuerwehrdezernentin.
Wie wirkt sich der Personalmangel auf die Einsatzbereitschaft aus?
„Insbesondere die Tagesverfügbarkeit im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr ist in Städten wie Hilden, die im Ballungsgebiet liegen, kritisch zu betrachten. Verhinderungen, beruflich bedingte Ortsabwesenheiten und/oder Krankheiten führen zu einer generell schwierigen Tagesverfügbarkeit“, erklärt Mona Wolke-Ertel. Wenn dazu auch noch Großeinsätze oder eine hohe Anzahl parallel laufender Einsätze wie beim Starkregen im Juli 2021 kommen, soll „eine deutlich größere Personalreserve von ehrenamtlichen Kräften“ aufgebaut werden.
Reichen die Kapazitäten der Feuerwache aus?
Nein. Bereits seit 2019 plant die Stadt, die Wache in der Innenstadt zu vergrößern. Doch die ersten Planungen reichen heute nicht mehr aus: „Seit dieser Planung ist der Bedarf an Räumen gestiegen. Feuerwehr und Baubereich stehen in engem Austausch“, berichtet Mona Wolke-Ertel.
Soll es mehrere Standorte geben?
Aktuell sei es weiterhin Ziel, „am Bestandsstandort eine optimierte Lösung, die ausreichend Platz für Personal, Fahrzeuge und Technik bietet, zu entwickeln. Eine Feuerwache muss an zentraler Stelle im Stadtgebiet stationiert sein, weil von dort aus in wenigen Minuten Einsatzorte im Norden, Süden, Osten und Westen der Stadt erreichbar sind und erreicht werden müssen“, erklärt die Feuerwehrdezernentin.
Zudem könnten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr einen zentral gelegenen Standort gleichermaßen gut von überall herkommend erreichen. „Da es bei der Arbeit der Feuerwehr immer um die Zeitkomponente geht, ist ein zentral gelegener Standort von bedeutendem Interesse.“