Roboter kicken Schüler zum Titel

Die wochenlange Arbeit der Haaner Gymnasiasten an den Blechsportlern hat sich ausgezahlt. Sie gewannen die Europameisterschaft.

Foto: Ralph Matzerath

Haan. Aus den Lautsprechern ertönte „Chariots of fire“ von Vangelis, als die Helden von Montesilvano gestern Mittag die Sporthalle des Gymnasiums betraten. Ihre 700 Mitschüler auf der Tribüne bereiteten ihnen einen würdigen Empfang mit einer doppelten „La Ola“. Denn die zehn Schüler im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren haben soeben erfolgreich an einer Fußball-Europameisterschaft in Italien teilgenommen.

Fünf von ihnen — Conrad van Hall, Ole Dietz, Jannis Widmer (alle 14 Jahre alt), Julien Heikaus und David Stiebel (beide 12) — brachten sogar den Titel mit nach Hause. Felicia und Lucie Patzelt (beide 15), Leonie Hamm (17), Tom Seiffert und Max Reisner (beide 18) errangen in ihrer Kategorie „Open“ den dritten Platz.

Die Mädchen und Jungen kickten allerdings nicht selbst, sondern sie haben kicken lassen, und zwar ihre selbstgebauten Roboter. Denn beim „European RoboCup Junior“ treten hoch- entwickelte Maschinen gegeneinander an, die von den Schülern nicht nur eigenhändig entworfen und konstruiert, sondern auch selbst programmiert werden.

14 Nationen gingen vergangene Woche im italienischen Montesilvano an der Adriaküste an den Start. Dabei kristallisierte sich in der Kategorie „Lightweight“ für Roboter mit einem Maximalgewicht von 1100 Gramm das Team Bohlebots des städtischen Gymnasiums schnell als Favorit heraus. All ihre 14 Spiele gewannen die Haaner haushoch. Das Geheimnis ihrer Erfolge: „Wir haben in unsere Roboter zusätzlich eine Kamera eingebaut, die das Tor erkennen kann“, erklärt der 14-jährige Conrad van Hall. Alle anderen Teams hatten lediglich Sensoren an Bord, mit denen sie zwar den Ball identifizieren konnten, sich den Weg zum Tor dann aber umständlich errechnen mussten.

Dass die anderen bisher keine Kameras einsetzen, hat Konstruktionsgründe, sagt Coach Roland Stiebel, gleichzeitig Informatik- und Robotik-Lehrer am Gymnasium und Gründer der Roboter AG, in der bis zu 50 Schüler mitmachen: „Die Kamera wiegt 40 Gramm, und die mussten die Schüler an anderen Stellen am Roboter erst einmal einsparen“, erklärt der 46-jährige technikaffine Pädagoge.

Doch statt ihre Entwicklungen für sich zu behalten und darauf zu setzen, im kommenden Jahr vielleicht sogar Weltmeister zu werden, geben die Haaner „Bohlebots“ ihre Erkenntnisse auch gerne an Konkurrenten weiter. „Es macht auf die Dauer mehr Spaß, gegen ähnlich starke Gegner anzutreten, statt immer haushoch zu gewinnen“, begründet Stiebel diesen Schritt und spricht damit seinen Schülern aus dem Herzen. Auch wenn es natürlich ein tolles Gefühl war, von Teams anderer Länder unterstützt zu werden. „Die Niederländer haben sich sogar Schürzen mit der deutschen Nationalflagge und der Aufschrift ,# 1’ gemacht, um uns anzufeuern“, schildert Jannis Widmer die Atmosphäre bei der Robot-Soccer-EM. Etwas, das im klassischen Fußball wohl kaum vorstellbar wäre.

Stolz ist Roland Stiebel auch darauf, dass der Schule durch die Teilnahme an den Wettkämpfen keine Kosten entstehen. „Wir stemmen das über Sponsoren, die Schüler zahlen einen Eigenanteil. Sollten sich die Bohlebots nächstes Jahr sogar für die Weltmeisterschaft qualifizieren, könnte das allerdings teuer werden, denn die findet 2019 im australischen Sydney statt. Dann brauchten die Bohlebots noch ein paar weitere Sponsoren.