Schiedsfrau Kerstin Beyer: Zur Neutralität verpflichtet
Kerstin Beyer übernimmt als Schiedsfrau den Bezirk von Monika Nilgen-Labonté, die sich nach zehn Jahren aus dem Ehrenamt zurückzieht.
Haan. Ganz leicht fällt ihr der Abschied nicht. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Monika Nilgen-Labonté. Hinter ihr liegen zwei Perioden als Schiedsfrau im Bezirk West/Mitte — zehn Jahre. Jetzt kommen zwei Neue: Kerstin Beyer ist neue Schiedsfrau für den Bezirk, Monika Herder ihre Stellvertreterin.
„Dieses Ehrenamt soll Gerichte entlasten und Kosten sparen“, sagt die ehemalige Verwaltungsbeamtin. Es umfasse Nachbarschaftsrecht, Strafrecht bis hin zu leichter Körperverletzung sowie Vermögenssachen.
„Manches hat mich berührt, andere Sachen waren witzig“, sagt Nilgen-Labonté — und erzählt von einem Mann, der regelmäßig die Autos seiner Nachbarn bespuckte. „Wir waren uns nicht ganz sicher, ob das nun unter Beleidigung oder Sachbeschädigung fällt“, sagt sie und lacht.
„Eigentlich ist Haan aber ein sehr friedlicher Ort. Meist geht es um Nachbarschaftsrecht: Haan als Gartenstadt hat viele Bäume, da fällt viel Laub — ein Thema, das jeden Herbst wieder kommt. Im Sommer geht es eher ums Grillen und die Lautstärke“, sagt die scheidende Schiedsfrau.
Eine Schiedsperson kommt hinzu, sobald eine der Parteien sie hinzubittet. „Dann wird ein Termin vereinbart, zu dem auch die andere Streitpartei eingeladen wird“, sagt Nilgen-Labonté. Ihre Aufgabe ist dabei, zwischen den Streitenden zu vermitteln.
„Wir Schiedspersonen sind neutrale Dritte, überparteilich. Wir hören zu, zeigen Wege auf, dürfen aber keine rechtliche Auskunft geben“, sagt sie. Dabei sind sie zur Verschwiegenheit verpflichtet. „In 50 bis 60 Prozent der Fälle erreichen wir einen Vergleich, die übrigen enden vor Gericht.“
Nun hat sie unter ihr Ehrenamt einen Schlussstrich gezogen. „Nach zehn Jahren ist es genug. Ich werde ja bald 70“, sagt Nilgen-Laboné. Ihre Nachfolgerinnen sind bereits am 11. April vereidigt worden und stehen in den Startlöchern — ein wenig aufgeregt, wie beide zugeben.
„Ich war acht Jahre Schöffin am Amtsgericht und vier Jahre am Landgericht“, sagt die 50-jährige Kerstin Beyer. „Das ist eine gute Sache. Ich wollte mich einsetzen, ohne persönliches Profitdenken. Ich gehe gerne mit Menschen um, und es ist schön, wenn ein gutes Ergebnis dabei herauskommt.“
Seit 23 Jahren lebt die ehemalige Pfarramtssekretärin in Haan, hat zwei erwachsene Töchter. Dass sie in Haan wohnt, ist eine Voraussetzung, sagt Rainer Skroblies, stellvertretender Ordnungsamtsleiter: „Aber wir sind froh, dass es drei Bewerbungen gab — das ist ein umfangreiches Ehrenamt.“ Etwa einen Fall im Monat haben die Schiedspersonen durchschnittlich.
Beyers Stellvertreterin Monika Herder ist ehemalige Studienrätin und hat sich an der Schule im Bereich der Mediation engagiert. „Jetzt bin ich 65, habe vier erwachsene Kinder und vier Enkelkinder. Ich wollte noch einmal etwas anderes machen, abseits des Privaten“, sagt sie.