Schlüsseldienst wirbt unerlaubt
Die Aufkleber heften derzeit an vielen Türen und sind kaum als Werbung zu erkennen und erwecken einen anderen Eindruck.
Haan/Hilden. Plötzlich war er da — ein kleiner Aufkleber unter dem Schlüsselloch an der Haustür: „Schlüsseldienst 24 Stunden 0170/7050960“. Da hat der Hauswirt wohl Vorsorge getroffen, dachte sich so mancher. Doch die Hauseigentümer wissen von nichts. Dabei klebt so ein Aufkleber an vielen Haustüren von Mehrfamilienhäusern in Hilden: etwa an der Kirchhofstraße 4, 6-8, 16, an der Mittelstraße 11, 24, 26 und 27 oder Am Kronengarten 17. Man muss schon genau hinschauen, um sie zu entdecken. Sie sind so angebracht, dass sie wie ein Teil der Klingelanlage (oder des Eingangs) erscheinen. Auch an der Tür zu den Seniorenwohnungen der katholischen Gemeinde neben St. Jacobus klebt ein solcher Aufkleber: „Hausschlüsseldienst 0174/2742690“ steht darauf.
Dadurch wird der Eindruck erweckt, dass es sich um eine Information handelt, die dort hingehört. Tatsächlich handelt es sich aber um Werbung. Ob die betagten Bewohner das auch verstehen? Wer die Nummer 0170/7050960 wählt, landet in einem Callcenter.
Carolin Semmler, Rechtsanwältin der Verbraucherszentrale NRW
Dort meldet sich der Mitarbeiter mit „Schlüsseldienst“ — ohne seinen Namen oder den seiner Firma zu nennen. In 30 Minuten könne ein Monteur da sein. Was kostet das? Antwort: Das entscheide der Monteur vor Ort. Erst durch hartnäckiges Nachfragen erfahren wir schließlich: Für jede angefangene 15 Minuten werden 19,90 Euro berechnet. Dazu kommt noch eine Pauschale von 43 Euro. Im Internet gibt es Kommentare zu der Mobilfunknummer. Positive — „Seriöser Schlüsseldienst“, „Zu empfehlen“ und ebenso viele negative: „verrufene Firma“, „Bewertungen sind nicht echt“, „schlimme Abzocke“.
„Unseriöse Schlüsseldienste sind ein Dauerbrenner“, sagt Carolin Semmler, Rechtsanwältin der Verbraucherszentrale NRW: „Häufig werden überhöhte Rechnungen gestellt und die Kunden an der Haustür überrumpelt. Der Monteur öffnet etwa die Tür und tauscht dann das Schloss aus, obwohl das gar nicht nötig wäre.“ Sie rät: In Ruhe einen seriösen Schlüsseldienst am Wohnort aussuchen, die Preise checken und dann die Nnummer für den Notfall zur Hand zu haben. Die Aufkleber an den Haustüren seien nichts anderes als Werbung: „Die ist grundsätzlich nicht verboten. Man kann ein Schild (keine Werbung) anbringen. Wenn dagegen verstoßen wird, sollen Verbraucher das Unternehmen auffordern, die Werbung künftig zu unterlassen. Rechtlich steht ihnen ein Unterlassungsanspruch zu.“
Auch auf dem Klingelschild des katholischen Sozialdienstes an der Kirchhofstraße klebt auch ein Schlüsseldienst. „Das habe ich noch gar nicht mitbekommen“, sagt SKFM-Geschäftsführer Hubert Bader: „Im Notfall würden wir einen bestimmten Schlüsseldienst rufen. Aber ich weiß nicht, ob alle unsere Mitarbeiter das wissen.“ Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft WGH hat einen seriösen Schlüsseldienst engagiert. „Unsere 202 Mieter wissen das“, sagt Geschäftsführer Manteuffel.