Hilden Stadtbücherei öffnet sonntags zu Testzwecken

Hilden. · Büchereien dürfen laut Gesetz sonntags öffnen. Der Ausschuss beschloss, das zu testen.

Die Bücherei zog am 15. Januar 1994 in den Neubau am Nové-Mesto-Platz 3 ein. Entwurf: Hans Strizewski. Baukosten 6,1 Millionen Euro.

Foto: RP/Christoph Schmidt

Sonntags haben viele Familien Zeit, etwas gemeinsam zu unternehmen, erläuterte Ludger Reffgen (BA) den Antrag seiner Fraktion. Deshalb sollte die Stadtbücherei probeweise einmal im Monat öffnen und testen, wie dieses Angebot speziell bei Familien ankommt. Auch die anderen Fraktionen standen diesem Vorschlag grundsätzlich positiv gegenüber. Aber „einmal im Monat“ war ihnen zu viel. Nach einiger Diskussion einigten sich die Politiker auf drei Sonntag in 2020. An welchen Sonntagen genau die Stadtbücherei öffnet, soll Leiterin Silke Liesenkloß in Absprache mit Kulturdezernent Sönke Eichner festlegen. Bedingung: nicht an Einkaufssonntagen.

Bücherei hat unter dünner Personaldecke zu leiden

Beiden war anzumerken, dass sie mit der Entscheidung nicht so ganz glücklich waren. Schon in der Beschlussvorlage hatte die Verwaltung erklärt: „Aufgrund der dünnen Personaldecke in der Bücherei ist der zusätzliche Einsatz an Sonntagen fast ausgeschlossen.“

Wenn die Bücherei vier Stunden an einem Sonntag öffnet, verursacht das 17,5 Personalstunden, erläuterte Leiterin Silke Liesenkloß auf Nachfrage. Diese Stundenzahl soll dann unter der Woche eingespart werden, am besten zu Zeiten, wo ohnehin wenig Besucher kommen. Aber auch dies sei nicht ganz kostenneutral möglich, weil den Mitarbeitern bei Sonntagseinsätzen Zuschläge gezahlt werden müssen.

Die Stadtbücherei hat aktuell rund 1700 Stunden im Jahr geöffnet, auch in den Ferien. Die Bücherei orientiere sich bereits sehr stark an den Wünschen und Bedürfnissen ihrer 6141 Kunden, betont Liesenkloß. Sie schauten im vergangenen Jahr 131 179 Mal vorbei. Damit ist die Stadtbücherei eine der meistbesuchten Dienststellen der Stadtverwaltung. „Der Samstag ist der ausleihstärkste und besucherstärkste Tag“, weiß Liesenkloß: „Dann kommen auch besonders viele Familien vorbei.“

Daneben organisiert die Stadtbücherei noch 358 Veranstaltungen (mit 6308 Besucherin Im Jahr 2018). Das ist umgerechnet eine pro Tag. Mit 14 Mitarbeitern (auf 10,25 Stellen) sei die Personalkapazität maximal ausgereizt. Deshalb sei auch die Veranstaltungsreihe „Anstoß“ mit der katholischen Pfarrgemeinde Hilden und der Volkshochschule eingestellt worden. „Wir können das mit den vorhandenen Ressourcen nicht mehr leisten“, erläuterte Liesenkloß im Kulturausschuss. Die Bücherei habe nur den Raum gestellt, sagte Kulturamtsleiterin Eva Dämmer. Dadurch seien Überstunden angefallen. Die Vorträge könnten stattfinden, aber nicht mehr in der Stadtbücherei. Peter Groß (CDU) kritisierte, dass die Pfarre St. Jacobus als Veranstalter über die Einstellung der Vortragsreihe nur über Umwege erfahren habe. Das sei ein Versehen, so der Kulturdezernent, für das er sich entschuldige.

Die Stadtbücherei am Nove-Mesto-Platz heißt zwar immer noch Bücherei, wandelt sich aber mehr und mehr zu einem Experimentierfeld und Zukunftslabor. Dort kann man/frau einen 3D-Druck-Führerschein machen, kreativ nähen und plotten, Filme schauen, Mangas zeichnen oder Ozobots, kleine Roboter, programmieren. Oder mit Bookii spielen. Das sind Hörstifte. Kinder fahren damit über ein Buch und Bookii liest ihnen den Text vor oder nimmt ihn auf. Bücher gibt es nach wie vor in der Bibliothek, aber eher immer weniger. Dafür wächst der Bestand der Online-Medien von Jahr zu Jahr. Heute sind es Tonies, Tiptoi, Nintendo & Co, die Kinder und Jugendliche anziehen. Viele Schüler und Flüchtlinge lernen in der sehr gut ausgestatteten Stadtbücherei mit ihren gemütlichen Ecken, nutzen den Gratis-Internet-Zugang und das freie Wlan. 2016 wurde die Stadtbücherei Hilden zu Deutschlands „Bibliothek des Jahres“ gewählt.

Und das im Wettbewerb mit großen Landes- und Universitätsbibliotheken. Mehr Anerkennung geht nicht. Auf der anderen Seite lässt sich die Stadt Hilden die Stadtbücherei rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr
kosten.