Stefan Harscheid: Ein Meister — auch am Klavier
Stefan Harscheid ist Fleischermeister und äußerst musikalisch. Jetzt hat er sein Können am Klavier auf einer CD festgehalten. Er spielt aber auch Akkordeon.
Haan. Dass Stefan Harscheid gelernter Fleischermeister ist, möchte der 50-Jährige nur am Rande erwähnt wissen. Schließlich ist Musik für ihn genauso wichtig wie sein Beruf.
„Ich habe vor 15 Jahren angefangen, aggressiv Klavier zu spielen“, beschreibt er seinen Wunsch, neben dem Akkordeon ein weiteres Instrument erlernen zu wollen. „Eigentlich wollte ich nur das ,Ave Maria’ spielen können“, sagt er.
Weil er bis dahin aber nur nach Gehör gespielt hatte, musste sein Lehrer, der Haaner Konzertpianist Andreas Mühlen, mit ihm ganz von vorne anfangen. „Ich habe ihm vorgespielt“, erzählt Harscheid und erinnert sich an einen wenig begeisterten Lehrer. „Und musste mit dem Erlernen und Einstudieren der einzelnen Töne anfangen.“
Eine ganz neue Erfahrung für den gebürtigen Solinger, schließlich hat er mit sieben, acht Jahren ein Akkordeon geschenkt bekommen. „Mein Vater hat mit gezeigt, wie der E-Dur-Akkord funktionert“, erinnert er sich. „Darauf habe ich aufgebaut.“ Dass er Talent hat, leugnet er nicht. Und auch sein Klavierlehrer scheint dieser Ansicht zu sein.
Mühlen ermunterte Harscheid, den Stand seiner musikalischen Entwicklung festzuhalten. Und der überlegte nicht lang, nahm neun Stücke in einem professionellen Studio auf und ließ sie auf CD pressen. „Das habe ich mir zum Geburtstag geschenkt“, sagt er und fügt hinzu: „Das ist nicht die Krönung meines Könnens.“
Die CD, der er den Titel „Mein Weg“ gab, erinnert auch an seinen Schäferhund Caruso, der ihn viele Jahre begleitete und so manche Stunde unter dem Flügel als geduldiger Zuhörer verbrachte.
Das „Largo“ von Georg Friedrich Händel, das letzte Stück auf seiner CD, hat er seiner Mutter Mutter gewidmet. „Auf ihrer Beerdigung wurde das ,Largo’ wie ein Marsch gespielt, das fand ich gruselig“, sagt Harscheid. „Ich habe es jetzt so gespielt, wie ich finde, dass man es spielen sollte.“
Für den Fleischermeister, der als letzter im Haaner Ortsteil (in Gruiten gibt es noch die Metzgerei Rauschmann/Valbert) Leberwurst, Fleischwurst und andere Produkte selbst produziert, ist die Musik der Ausgleich zu seiner Arbeit. „Das ist eine Beschäftigung mit etwas ganz anderem“, sagt er.
Und deshalb wird er auch weiter üben und spielen. Wenn es geht, jeden Tag. „Die vergangenen drei Monate bin ich nur nachts dazu gekommen, aber dann lasse ich den Flügel zu, aus Rücksicht auf die Nachbarn“, sagt er. Und auch im Männergesangverein Solingen-Wupperhof will er wieder singen — „ab Januar“.
Denn es könnte gut sein, dass seine Sängerkollegen ihn erneut zum Vizechorleiter bestimmen werden. Denn auch das Dirigieren beherrscht Stefan Harscheid, nachdem er an einem Dirigierkurs der Kreissängervereinigung Solingen teilgenommen hat und sich darüber hinaus von seinem Chorleiter in diese Kunst hat einführen lassen.
Und was hört Stefan Harscheid, wenn er nicht selbst Klavier oder Akkordeon spielt? „Ich besitze viel klassische Musik, höre aber auch anderes“, sagt er. „Das Schöne an der Musik ist, dass sie so vielseitig ist.“