Hilden Was ist besser in der Stadt: Auto oder Rad?

Hilden. · Im Konflikt zwischen Fahrrad und Auto geht es auch darum, wie viel Raum wem in der Stadt zur Verfügung steht. Ein Test, welche Vor- und Nachteile Auto und Rad in Hilden haben.

Auto oder Fahrrad – mit welchem Gefährt kommt man schneller an? Christoph Schmidt (Auto) und Tobias Dupke (Fahrrad) haben in Hilden den Praxistest gemacht.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Fahrrad oder Auto – womit kommt man in Hilden am besten voran? Wir haben beide Fortbewegungsmittel in einer Alltagssituation miteinander verglichen. So viel vorweg: Auf beiden Seiten gibt es Licht und Schatten. Der Weg führt von der „Hauptpost“ (so sagen viele Hildener, gemeint ist die Postbank-Filiale an der Robert-Gies-Straße) über das Rathaus und von dort zum Einkaufszentrum Walder Straße 99 (Breidohrs Frischecenter). Das sind Ziele, die viele Hildener ansteuern. Christoph Schmidt setzt auf Pferdestärken, Tobias Dupke auf Muskelkraft.

Der Autofahrer

Der Parkplatz neben der Postbank-Filiale ist belegt, muss ich nach einer Ehrenrunde feststellen. Deshalb fahre ich ins Parkhaus Itter-Karree. Erst auf Parkdeck vier gibt es einen Parkplatz. Die Boxen sind eng. Der Fußweg zur Postbank beträgt rund 300 Meter. Die Warteschlange ist zum Glück nur kurz, alle drei Schalter sind besetzt. Nach vier Minuten kann ich schon wieder gehen wieder 300 Meter zurück zum Auto. Vorher muss ich aber noch zum Parkautomaten – 60 Cent bezahlen. Bis zum Rathaus sind sechs Ampeln zu passieren – alle sind rot.

In der Tiefgarage habe ich Glück und finde kurz nach der Einfahrt einen Parkplatz. Nach rund 200 Metern Fußmarsch stehe ich im Bürgerbüro. Der Wartebereich ist überfüllt. Die Mitarbeiter tun ihr Bestes, aber so viel Zeit habe ich diesmal nicht. Also zurück zum Auto und los in Richtung Einkaufszentrum. Diesmal läuft es. Ich muss an keiner Ampel anhalten. Bilanz: Für die 3,2 gefahrenen Kilometer habe ich mit meinen Besorgungen rund 55 Minuten gebraucht und alleine 1,10 Euro an Parkgebühren ausgegeben.

Der Radfahrer

Zum Glück hat es gerade aufgehört zu regnen. Die Straßen sind zwar teilweise noch nass, aber von oben kommt immerhin kein Nachschub mehr. Ich schließe mein Fahrrad an den Ständern vor der Post an und stapfe mit meinem Paket im Rucksack in die Filiale. Hier erlebe ich die erste Überraschung: keine Schlange, ich komme sofort an die Reihe. Keine drei Minuten später schließe ich mein Fahrradschloss wieder auf und springe auf den Sattel.

Am Itter-Karree treffe ich auf meine Kollegen, der gerade erst zur Post geht. Ich winke ihm lächelnd zu und setze meine Fahrt in Richtung Rathaus fort. Ich fahre die paar Hundert Meter bis zur Heiligenstraße und steige erst kurz vor Erreichen der Mittelstraße ab. Bis zum Rathaus schiebe ich das Rad, trotzdem brauche ich keine vier Minuten für die komplette Strecke. Vor dem Rathaus stehen bereits viele Fahrräder – einige Mitarbeiter und sogar Bürgermeisterin Birgit Alkenings nutzen das Fahrrad, um sich in Hilden fortzubewegen. Nicht nur während der Stadtradelaktion.

Im Rathaus bekomme ich am Empfang die beiden Rollen mit gelben Säcken, die ich im Rucksack verstaue. Über die Mühlenstraße fahre ich in Richtung Berliner Straße. Auf dem Bürgersteig parkt ein Handwerker, der offenbar ein Schild repariert. Ich komme gerade so an dem Lieferwagen vorbei. Ein paar Hundert Meter weiter verstellen mir Mülltonnen den Weg. Ich muss sie zur Seite schieben. Als ich gerade wieder Fahrt aufgenommen habe, fährt ein Auto rückwärts aus einer Einfahrt heraus. Ich ahne zum Glück schon, dass ich gleich bremsen muss, und verlangsame die Fahrt. Die Fahrerin registriert mich überhaupt nicht und ordnet sich auf der Walder Straße in den Verkehr ein. Gleiches passiert mir wenige Minuten später auf dem Rückweg erneut. Ich kaufe bei Breidohr ein. Allerdings nur für den Abend, mehr Platz habe ich im Rucksack nicht mehr. Als ich wieder auf dem Sattel sitze – seit der Hauptpost sind 25 Minuten vergangen – beginnt es zu tröpfeln. Ich werde klitschnass. Aber immerhin habe ich keinen Parkplatz suchen oder bezahlen müssen. Das Geld investiere ich in einen Regenschirm.

Wie Mobilität in der „Stadt der kurzen Wege“ funktioniert

In Hilden gibt es ein etwa 100 Kilometer langes Radverkehrnetz, berichtet die Stadt. Wer sich einen Überblick über Radwege, Fahrradstraßen, Freizeitrouten und Fahrradständer verschaffen möchte, sollte sich online im Geoportal umschauen. Für Pendler gibt es sowohl am Hauptbahnhof als auch am Bahnhof Hilden-Süd abschließbare Fahrradboxen, insgesamt 160 Stück. Eine Erhebung, wie viele Fahrräder es in Hilden gibt, existiert leider nicht – ander sieht es bei Autos aus: Auf 55917 Einwohner kommen 32 024 private wie gewerbliche Fahrzeuge in Hilden. Damit liegt die Itterstadt mit 0,57 einen Hauch über dem Bundesschnitt von 0,56 Autos pro Einwohner.

Hilden ist eine Stadt der „kurzen Wege“. 54 Prozent aller Wege in der Stadt werden zu Fuß (37 Prozent) oder mit dem Fahrrad (17 Prozent) erledigt – und nur zu 42 Prozent mit dem Auto. Das hat Professor Gerd-Axel Ahrens von der Technischen Universität Dresden 2013 in seiner Mobilitätsbefragung für den Nahverkehrsplan des Kreises Mettmann ermittelt.