WZ-Test: Sogar der Wirsing schmeckt
Täglich werden in der Mensa der Waldorfschule bis zu 180 Mahlzeiten ausgegeben.
Gruiten. Zugegeben: Der Wirsing ist optisch keine Offenbarung. Aber im Zusammenspiel mit den orangefarbenen geraspelten Möhren und den gelben Rosmarinkartoffeln fällt das eher graue Gemüse auf dem Teller gar nicht mehr so auf.
Und der erste Bissen belehrt schnell eines Besseren, denn der Wirsing schmeckt richtig gut. Das finden auch die kleinen und großen Mädchen und Jungen, die ihr Mittagessen in der neuen Kantine der Waldorfschule einnehmen. Sie zögern nicht und schaufeln sich den Wirsing auf ihre Teller.
„Wir wollen auch immer etwas anbieten, das vielleicht nicht alle mögen, aber dann doch probiert wird“, sagt Friederun Planke, eine der Köchinnen in der blitzenden Küche. „Die Kinder aus dem offenen Ganztag haben heute auch schon Wirsing nachbestellt“, sagt sie. Das Konzept mit dem gesunden Gemüse scheint aufzugehen.
Noch besser als die Mahlzeiten gefällt den älteren Schülern die Tatsache, dass sie jetzt getrennt von den jüngeren sitzen, essen und lernen können. „Jetzt haben wir endlich mehr Platz“, sagen Lieve Salomon (18) und Leoni Lessmann (18), die mit Klassenkameraden die Mensa nutzen, um ihre Hausaufgaben zu machen. „Jetzt stehen auch nicht mehr so viele Schüler vor der Tür und warten auf die Essensausgabe“, fügen sie hinzu. „Die Schüler haben sich die Trennung gewünscht“, sagt Katrin Driesen-Glittenberg, Geschäftsführerin der Waldorfschule.
60 Plätze hat die Mensa durch den neuen Anbau gewonnen. „Wir sind keine offizielle Ganztagsschule, aber auch bei uns verlagert sich der Unterricht immer mehr in den Nachmittag“, sagt die Geschäftsführerin. Das liege auch am großen künstlerisch-handwerklichen Bereich, der an der Freien Waldorfschule in Gruiten eine besondere Rolle spiele.
120 Essen werden jeden Tag in der Mensa ausgegeben — Tendenz steigend. „Wenn viele Schüler da sind und über Mittag bleiben, sind es auch schon mal bis zu 180 Essen“, sagt Driesen-Glittenberg. Allein den offenen Ganztag besuchen zurzeit 75 Kinder. Das habe dazu geführt, dass vor dem Ausbau an manchen Tagen die Schüler fast ihre gesamte Mittagspause anstehen und auf ihr Essen warten mussten.
Diese Zeiten sind jetzt vorbei, auch wenn die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Das Dach muss noch begrünt und das Außengelände gestaltet werden, damit der Bauzaun entfernt werden kann. „Wir warten dringend auf den Schlosser. Der ist sehr im Verzug“, sagt Driesen-Glittenberg. Auch die Bänke und Tische, die die Schüler bei gutem Wetter nach draußen locken sollen, stehen noch nicht. Zudem fehlt die Haupteingangstür.
600 000 Euro hatte die Elternschaft für den Mensabau freigegeben, „aber das werden wir wohl übertreffen“, sagt die Geschäftsführerin: „Wir brauchten neue Gas-, Wasser- und Starkstromleitungen, mussten Kernbohrungen auf dem Gelände durchführen und eine aufwendige Zu- und Abluftanlage einbauen lassen.“