Abrissgegner starten letzten Versuch zum Erhalt der Johanneskirche
Bei der Versammlung der Evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld wollen die Protestanten massiv auftreten. Ihr Ziel ist zunächst ein Aufschub des Abrisses.
Langenfeld. Du sollst standhalten. Das ist so etwas wie das elfte Gebot in der evangelischen Kirche. Der Reformator Martin Luther hat’s seinen Protestanten vorgemacht. Nicht nachgeben, das wollen auch die Abrissgegner in der Langenfelder Gemeinde. „Wir werden bei der Gemeindeversammlung am 13. November massiv auftreten“, kündigt Walter Kirch, Sprecher der „Aktion für den Erhalt des Gemeindezentrums Langenfeld-Mitte/Johanneskirche“ an. Die Gemeindeversammlung hat zwar formell nichts mehr zu entscheiden. Aber es wird die letzte turnusgemäße in dem ab 1954 errichteten Gotteshaus sein — wenn es nach der Beschlusslage geht.
Und die sieht so aus: Am 29. Januar 2017 wird die Johanneskirche ihren letzten Gottesdienst erleben. Danach wird sie einschließlich des 1984 angebauten Gemeindezentrums abgerissen. Das Grundstück an der Stettiner Straße veräußert die Gemeinde an einen Investor. Übrig bleibt lediglich ein 160 Quadratmeter großer Multifunktionsbereich innerhalb der künftigen Wohnbebauung, den die Gemeinde anmieten will.
Grund für den vom Presbyterium einstimmig beschlossenen Schritt sind Sparzwänge. Weil die Gemeinde an Mitgliedern und damit Steuereinnahmen schrumpft, muss sie sich verkleinern. Aus dem Erlös sollen bauliche Modernisierungen finanziert werden. Zudem soll der Personaletat langfristig ins Gleichgewicht gebracht werden. Zwei der bisher vier Kirchenstandorte (Richrath und Immigrath) werden dafür beschnitten, einer faktisch aufgegeben.
Warum aber muss es ausgerechnet der zentrale Standort sein, fragt Gerlinde Schwebke (84), die wie mehr als 2000 weitere Langenfelder für den Erhalt der Johanneskirche unterschrieben hat. Frank Klarmann hat für diese Entscheidung ebenfalls nur Kopfschütteln übrig: „Kirche muss doch da präsent sein, wo das Leben pulsiert“, sagt der 66-Jährige und erinnert daran, dass gerade im „Einzugsbereich der Johanneskirche“ die Bevölkerung wächst: „Ob am Berghausener Blumentopf oder auf dem ehemaligen Gelände von Feuerwehr und Stadtwerken — an vielen Stellen entstehen insgesamt hunderte neue Wohneinheiten.“
Die 160 Quadratmeter künftige Mietfläche hält Klarmann für eine „Alibi-Aktion“: „Darin sind auch noch die Sanitäranlagen inbegriffen. Das ist überhaupt kein Ersatz für das bestehende Zentrum.“ Dort träfen sich regelmäßig mehr als 30 Gruppen — zum Tanzen und Töpfern, Singen und Reparieren. „Es ist ein Wahnwitz, dieses Zentrum aufzugeben“, findet der Langforter.
Ingeborg Moldenhauer (83) spricht von Wertevernichtung: „Das Gemeindezentrum ist doch erst von 1984. Die Küche wurde erst vor ein paar Jahren erneuert“, sagt sie.
Das sind alles Argumente, die überzeugend wirken. Warum aber sind die Abrissgegner damit im Führungsgremium der Gemeinde nicht durchgedrungen? „Der Informationsfluss lief schleppend“, sagt Rolf Kramer, der sich als langjähriger CDU-Kreistagsabgeordneter mit Winkelzügen in schwierigen Entscheidungsprozessen auskennt. Der Gemeindebezirk Mitte sei im Presbyterium unterrepräsentiert. „Zudem wurde Mitte bei der Neuzuschneidung der Bezirksgrenzen vor ein paar Jahren verkleinert“, sagt Aktionssprecher Kirch. So gehöre die Vogelsiedlung inzwischen zu Reusrath, die Straße „Im Bruchfeld“ zu Immigrath.
In der Gemeindeversammlung am Sonntag wollen sich die Abrissgegner Gehör verschaffen. „Unser Ziel ist zunächst ein Aufschub des Abrisses“, sagt Kirch.