Als die Straßenbahn zum letzten Mal durch Langenfeld ratterte
Die Entwicklung des Schienenverkehrs wird im Rathaus gezeigt.
Langenfeld. Für Gerd Rudolph, Vorsitzender des Modelleisenbahnclubs, ist die Entscheidung bei Ausstellungseröffnung noch nicht gefallen: sollen seine filigranen Straßenbahn- und Gebäudemodelle, die er der VHS für die neue Ausstellung zur Verfügung gestellt hatte, über Nacht in der Glasvitrine verweilen, oder wäre es ratsamer, sie doch lieber abends mit nach Hause zu nehmen? „Diese Modelle sind einfach unbezahlbar, sie haben einen ideellen Wert, der sich in keiner Weise berechnen lässt“, erklärt Rudolph.
Die kleine „Samba“-Bahn ist darunter, ein Nachbau des denkmalgeschützten Langenfelder Bahnhofs, auf den der Modellclubvorsitzende besonders stolz ist. „Das Modell hat ein Vereinsmitglied in Handarbeit originalgetreu nachgebildet, da steckt eine unglaubliche Arbeit hinter, es wäre fatal, wenn so etwas abhanden kommt.“ Neben den Exponaten zeigt die Ausstellung vor allem unzählige Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Dampflokomotiven und Fotos aus der Zeit „als Oma und Opa noch mit der Elektrischen fuhren“, der Straßenbahn-Ära in Langenfeld von 1911 bis 1955. „In keiner Weise können wir den Anspruch erheben, vollständig zu sein“, erklärt Arbeitskreisleiter Günter Schmitz bei seiner Eröffnungsrede den zahlreichen Besuchern „Leider können wir immer nur Einzelaspekte hervorheben“. Ein Schwerpunkt liegt in der Fragestellung, wie der Eisen- und Straßenbahnbau die Ansiedlung neuer Industrie- und Gewerbegebiete gefördert hat, ein weiterer in der Entwicklung der drei Eisenbahnlinien in und durch Langenfeld. Es sind vor allem ältere Männer, die konzentriert die Fototafeln betrachten und alte Fahrbahnpläne studieren. „Seit 1977 wohnen wir in Langenfeld. Und auch wenn es da längst keine Straßenbahn mehr gab, ich interessiere mich trotzdem für den Schienenverkehr“, sagt ein Mann. Zur Eröffnung zeigt Paul-Heinz Schwieres, jahrzehntelanger Eisenbahner mit Herz und Seele, eine Vielzahl an Dias. „Hier sieht man den Langenfelder Bahnhof. Er stand zwar auf Monheimer Gebiet, wurde aber wegen der Poststelle Langenfeld genannt“, erklärt der Richrather und klickt weiter. „Dies ist eine Aufnahme von der allerletzten Fahrt der Straßenbahn in Langenfeld 1955. Die Kinder wurden aus der Schule geholt und bejubelten die geschmückte Bahn.“