Eltern-Kind-Café besetzt eine neue Nische
Kirsten Saho führt ein Café, das speziell für Mütter, Väter und ihren Nachwuchs geeignet ist.
Langenfeld. Als junge Mutter hat Kirsten Saho einige schlechte Erfahrungen in der Gastronomie gemacht. „In normale Cafés kommt man mit Kinderwagen in der Regel nicht rein und andere Kunden oder auch das Personal sind genervt, wenn man kleine Kinder dabei hat“, sagt die 29-Jährige. Wickelraum oder Spielecke suche man ebenfalls vergebens. „Also bin ich auf die Idee gekommen, ein Mutter-Kind-Café in Langenfeld zu eröffnen.“
Geschehen ist das Anfang Januar 2016 in einem Ladenlokal an der Kurt-Schumacher-Straße: „Moncki“ ist der Name des mit Vintage-Möbeln, Sandkasten und Spielecke ausgestatteten Etablissements. Dabei handelt es sich um eine Verballhornung des englischen Wortes für Affe: „Monkey“. Eva Fernandes kommt regelmäßig in das Café — mit ihrer acht Monate alten Tochter Julia Catalina. „Man kommt mit anderen Müttern in Kontakt und kann sich austauschen“, erklärt sie ihre Motivation. Auch für die Kinder sei der Kontakt mit Gleichaltrigen spannend. „Meine Tochter kann herumkrabbeln, es gibt etwas zu spielen und ich kann dabei entspannen.“
Das ist offensichtlich ein gefragtes Konzept, denn immer mehr Eltern-Kind-Cafés eröffnen im Kreis Mettmann. Die Zielgruppe sind meist junge Mütter mit Kindern von 0 bis 5 Jahren. Von März an soll es auch in Langenfeld ein „Café Bauchgefühl“ geben. Geleitet wird die kleine Kette von Melanie Hassan, Mutter eines zweijährigen Sohnes. In Hilden und Mettmann gibt es bereits Filialen. In Ratingen und Haan gibt es Pläne. „Die Nachfrage ist gigantisch“, sagt die 35-Jährige.
Auch sie hat in normalen Cafés als junge Mutter negative Erfahrungen machen müssen. „Die erste Frage war oft, ob das Kind schläft“, erinnert sie sich. Eine Spielecke habe sie meist vergeblich gesucht — ebenso, wie eine Gelegenheit zum Windeln wechseln. „Also habe ich mir ein Konzept einfallen lassen.“ Ihre Cafés bieten nicht nur Kaffee und Kuchen oder Snacks, sondern auch Umstandsmode und andere Kleidung, Kinderbetreuung, Kurse für Eltern und vieles mehr.
Für Thorsten Hellwig, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein und dreifacher Vater, ist es legitim, dass sich eine neue Nische in der Gastronomie entwickelt. „Das ist eine Ergänzung zum Angebot, die den Fokus mehr als bisher üblich auf Eltern legt“, sagt er. „Wandel und Wettbewerb sind ganz normal.“
Dass es für junge Mütter und Väter mit Kind in sozialen Räumen wie Restaurants oder Cafés Probleme geben könne, sei ebenfalls normal. „Jeder Gast freut sich doch auf einen schönen Aufenthalt. Wenn alle Rücksicht aufeinander nehmen, klappt das auch“, so Hellwig. Die Verantwortung für das Kind sollte jedenfalls nicht auf den Gastronomen übertragen werden. „Deswegen empfehlen wir im Interesse aller Beteiligten, dass sich Eltern bereits im Vorfeld Gedanken darüber machen, wie sie ihr Kind bei Langeweile beschäftigen können und es nicht zu unnötigem Stress kommt.“
Insofern ist Roland Giebner fast schon ein Trendsetter. Vor knapp drei Jahren eröffnete er das Familien-Hofcafé nahe der Marienburg in Monheim — mit Spielplatz, Trampolinen und etwaigen Möglichkeiten zur Bespaßung von Kindern. „Das läuft gut“, meint er. „Es kommen vor allem Mütter, aber auch einige Väter oder Großeltern mit Kindern. Da finden sich immer Gleichgesinnte.“