Schule bekämpft Mobbing gezielt
Die Sekundarschule Monheim arbeitet mit einem mehrstufigen Leitfaden gegen auffälliges Verhalten von Schülern.
Monheim/Langenfeld. Der 13-jährige Monheimer Sekundarschüler besitzt wie die meisten seiner Klassenkameraden ein Smartphone. Über Facebook und Whats App verabredet er sich nachmittags mit Freunden. „Manchmal wird dabei abgelästert — über uncoole Klamotten von Mitschülern oder ihr Verhalten“, sagt er. Tolerierbares Gruppenphänomenen und Mobbing gegen Einzelne — oft werden dabei Grenzen überschritten. Pöbeleien, Ausgrenzung oder sogar Erpressung per Smartphone sind für Lehrer schwerer zu erkennen als eine offen auf dem Schulhof ausgetragene Prügelei.
Pädagogen an der Monheimer Sekundarschule gucken deshalb genau hin. Gemeinsam mit Schulleiterin Petra Pesch, Sozialarbeiterin Alexandra Viehmeier und Psychologin Claudia Dombois sowie dem Jugendhilfe-Team im Rathaus haben sie einen Handlungsleitfaden entwickelt. Ein Konflikt dürfe gar nicht erst eskalieren — egal ob verbal oder körperlich ausgetragen. „Wir möchten, dass unsere Schüler gut lernen und versuchen, Probleme deshalb frühzeitig auszuräumen“, sagt Petra Pesch. „Die Schule hat eine offene Kultur. Es mag dennoch sein, dass wir nicht alles sofort mitbekommen, dass manche Dinge erst eine Zeit lang schwelen.“ Bisher habe man aber alle Konflikte immer aufarbeiten können.
In einigen Fällen werden Erziehungsberechtigte mit ins Boot genommen, zusätzlich zum Elterngespräch in jedem Quartal. Reicht das nicht, tagt ein „multiprofessionelles Team“ aus Lehrern, Schulleitung, Sozialarbeiterin und Psychologin. Dombois unterscheidet sehr genau zwischen einem sporadisch aufflackernden Streit und Mobbing. So sei es ein „üblicher Prozess von Heranwachsenden, dass sie lernen müssen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Das darf man nicht dramatisieren, aber auch nicht bagatellisieren.“ Erpressung unter Schülern etwa würde in jedem Fall sanktioniert. Beim Mobbing wiederhole sich ein bestimmtes Muster immer wieder. Sonderpädagoge Kai Beyer ergänzt: „Der Alltag unter Schülern ist nicht generell rauer geworden. Konflikte hat es an allen Schulen und Schulformen immer gegeben. Das beginnt schon in der Grundschule und hört im Berufsleben nicht auf.“
Deshalb sprechen die 450 Sekundarschüler regelmäßig im Klassenrat über alles, was sie beschäftigt. Das kann die Sitzordnung sein, Lob für das mutige Verhalten eines Mitschülers aber eben auch Angst vor Ausgrenzung oder Gewalt. Der Klassenrat helfe nicht nur Streit zu schlichten, er sei ein erprobtes Mittel zur Demokratie-Erziehung, sagt Sonja Fiegen, Lehrerin der 7 b. Dort lerne man, den anderen ausreden zu lassen. Und genau wie bei der politischen Debatte im Stadtrat, führt in jeder Sitzung ein Schüler das Protokoll. Neben dem Klassenrat gibt es für alle Sekundarschüler im 14-tägigen Rhythmus ein verbindliches Präventionstraining. „Wir machen Spiele, die den Teamgeist stärken und Vertrauen aufbauen“, erzählt Siebtklässler Eren. So hätten sich die Kinder in zwei Reihen gegenüber aufgestellt. Die eine Seite sei auf die andere zugegangen. Wie nah — das bestimmte der Stehende durch deutliches Stop-Sagen. Eren grinst: „Gute Freunde durften näher an mich ran.“