Anette Neubert: Deutschlands beste Nachwuchs-Schuhfertigerin
Anette Neubert ist Deutschlands beste Nachwuchs-Schuhfertigerin. Gelernt hat sie ihr Handwerk bei „ara“.
Langenfeld. Es ist noch dunkel draußen, wenn Anette Neubert sich an ihren Schreibtisch setzt. Um halb sieben beginnt ihr Arbeitstag als Schuhfertigerin bei der „ara Shoes AG“ in Immigrath. Auf dem Schreibtisch liegen schon die Schablonen für die nächsten Modelle zum Kontrollieren bereit. Neubert misst die Ränder ab und kontrolliert, ob die Schuhe anhand der Modelle auch tatsächlich hergestellt werden können.
Dann schreibt sie in ordentlicher Handschrift die Maße auf die Schablonen, in Englisch, Deutsch und manchmal auch Portugiesisch. „Je nachdem wo die Schuhe dann gefertigt werden.“ Danach können die nötigen Werkzeuge ausgewählt werden, um die Schuhe, die der Modelleur entworfen hat, herzustellen und in Serie zu produzieren. Ein Job der technisches „Know-How“ und Fachkompetenz fordert. Für Anette Neubert selbstverständlich, denn die 23-Jährige ist die beste Nachwuchsschuhfertigerin Deutschlands.
Gerade wurde sie in Berlin zur bundesbesten Auszubildenden 2011 gekührt. Sogar Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler hat ihr dazu gratuliert. Nach der dreijährigen Ausbildung ein krönender Abschluss. Die sofortige Übernahme in den Betrieb war ihr da natürlich sicher. Jetzt arbeitet sie in der Modelltechnik. „Ich kontrolliere hier die Modelle, die schon entworfen sind und schaue, ob man die noch ändern muss, bevor sie gefertigt werden. Oder ob man sie mit den Maschinen, die wir oder unsere Fertigungspartner haben, überhaupt herstellen kann.“
Während der Ausbildung hat Neubert alle Bereiche im Betrieb durchlaufen. Sie könnte nun theoretisch einen Schuh vom Entwurf bis hin zum Verkauf selbst herstellen. „Ich war sehr lange in der Stepperei, wo die Schuhe geklebt und vernäht werden“, erzählt Neubert. „Das hat mir schon sehr gut gefallen, und ich habe viel gelernt. Aber in der Modelltechnik fand ich es noch interessanter.“ Dass sie nun nach der Ausbildung in ihre Wunschabteilung übernommen wurde, freut sie sehr.
Doch wie kommt sie dazu, als 20-Jährige solch eine Fachausbildung zu beginnen, wo die meisten Gleichaltrigen entweder „was mit Medien“ machen wollen oder in kaufmännische Berufe streben? Auch Neubert wollte ursprünglich in den Medienbereich. „Ich wollte Fotografin werden, aber dann hat mir eine Klassenkameradin von der Ausbildung zur Schuhfertigerin erzählt, und ich war total begeistert.“
Nach einer kurzen Bewerbungsphase wurde die Leverkusenerin auch sofort eingestellt. Zusammen mit sieben anderen Azubis in ihrem Bereich. „Meine Mutter hat sowieso schon immer gesagt, dass ich mal was mit Schuhen mache“, sagt Anette Neubert und lächelt. „Im Kindergarten haben wir mal Mokassins selbst gemacht. Die hat meine Mutter bis heute aufgehoben.“ Die dreijährige Ausbildung verging für sie wie im Flug.
Für die Abschlussprüfung musste sie einen kompletten Damenschuh aus der ara-Kollektion produzieren, vom Zuschnitt über Steppen und Montage bis hin zum so genannten Finish.
Dafür bekam sie eine sehr gute Bewertung, wie auch in allen anderen Fächern. In der Zukunft besteht für Neubert noch die Möglichkeit, sich an der Fachhochschule in Pirmasens in Richtung Design weiterzubilden oder zu studieren. Doch eines steht für Anette Neubert fest. „Der Beruf ist genau der Richtige für mich. Ich könnte mir gerade nichts anderes vorstellen.“