Monheim „Man lebt in Monheim nicht unsicher"

Monheim. · Das Berliner Viertel ist aus Sicht der Polizei kein Hot-Spot im Sinne von Clan-Kriminalität. An Auseinandersetzungen sind oft junge Männer ab 16 Jahren beteiligt.

Patricia Ailaud ist seit Jahresbeginn Wachleiterin in Monheim. .

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Kürzlich eskalierte ein Streit zwischen zwei türkischstämmigen Familien an der Tegeler Straße im Berliner Viertel und endete in einer Massenschlägerei mit 40 Beteiligten. In der vergangenen Woche durchsuchte ein Sondereinsatzkommando Wohnungen im Rocker-Milieu. Ist die Rheingemeinde ein Hot-Spot für Clans und organisierte Kriminalität? Patricia Aillaud, die seit Jahresbeginn die Polizeiwache am Ernst-Reuter-Platz leitet, verneint das. „In Monheim haben wir eine Struktur in dieser Art noch nicht festgestellt“, sagt die 46-Jährige. Sie merkt aber an: „Es ist schwierig, hinter solche Strukturen zu kommen.“

Prügelei mit 40 Beteiligten
an der Tegeler Straße

So bekämpfe die Polizei in Nordrhein-Westfalen die Rocker- und Clankriminalität mit der „Strategie der 1000 Nadelstiche“. Nicht nur im Ruhrgebiet. Auch der Kreis Mettmann sei Rückzugsort der organisierten Banden. Als „gefährliche Orte“ sind etwa der Immigrather Platz in Langenfeld und Erkrath-Hochdahl (Bereich Sandheide) eingestuft worden, berichtet die Wachleiterin. „Dort halten sich Personen auf, die Kontakt zur organisierten Kriminalität haben.“ Das könnten Rockergruppen sein, aber auch Kriminelle, die Straftaten zum Schaden von älteren Menschen begingen, sagt sie. Sowohl das Spektrum der kriminellen Handlungen als auch die Aktionsräume seien „breit gestreut“. Drahtzieher seien „Großfamilien ebenso wie Netzwerke“.

Doch auch wenn das Berliner Viertel aus polizeilicher Sicht kein Brennpunkt für Straftaten ist, sind „Streitereien und Auseinandersetzungen mit vielen Beteiligten und Zuschauern wie kürzlich an der Tegeler Straße an der Tagesordnung“, erlebt die Beamtin.

Dort prügelten sich 40 Angehörige und Freunde der beiden Familien. Rund 100 Personen schauten bei dem Spektakel zu und feuerten die Gruppen an. Vier Personen wurden verletzt, darunter ein unbeteiligtes Ehepaar, das schlichten wollte. Aillaud erklärt dieses Phänomen damit, dass ziemlich schnell viele Menschen zusammen gekommen seien. Im sehr dicht bewohnten Berliner Viertel kaum verwunderlich. „Das macht natürlich Angst, wenn man so etwas hört“, sagt sie. Ähnliche Vorfälle habe es leider schon ein paar Mal gegeben. „Alles rund um den Ernst-Reuter-Platz haben wir besonders im Fokus“, sagt sie. „Nicht umsonst ist die Wache hier.“

Auch für die Polizei sei es schwierig, in einen solchen Einsatz zu gehen, weil sie nie wisse, ob die Kontrahenten Messer oder Schlagstöcke dabei hätten. An der Tegeler Straße sei das nicht der Fall gewesen. 2019 hingegen seien die Monheimer Kollegen gleich zu mehreren schweren Einsätzen gerufen worden, wo Messer im Spiel waren. Vier Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, ein Mann starb bei einer Messer-Attacke an der Mittelstraße. In diesem Jahr habe es noch keine vergleichbare Straftat gegeben. Beteiligt seien meist junge, heranwachsende Männer ab 16 Jahren, die nicht unbedingt einer bestimmten Nationalität angehörten. „Wir haben hier aber einen hohen Anteil an Menschen mit türkischem und marokkanischem Migrationshintergrund.“

Anhand der Statistiken ließe sich nicht belegen, dass es in Monheim mehr Übergriffe gibt als in anderen Kreisstädten. „Man lebt hier nicht unsicherer als anderswo“, so Ailaud. Insgesamt hätten sich im Kreis im April 2019 8827 Straftaten ereignet, davon 935 in Monheim. Im April 2020 waren es 9392 kreisweit, davon 792 in Monheim. Die Straßenkriminalität ist in Monheim von April 2019 (207 Fälle) auf 208 Fälle 2020 nur ganz leicht angestiegen.