Bürger fürchten illegale Rennen
Nach den dramatischen Fällen mit tödlichen Folgen in Köln sind auch einige Langenfelder hellhörig geworden.
Vorige Woche war wieder so ein Abend. Olaf Ludwig ruhte nach einem anstrengenden Diensttag in seinen vier Wänden an der B 8 und war im Begriff, den Tag zu beschließen, da fuhr ihm ein lärmendes Motoren-Röhren geradewegs durchs Haus. „Das geht nun schon seit längerem so, bestimmt zwei oder drei Mal pro Woche, abends oder sogar mitten in der Nacht. Da müssen irgendwelche PS-Protzer mit ihren getunten Karren durch Langenfeld rasen“, vermutet der 38-jährige Berghausener. „Womöglich machen die Rennen wie in Köln — bis irgendetwas Schlimmes passiert.“ Wie in Köln. Oder in Bremen. Seitdem illegale Autorennen binnen weniger Monate mehrere Todesopfer gefordert haben — im April und Mitte Juli in Köln, eine Woche später in Bremen —, ist auch manch ein Langenfelder hellhörig geworden.
Was früher eher kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen wurde, ruft inzwischen ernste Besorgnis hervor: dicke Autos mit getönten Scheiben, die vorzugsweise an Freitagabenden ihre viel zu schnellen Runden in der Stadtmitte drehen. Auch in Berghausen sind tiefergelegte „Schlitten“ immer mal wieder zu sehen, etwa an der Tankstellen-Kurve Hans-Böckler-Straße, wenn der eine dem anderen hinterherjagt, und dies eindeutig mit einem Tempo weit jenseits der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.
„Dagegen muss etwas getan werden“, sagt Olaf Ludwig und erinnert an die vielen Kinder allein in seiner Siedlung südlich der Brandsackerstraße. Zwar sei der Nachwuchs in der Regel zu später Stunde, wenn die Motoren aufheulen, nicht mehr auf der Straße. „Aber an lauen Sommerabenden in den Ferien vielleicht eben doch“, malt sich der Versicherungsmakler ein Unglück aus. Und steht damit nicht allein, wie die Reaktionen auf einen Eintrag Ludwigs auf den Seiten einer Langenfelder Facebook-Gruppe belegen. So schreibt Userin Kathleen Moor: „Habe bei der Stadt bereits mehrfach Alarm geschlagen, nachdem fast Kinder angefahren wurden.“ Darauf seien Tempo-Anzeigen aufgestellt worden. „Nach deren Auswertung war alles ,im Rahmen’. Lächerlich!“ Auch im Langenfelder Rathaus haben die Berichte über die Raserszene in Köln die Verantwortlichen für das Problem sensibilisiert. „Unser Ordnungsdienst achtet verstärkt auf etwaige Verstöße dieser Art“, sagt Ordnungsamtschef Christian Benzrath. Zugleich betont er aber: „Wir haben bislang nur vereinzelt Beschwerden erhalten über abendlichen oder nächtlichen Motorenlärm. Diese betrafen die Innenstadt.“ Die Hinweise auf Berghausen seien ihm neu, sagt der Jurist. „Wie üblich, werden wir sie an die zuständige Polizei weitergeben.“
Die warnt indes vor Panikmache: „Wir haben keinerlei Anhaltspunkte für illegale Autorennen“, sagt Claudia Parter, Pressesprecherin der Kreispolizei in Mettmann, nach Rücksprache mit dem Langenfelder Wachleiter Jörg Feistner. Zwar gebe es Hinweise von Bürgern, etwa auf Reifenspuren Auf dem Sändchen, die auf halsbrecherische Brems- und Wendemanöver hindeuten könnten. Aber deshalb gleich auf illegale Rennen zu schließen, hält Parter für übertrieben. Gleichwohl: „Wir nehmen jeden Hinweis ernst, und unsere Streifenwagenbesatzungen sind wachsam.“