Hilden: Auf der Parkroute wachsen die Denkmäler in den Himmel
Die Broschüre „Hilden erleben“ bietet eine Tour an, die zwar äußerst kurz, dafür aber höchst informativ ist.
Hilden. 750 Meter durch den Stadtpark, Gehzeit 45 Minuten. Wer bei diesen Angaben meint, er stehe vor einem leichten Nachmittagsspaziergang, könnte auf dem Holzweg sein. Der Gang, vorbei an den vielen alten Bäumen, die teilweise Naturdenkmäler und mehr als 150 Jahre alt sind, hat es nämlich in sich.
Spaziergänger kämen wohl auch ohne die Wanderbroschüre "Hilden erleben" aus, würden sich im Stadtpark auch nicht wirklich verlaufen, aber am Großteil der beachtlichen Bäume würden sie wohl achtlos vorbeilaufen.
In der Broschüre beginnt die Tour durch den Park am Kiosk Pinocchio gegenüber dem Altenheim Elisa. Dort gilt es, Kinder zum Weiterlaufen zu motivieren. Am Kiosk gibt es nämlich Eis, Getränke und kleine Speisen. Ein Spielplatz lockt ebenso wie eine Minigolfanlage. Das Versprechen, nach der vielen Natur dort noch zu spielen, kann Wunder wirken.
Los geht es dann in Richtung Teich, zur Schachanlage. Dort sind allerdings die Figuren verschwunden. Geblieben ist eine Kiefer, die in den 80er-Jahren von den Bürgern der englischen Partnerstadt Warrington gespendet wurde. Dem Hauptweg folgend, geht es auf den Teich zu. Dort steht gegenüber den Bänken ein Perlschnurbaum, der seinen Namen den wie eine Perlenschnur aussehenden Früchten verdankt.
Der Karte nach folgen eine Schlitzblättrige Buche und eine Eiche, die weit über 100 Jahre alt ist und einen Stammumfang von knapp 4,40 Meter hat. Ein paar Meter weiter steht ein Urwelt-Mammutbaum, der diesen Namen verdient. Er kann 40 Meter groß werden. Weiter geht es zu einem Ginkgo, einer der ältesten Baumarten der Welt. Seine Geschichte beginnt vor mehr als 250 Millionen Jahren.
Es folgt das Außengelände des Kindergartens. Eine Blut- und eine Rotbuche ragen stolz in den Himmel. Die Rotbuche wurde 1880 gepflanzt und ist 22 Meter hoch. Danach führt der Weg auf die Stadthalle zu. Der Gedenkstein, der an die Opfer der Pogromnacht am 9. November 1938 erinnert, ist ein Hinweis, dass der richtige Weg eingeschlagen wurde. Am Fritz-Gressard-Platz steht in einem Hochbeet eine fast 100 Jahre alte Persische Eiche.
Von dort läuft der Weg am Teich vorbei wieder in den Park hinein. Eine der beiden mächtigen Platanen ist mit 4,50 Metern der Baum mit dem größten Umfang im Stadtpark. Der Blick fällt auf die ehemalige Spindler-Villa, in der jetzt der Kindergarten Im Park beheimatet ist. Hinter dem herrschaftlichen Gebäude steht ein Taschentuchbaum. Er verdankt seinen Namen seinen Blütenblättern, die einem Taschentuch ähnlich sehen.
Auf dem Boule-Platz herrscht meistens Leben, doch ist der Taschentuchbaum auch ein Hinweis darauf, dass die Wanderroute zu Ende geht. Eine kleine Rast wäre noch im Rosengarten möglich. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Kinder auf das Einhalten des Versprechens zu Beginn der Stadtpark-Runde drängen und auf den Spielplatz stürmen. Den Erwachsenen bleibt dann ja noch ein kühles Getränk am Kiosk.
Die Wanderbroschüre hat zwar nicht zu viel versprochen, doch für einen noch anregenderen Spaziergang wären kleine Schilder sinnvoll, die auf die Bäume hinweisen. Zu leicht laufen Nicht-Botaniker an einem der Naturdenkmäler vorbei. Wer weiß schließlich schon, wie die Schlitzblättrige Buche, der Taschentuch- oder der Perlschnurbaum aussehen?