Hilden: Farah Ahdour - Zur Persönlichkeit gereift
Im Sommer 2008 erhielt Farah Ahdour ein Stipendium der Start-Stiftung. Unsere Redaktion fragte nach, was sie daraus gemacht hat.
Hilden. Schon nach wenigen Sekunden wird deutlich, dass Farah Ahdour ein herzlicher und offener Mensch ist. Berührungsängste und Schüchternheit scheint die 17-jährige Hildenerin nicht zu kennen. Ihr Selbstbewusstsein hat sie unter anderem in den vergangenen anderthalb Jahren gewonnen, in denen sie nun Schülerstipendiatin der Start-Stiftung ist. "Ich habe eine sehr starke Persönlichkeitsentwicklung erlebt", sagt Farah.
Im Sommer 2008 wurde Farah Ahdour, deren Familie aus Marokko stammt, als eine von 78 Stipendiaten in Nordrhein-Westfalen ausgesucht. Die Start-Stiftung ist ein Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und fördert talentierte, leistungsstarke und gesellschaftlich engagierte Schüler mit Migrationshintergrund.
Mit ihrem Notendurchschnitt (1,4) sowie ihrem Engagement für das Hildener Jugendparlament überzeugte die Schülerin des Helmholtz-Gymnasiums. "Als der Brief kam, dass ich mitmachen kann, habe ich geschrien und vor Freude auch ein bisschen geweint."
Als Stipendiatin der Start-Stiftung erhielt Farah ein Laptop und einen Drucker als Grundausstattung. Außerdem bekommt sie monatlich 100 Euro. Damit sollen Bildungsausgaben wie Schulbücher, Theaterbesuche oder Musikunterricht bezahlt werden. Außerdem muss sie an mindestens zwei Wochenendseminaren im Jahr teilnehmen. Farah Ahdour hat das Probejahr geschafft und wird nun voraussichtlich bis zu ihrem Abitur von der Stiftung gefördert.
Neben finanziellen und materiellen Erleichterungen, die die Start-Stiftung bietet, ist es vor allem die ideelle Förderung, die das Stipendium ausmacht. "Am Anfang haben wir zum Beispiel ein Persönlichkeitsbildungsseminar besucht, in dem wir unsere Charakteeigenschaften kennen gelernt haben", sagt Farah.
Aber auch ein Europa-, ein Islam- und ein Demokratieseminar hat sie besucht, ebenso einen Kurs zur Rhetorik und über den Knigge. "Ich war im Januar kein Wochenende zu Hause."
Schon nach dem ersten Treffen mit den anderen Stipendiaten fühlte sich Farah gut aufgehoben. "Ich kannte zwar niemanden, da ich die einzige Teilnehmerin aus dem Kreis Mettmann bin, doch ich hatte sofort das Gefühl, dass wir uns schon seit Jahren kennen.
Wir sind zwar alle unterschiedlich, doch wir haben etwas gemeinsam." Denn die Stipendiaten stammen zwar aus unterschiedlichen Ländern, kennen jedoch das Gefühl, aufgrund ihres Migrationshintergrundes anders behandelt zu werden. "Ich hatte vorher schon manchmal das Gefühl, in eine Schublade gesteckt zu werden. Ich finde, dass ich da nicht hineingehöre. Man sollte allen Menschen ohne Vorurteil begegnen."
Das Thema Integration ist der Elftklässlerin besonders wichtig. In einer Arbeitsgruppe des Hildener Jugendparlaments hat sie gerade an einem Projekt mitgearbeitet, das die Geschichte der ersten Gastarbeiter festhält. "Dafür haben wir Interviews mit den Zeitzeugen von damals geführt", sagt Farah. Der Titel des Projektes "Integration ist machbar" ist auch ihr Motto.
"Für mich ist es eine Bereicherung, dass wir in so einer Vielfalt zusammenleben dürfen. Mich fasziniert das. Ich verstehe nicht, warum andere das nicht so sehen." Wenn sie manchmal im Fernsehen Diskussionen über die gescheiterte Integration in Deutschland verfolgt, kann sich die 17-Jährige auch mal aufregen.
"Ich würde da gerne mitdiskutieren und denen sagen, dass es Beispiele dafür gibt, dass Integration funktioniert. Ich bin ein Beispiel dafür, und ich kann viele weitere nennen."