Hilden: Neues Vertragswerk soll Schutzschild für Kinder sein
In Hilden ist am Dienstag ein Kinderschutzsystem vereinbart worden, das im Kreis Mettmann einmalig ist. Kindertagesstätten sowie Kliniken und Ärzte werden in das lokale Netzwerk einbezogen.
Hilden. Gewalt gegen Kinder, Vernachlässigung, sexueller Missbrauch - wie überall in der Republik ist auch in Hilden das Kindeswohl immer häufiger gefährdet. Allein im vergangenen Jahr wurde das Amt für Jugend, Schule und Sport auf 69 Fälle dieser Art hingewiesen. "Zu 95 Prozent war etwas dran", so Amtsleiterin Jutta Panke - und 17 Mal mussten die Kinder sogar in Obhut genommen werden.
Das Hildener Verfahren ist in Zusammenarbeit mit dem Institut für soziale Arbeit entstanden, dessen Mustervereinbarung mit den freien Trägern an die hiesigen Bedingungen angepasst wurde. Eine Hildener Besonderheit ist beispielsweise, dass neben den Kindertagesstätten auch Kliniken und Ärzte in das lokale Netzwerk einbezogen wurden.
Gesetzliche Grundlage: Mit der Änderung des Sozialgesetzbuches durch das Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz vom 8. September 2005 wurden der Schutzauftrag der Jugendhilfe konkretisiert und die Verantwortung des Jugendamtes gestärkt.
Hildener Kinderschutzsystem: Das Hildener Kinderschutzsystem besteht seit gestern aus zehn Bausteinen, die kontinuierlich weiter entwickelt werden. Bausteine sind dabei unter anderem die die Stadtteilarbeit (seit zwölf Jahren), das Netzwerk "Frühe Kindheit in Hilden", Frühförderangebote sowie der Newsletter "Kindheit in Hilden".
Finanzielle Auswirkungen: Zur Erhöhung des Kinderschutzstandards wurden zwei zusätzliche Stellen im städtischen Stellenplan geschaffen. Hinzu kommen die Kosten für die Schulung städtischer Mitarbeiter, die ihrerseits die Mitarbeiter der Einrichtungen schulen sollen.
Frühestmöglicher Schutz: Alle Neugeborenen in Hilden (etwa 450 pro Jahr) werden künftig ein Begrüßungspaket erhalten, dass Fachkräfte der Stadt den Eltern persönlich bei Hausbesuchen übergeben werden.
Ziel der Vereinbarung: "In Hilden stirbt kein Kind an Vernachlässigung oder Misshandlung - weil alle hinsehen und auf das Kindeswohl achten." (Jutta Panke)