Knatsch um Fronleichnam
Nach der Fusion der Pfarrgemeinden soll die traditionelle Prozession in Richrath ausfallen. Die St. Sebastianer sind entsetzt.
Langenfeld. Am 3. Januar war die Welt der katholischen Christen in Langenfeld noch in Ordnung. Nach einer gemeinsamen Festmesse in St. Josef wurde das neue Jahr mit Sekt und Imbiss in der Stadthalle gefeiert. Grund des Empfangs war das Inkrafttreten der Großpfarrei mit dem Namen St. Josef und Martin.
Die acht Gemeinden im Stadtgebiet hatten fusioniert. Doch wenige Wochen später macht sich bei den St. Sebastianern in Richrath Unmut beim Patronatsfest mit mehr als 100 Schützenbrüdern breit. Grund dafür ist ausgerechnet die Fronleichnamsprozession, eine jahrzehntelange Tradition der 1870 gegründeten Bruderschaft.
„Wir streben eine große zentrale Fronleichnamsprozession an“, hatte es schon bei der Vorstellung der Fusion im Oktober 2009 geheißen. Und auch am 3. Januar war die Rede von einer gemeinsamen Prozession, wenn nicht 2011, dann doch 2012.
Beim Patronatsfest der Richrather Sebastianer schlug die Nachricht, dass die Prozession ausfallen soll, wie eine Bombe ein. Die Bruderschaft hatte sie während eines Gespräches eher zufällig erfahren. „Offiziell wissen wir es nicht“, sagt Brudermeister Rainer Keip. Pfarrer Jürgen Rentrop habe sich bei den Richrather Schützen noch nicht gemeldet.
„In unseren Statuten steht, dass sich die Bruderschaft an der Fronleichnamsprozession beteiligt, natürlich an der Prozession in Richrath“, sagen die Schützen. „Unsere Bruderschaft tut viel für die Kirche“, sagt Keip. „Sie übernimmt den Fahnenschmuck zu Fronleichnam, trägt den Himmel, schmückt den Altar“, so Keip. Vor allem die älteren Leute zeigten kein Verständnis dafür, dass die Prozession in Richrath ausfallen soll.
„Bislang gab es in Langenfeld drei Fronleichnamsprozessionen“, sagt Pfarrer Jürgen Rentrop, „eine große in der Stadtmitte, Richrath und eine kleinere in Reusrath“. Die Kirche St. Josef sei die erstgenannte Kirche der Großpfarrei, daher böte es sich an, dass die erste gemeinsame Prozession in der Stadtmitte stattfindet, so der Dechant. 2012 könne die Prozession in Richrath stattfinden, danach in Reusrath.
Eine große gemeinsame Prozession mit mehr als 1.500 Teilnehmern könne er sich gut vorstellen. Ab Marktplatz könne die Prozession ziehen, am Altenheim vorbei, Metzmacherschule und zurück zur Stadtmitte. Von einem Zugweg, der von der Stadtmitte nach Richrath geht oder umgekehrt, hält der Pfarrer nicht viel.
Dass die Richrather an ihrer Prozession hängen, kann Rentrop verstehen. „Nachher wird ja auch das Pfarrfest gefeiert. Von diesem Termin müsse nicht abgewichen werden. Das Richrather Fest könne auch nach einer zentralen Prozession gefeiert werden.
Die Schützen befürchten allerdings, dass sich die Teilnahme am Pfarrfest erheblich reduzieren könne. Noch hoffen sie, dass doch eine Prozession in Richrath stattfindet.